Ein halbes Jahrhundert auf der Bühne, mehr als 50 Millionen verkaufte Tonträger: Peter Maffay ist einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Musiker. Jetzt wird er 75 Jahre alt – und singt immer wieder auch von seinem Glauben an Gott.
München, Sommer 2024. Peter Maffay tritt im Rahmen seiner „Farewell-Tour – We love Rock’n’Roll“ auf dem Königsplatz auf. Markus Kosian, Chefredakteur von PromisGlauben, erlebt live den Gänsehaut-Moment, als Maffay den Song „Wenn wir uns wiedersehen“ spielt. Er erzählt darin von seinem Vater Wilhelm und bringt seine Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod zum Ausdruck.
„Wenn wir uns wiedersehen, uns gegenüber stehen,
haben wir endlich mal für uns unendlich Zeit.
Wenn wir uns wiedersehen, uns in die Arme nehmen,
ist das Abschiednehmen endlich mal vorbei.“
In seiner Karriere hat Maffay seine Konzertbesucher immer wieder mit Statements zum Glauben überrascht. 2022 betonte er in der Anmoderation zu seinem Song „Größer als wir“, dass es einen Gott gibt, der größer sei als wir. Die Entscheidung für den Glauben müsse jeder mit sich ausmachen. Im Song selbst heißt es:
Nur weil ich dich nicht seh‘ heißt es nicht, dass du nicht da bist.
(…) Egal, wie man dich nennt. Egal, woran man dich erkennt.
Egal wer du auch bist, wichtig ist nur, dass es dich für mich gibt.
Egal, wie man dich nennt. Egal, woran man dich erkennt.
Du bist größer als die Zeit, größer als alles hier, größer als wir.“
In einem Interview mit dem Kölner Express hatte der Sänger 2020 gesagt: „Ich bin gläubig, ich glaube an Gott. […] Ich habe immer Songs gehabt, in denen ich das thematisiert habe.“ Im selben Jahr zitierte ihn die BUNTE mit den Worten: „Wenn man als Mensch an seine Grenzen stößt, dann ist das Wissen um eine höhere Instanz sehr tröstlich. Aus meinem Glauben habe ich immer schon viel Kraft geschöpft, nicht nur in Krisen.“ Im Gespräch mit dem Magazin Chrismon erklärte er: „Natürlich bete ich, jeden Tag […] „Der Glaube spielt eine große Rolle in meinem Leben. Er ist wie ein Leuchtturm, eine Orientierungshilfe.“
Maffay unterstützt den interreligiösen Dialog, doch ist dagegen, eigene Traditionen und Überzeugungen über Bord zu werfen. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst sagte er einmal:
„Ich halte viel von Verständnis und Toleranz, aber wenig davon, wenn wir das St. Martinsfest in „Lichterfest“ umbenennen.“ Ebenso wenig wie man das von uns Christen einfordern darf, erwarte oder verlange ich, dass unsere muslimischen Mitarbeiter in Spanien das christliche Gotteshaus betreten, das wir gemeinsam gebaut haben. Jeder darf selber entscheiden, wie weit er sich auf den Glauben des Anderen einlassen und daran teilhaben möchte. Alles andere ist dem wechselseitigen Respekt nicht dienlich.„
Während er die Bedeutung des Glaubens für sein Leben immer wieder betont, hat Maffay Probleme mit der Institution Kirche, aus der schon als 20-Jähriger austrat. In seinem Buch „Hier und jetzt“ schreibt er: „Ich bin weder esoterisch veranlagt noch ticke ich überreligiös“. Aber: „Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube uns ausrichtet und gleichzeitig auch der Antrieb ist für das, was wir tun und wofür wir leben.“
Von kirchlicher Seite gab es an seinem Buch Kritik. So schrieb Christof Haverkamp auf Kirche+Leben, Maffays Blick auf die Institution sei „holzschnittartig“ und „einseitig negativ“. Auch wirke sein Blick auf die unterschiedlichen Religionen „pauschal“ und „wenig reflektiert“.
Vom Schlager zum Deutschrock
Peter Maffay wurde am 30. August 1949 als Peter Alexander Makkay im rumänischen Siebenbürgen geboren. Dort erhielt er Geigenunterricht. 1963 siedelte die Familie nach Deutschland über. Ein Jahr später begann seine Karriere als Musiker in einer Coverband. Das Gymnasium verließ er wegen großer Probleme, eine Lehre gab er für die angestrebte Musikkarriere auf.
Seine erste Single „Du“ erschien 1970. Viele Jahre lang war Maffay anschließend als „sanfter“ Schlagersänger bekannt und erfolgreich. Der Wandel hin zum Deutsch-Rocker erfolgte 1979 mit dem Album „Steppenwolf“, das sich damals 1,6 Millionen Mal verkaufte – Rekord. Über seinen Stilwechsel sagte Maffay später:
„Es war Hannes Wader, der mit den Stachel in den Popo jagte. Er sagte zu mir: „Jetzt mach mal was mit deiner Musik.“ Da merkte ich, dass ich nicht länger von Friede, Freude, Eierkuchen singen wollte, sondern gegen den Wind. Das hat mir das Leben gerettet. Wäre ich selbst beim Schlager geblieben, wäre ich heute wahrscheinlich innerlich tot.“
Über sieben Brücken zu Tabaluga
Bekannte Titel aus dieser Zeit sind „Über 7 Brücken musst du gehen (von der DDR-Band Karat) und „Eiszeit“. Ein Highlight sollte die Tour der Rolling Stones werden, bei der Maffay 1982 im Vorprogramm auftrat. Doch er und seine Band wurden bei mehreren Auftritten mit Gegenständen beworfen.
Während er ansonsten musikalisch große Erfolge feierte, fordert der Stress seinen Tribut. In einem Interview mit dem STERN räumte er ein, dass er in den 80-ern zwei bis drei Flaschen Whiskey pro Tag getrunken und bis zu 80 Zigaretten täglich geraucht habe.
Eine völlig andere musikalische Seite zeigte Maffay mit dem Kindermusical Tabaluga, das 1983 in Zusammenarbeit mit dem Rolf Zuckowski entstand. Später gründete er die gleichnamige Stiftung, die traumatisierte und kranke Kinder an verschiedenen Standorten betreut. Neue Wege beschritt er auch 1998 mit dem Album „Begegnungen“, auf dem er mit Künstlern von allen Kontinenten spielte. Die Einnahmen kamen Kinderprojekten des christlichen Hilfswerks „World Vision“ zugute.
20 Alben von Maffay erreichten Platz eins in den deutschen Charts. Mit über 50 Millionen verkauften Tonträgern ist er der erfolgreichste Künstler in den deutschen Charts. Fast 55 Jahre hat er auf der Bühne gestanden.
Zahlreiche Auszeichnungen
Seit den 1980er Jahren hat sich Maffay immer wieder für soziale Projekte, Umweltschutz, Frieden und gegen Gewalt und Rassismus engagiert. Dafür erhielt er unter anderem das Bundesverdienstkreuz (1996 und 2008), den erstmals vergebenen World Vision Charity Award (2006), den Ehrenpreis des Deutschen Nachhaltigkeitspreises (2015), die Buber-Rosenzweig-Medaille (2918) sowie den Echo als Sonderpreis für gesellschaftliches Engagement. 2011 trat er zusammen mit anderen Künstlern wie Udo Lindenberg, Julia Neigel und Clueso beim Festival „Rock gegen Rechts“ auf.
Neben seiner klaren Positionierung gegen rechte Agitatoren plädierte Maffay, der selbst erst als Teenager nach Deutschland gekommen war, 2015 für einen „ehrlichen Umgang“ mit der Flüchtlingskrise – und plädierte auch für Einwanderungsquoten. Wer seine Religion für besser halte oder Homosexualität nicht akzeptiere, dem müsse man sagen: „Sorry, aber du hast hier nichts verloren. […] Respektierst du unsere Werte, dann findet sich ein Platz für dich. Respektierst du sie nicht, dann kannst du nicht Teil dieser Gesellschaft werden.“
Familie hat jetzt Priorität
Seinen Abschied von der ganz großen Bühne begründete der Sänger mit einem Bibelvers aus dem Prediger-Buch, der auch im Tabaluga-Musical auftaucht: „Alles hat seine Zeit.“ Er wolle mehr Zeit für seine Tochter und seine Frau haben „Sie haben die absolute Priorität für mich. […] „Wir sind eine kleine Familie, die sehr normal und bodenständig lebt.“
Songs seien „Meilensteine im Leben“, sagte Maffay einmal. Ebenso wie die Begegnungen mit Menschen. Die Musik „ist wie ein roter Faden, die durchs Leben führt.“
„Der erste Schritt wird uns befreien. Halleluja
Es liegt an uns. Können wir verzeihen. Halleluja.“
(Halleluja, Peter Maffay, 1997)
Quellen: chrismon, Express, BUNTE, STERN, Kirche+Leben, Bild am Sonntag – mit Material von epd und PromisGlauben.
„Kirche und Glaube sind für den Deutschrocker jedoch zwei ganz verschiedene Dinge: Gott hält er für gütig und weise, die Kirchen für „engstirnig und kleinlich“. Den „Zwang“ zu Kirchensteuern kann er nicht nachvollziehen. Die Kirchen, meint er, hätten die Verdummung der Menschen vorangetrieben, ihnen Angst vor Strafe, vor der Hölle eingeflößt. Vorschriften will sich der viermal verheiratete Sänger von den Kirchen schon gar nicht machen lassen.
Sein Kirchenbild irritiert
Sein Bild von Religionen wirkt pauschal und wenig reflektiert. So ist es ihm egal, ob jemand katholisch, protestantisch, jüdisch oder buddhistisch ist oder dem Islam angehört.“
Aus Kirche und Leben
Maffay ist schon sehr sympathisch