- Werbung -

„Flüssige Predigt“: Wolfgang F. Rothe verbindet Whisky mit Verkündigung

Er schafft den Sprung vom Whisky-Glas zum Kirchenfenster: Wolfgang F. Rothe, Doktor der Theologie und des Kirchenrechts – und als „Whisky-Vikar“ bekannt. In seinem Buch „Wasser des Lebens“ bezeichnet er die Spirituose als „flüssige Predigt“. Dabei stellt er Bezüge zwischen Herstellung und Verkostung des Whiskys und dem christlichen Glauben her. Wie kann das funktionieren? Im Interview erzählt er uns, warum Glaube und Genuss unbedingt zusammengehören und Christen auf vielfältige Themen für die Glaubensvermittlung zurückgreifen dürfen.

Jesus.de: Woher kommt ihre Liebe zum Whisky?

- Werbung -

Wolfgang F. Rothe: Meine Liebe zum Whisky verdanke ich der wahrscheinlich trockensten Materie, die es überhaupt gibt: dem katholischen Kirchenrecht. Ich war vor vielen Jahren einmal bei einer adeligen Familie zu einem Beratungsgespräch eingeladen und habe mich aufgrund der etwas förmlichen, ja einschüchternden Atmosphäre nicht getraut, das Glas Whisky, das nach dem Essen gereicht wurde, abzulehnen. Dieses Glas wurde für mich zu einer Art Offenbarung!

Sie gebrauchen den Whisky in ihrem Buch als „Brücke“ zu Glaubensinhalten …

… in der Tat verwende ich den Whisky als Zugang, um – auch – mit Menschen in Kontakt zu kommen, die mit Glaube und Kirche nichts oder nichts mehr anfangen können. Whisky eignet sich dazu in doppelter Weise: Zum einen ist seine Geschichte eng mit der Geschichte des christlichen Glaubens zumal in Irland und Schottland verbunden, und zum anderen eignen sich sowohl die Herstellung als auch die Verkostung von Whisky als Gleichnis, um spirituelle Botschaften zu transportieren.

Wolfgang F. Rothe bei einem Besuch auf der schottischen Whisky-Insel Islay (Foto: Bernhard Czerny).

- Werbung -

Vermutlich finden manche den Whisky-Glaubens-Vergleich trotzdem etwas weit hergeholt?

Solche Kritik gab und gibt es, aber durchweg von Leuten, die weder mein Buch gelesen noch eine meiner Veranstaltungen zu diesem Thema besucht hatten. Ihnen möchte ich mit einem Wort Jesu antworten: „Kommt uns seht“ (Joh 1,39).

Alkoholkonsum ist ja nun kein unproblematisches Thema … Gab es schon Kritik von Suchthilfe-Verbänden? Oder Menschen, die persönlich von Alkohol abhängig sind?

Zunächst einmal: Wer Alkohol strikt ablehnt, kann sich schwerlich auf Jesus berufen, der schließlich sein erstes Wunder gewirkt hat, indem er bei der Hochzeit zu Kana eine nicht unerhebliche Menge Wasser in Wein verwandelt hat (vgl. Joh 2,1-11). Außerdem haben ihn seine Gegner, wie er selbst bekennt, nicht ohne Grund als „Fresser und Säufer“ (Mt 11,19) verunglimpft.

- Werbung -

Wer mein Buch gelesen oder eine meiner Veranstaltungen besucht hat, weiß, dass mir kaum etwas ferner liegt, als die mit dem Genuss alkoholhaltiger Getränke einhergehenden Gefahren zu verharmlosen! Der achtsame, das heißt bewusste und maßvolle Genuss, ist jedoch das beste Mittel, diesen Gefahren zu wehren. Darum ist es mir wichtig darauf hinzuweisen: Nicht die Menge ist der Maßstab des Genusses, sondern, ganz im Gegenteil, die Mäßigung! Anders ausgedrückt: Genuss und Mäßigung bedingen sich gegenseitig, da maßloser Konsum den Genuss nicht steigert, sondern mindert, da er unweigerlich zu Gewöhnung, Abstumpfung, Abhängigkeit und Krankheit führt.

Überhöhen Sie den Whisky? Sie bezeichnen ihn als „himmlisches Erzeugnis“, sogar als eine „Ahnung vom Paradies“ …

Am Beispiel von Whisky versuche ich deutlich zu machen, dass jeder echte, das heißt maßvolle Genuss, in der Tat ein Geschenk des Himmels und ein Vorgeschmack des Paradieses ist. Schließlich hat uns Jesus ewiges Leben verheißen, „Leben in Fülle“ (Joh 10,10), Leben ohne Einschränkung, Leben in Genuss.

