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Kommentar: Wie hältst du es mit Halloween?

Jeden Winter führen Christen zwischen Halloween und Fastnacht die gleichen Diskussionen: Darf man säkulare Festbräuche fröhlich feiern, wie sie fallen? Oder muss man andere, um des Glaubens willen, davor warnen?

Von Thorsten Dietz

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Am 31. Oktober tun manche Christen nicht nur kund, dass sie den Reformationstag begehen, sondern auch, dass sie Halloween ausdrücklich nicht feiern. Weihnachten betonen sie, dass der Weihnachtsmann von Coca-Cola oder wem auch immer erfunden sei, aber nichts mit dem Fest zu tun habe. Ähnlich ist es in der Faschingszeit. Hier möge es zwar Bezüge zur christlichen Botschaft geben. aber: Das Ganze sei eine krude Mischung aus heidnischem Aberglaube, Kommerz und Enthemmung, von der man sich bitte schön fernhalte.

Wer Orientierung geben möchte, sollte die Wirklichkeit nicht verzeichnen. Wie und unter welchen Umständen Feste und Gebräuche sich durchsetzen, ist eine sehr komplexe Frage. Hier einfach auf den „Kommerz“, die „Medien“ oder den allgemeinen „Glaubensverlust“ zu verweisen, ist zu einfach. Gebräuche setzen sich durch, wo sich die Faszination eines Themas, rituell-symbolische Griffigkeit und menschliche Grundbedürfnisse verbinden. In dieser Hinsicht waren und sind viele christliche Gebräuche ungeheuer erfolgreich. Es stimmt schlicht nicht, dass die westliche Welt heute von lauter heidnischen Bräuchen überschwemmt wird. Man übersieht leicht, wie stark christliche Traditionen nicht nur bewahrt, sondern auch neu gestiftet werden. Adventskränze kommen beispielsweise im 19. Jahrhundert auf und auch die St.-Martins-Umzüge sind eine Erfindung des 20. Jahrhunderts.

Unterscheidung zwischen Fakten und Fiktion

Wer vor Gefahren warnen möchte, sollte sich klarmachen: Jeder Fehlalarm vermindert die eigene Glaubwürdigkeit. Vor allem manch christliche Warnungen vor Halloween verbreiten überflüssige Ängste. Die Beliebtheit dieses Fests hat bei fast allen Kindern und Jugendlichen nichts damit zu tun, dass sie Kontakt zu übernatürlichen Mächten suchen. Figuren wie Dracula, Frankenstein und Co. sind popkulturelle Medienstars. Unzählige Film- und Serienformate haben Horror zum Mainstream für alle Altersgruppen gemacht: Hotel Transsylvanien für die Kleinen, The Walking Dead für die Großen und Harry Potter für alle dazwischen. Kaum ein Kinderzimmer kommt heute ohne Utensilien der Grusellust aus. Ich kenne keinerlei tragfähige wissenschaftliche Erkenntnis, dass diese popkulturelle Welle Menschen für okkulte Phänomene öffnet. Den meisten Kindern gelingt die Unterscheidung von Fakten und Fiktion dagegen sehr gut. Gerade durch das Verkleiden zu Halloween oder Fastnacht lernen Kinder, dass Zombies und Vampire keine realen Figuren dieser Welt sind. Insofern ist Halloween noch harmloser – als der „Glaube“ an die Zahnfee.

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Ja, für manche sind diese Themen nicht nur Spaß, sondern Ernst, verzweifelter oder böser Ernst. Hier braucht es Christen, die mutig und beherzt ihren Glauben bezeugen. Denn die Gruselgestalten werfen wichtige Fragen auf, zu denen gläubige Menschen gesprächsfähig sein sollten: Was geschieht nach dem Tod? Wie gewinnt das Böse in der Welt Gestalt? Was hilft gegen unheimliche Bedrohungsgefühle? Wer an den lebendigen Jesus Christus glaubt, hat auf solche Fragen viel zu gute Antworten, um sich durch den erhobenen Zeigerfinger einmal mehr als Spaßbremse vom Dienst zu entlarven.

Thorsten Dietz ist Professor für Systematische Theologie an der Evangelischen Hochschule Tabor und ist Privatdozent an der Universität Marburg.

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