Würde ihr Buch auch ohne den Whisky-Bezug als geistlicher Ratgeber funktionieren?

In meinem Buch kommt dem Whisky schon eine tragende Rolle zu, da es insbesondere gedacht ist, der großen und stetig wachsenden Zahl der Whiskyliebhaber bewusst zu machen, was sie da im Glas haben: Nämlich etwas, das einst von christlichen Mönchen in Irland oder Schottland zu ursprünglich medizinischen Zwecken erfunden wurde und damit aus dem Geist christlicher Nächstenliebe entstanden ist. Whisky ist somit ein Produkt von Kirche und Kloster!

Whisky-Fässer (Bild: pixabay)

Gibt es weitere Themen, bei denen Sie Glaubensbezüge herstellen? Oder tun Sie das nur beim Whisky?

Nach dem großen, auch medialen Interesse, das mein Buch über die „Spiritualität des Whiskys“ hervorgerufen hat, muss und werde ich mich wohl weiterhin auf dieses Thema konzentrieren. So wird Anfang 2018 mein zweites Buch darüber erscheinen. Derselbe Ansatz würde aber auch mit anderen Themen funktionieren, Brot und Wein zum Beispiel. Alles, was das Leben lebenswert(er) macht, ist ein Beweis der Liebe Gottes zu uns Menschen!

„Ein Glaube, der vom Leben abgehoben wäre,
wäre nicht christlich, weil er die Menschwerdung
des Sohnes Gottes banalisieren und entwerten würde“

Die EKD versucht es über Luther, der katholische Jugend-Pfarrer Nobert Fink über Elvis und Star Wars, Sie ziehen den Whisky heran: Glaubensinhalte werden häufig nicht mehr direkt kommuniziert werden, sondern über etwas anderes?

Ich glaube nicht, dass es sich bei alledem – Luther, Elvis, Star Wars und Whisky – um etwas „anderes“ handelt. Jesus ist Mensch geworden und hat das Menschsein als solches, mit all seinen Freuden und Leiden, zum Glaubensinhalt gemacht, denn es gibt für uns Menschen in dieser Welt keinen anderen Weg zu Gott als über das, was menschlich und damit in gewissem Sinn weltlich ist.

Ich finde es zum Beispiel großartig, was Norbert Fink macht, denn er schafft es, den Glauben im echten Leben zu verorten. Ein Glaube, der vom Leben abgehoben wäre, wäre nicht christlich, weil er die Menschwerdung des Sohnes Gottes banalisieren und entwerten würde.

„Verstecken würden wir uns,
wenn wir als Christen Glaube und Leben strikt trennen würden“

Also halten Sie es für keine bedauernswerte Entwicklung, dass Menschen kaum noch direkt mit Glaubensthemen erreicht werden können?

Die Unterscheidung von direkten und indirekten Glaubenszugängen halte ich aus christlicher Perspektive, mit Verlaub, für eine Konstruktion. Ich freue mich, dass es heute wieder möglich ist, Glaube und Leben auf eine Weise zu verbinden, die der menschlichen Natur als gottgewollter Einheit von Leib und Seele gerecht wird.

Verstecken wir Christen uns? Ist uns der Glaube peinlich, sodass wir etwas „Cooles“ vorschieben müssen?

Verstecken würden wir uns, wenn wir als Christen Glaube und Leben strikt trennen würden. Denn dann gäbe es Lebensbereiche, die mit dem Glauben nichts zu tun hätten, nicht vom Glauben durchdrungen wären, nicht durch den Glauben geprägt würden. Wenn auch in dem, was „cool“ ist, was Spaß macht, was Menschen interessiert und beschäftigt, der Glaube seinen Platz hat, dann kommt zusammen, was zusammen gehört.

Vielen Dank für das Gespräch.

Die Fragen stellte Laura Schönwies


Passen Whisky und Verkündigung tatsächlich zusammen? Wer sich näher mit diesem Thema beschäftigen möchte oder selbst gerne Whisky trinkt, der sollte eine Veranstaltung von Wolfgang F. Rothe besuchen – oder einen Blick in sein Buch Wasser des Lebens werfen. Es ist 2016 im eos-Verlag erschienen.

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht