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Stefan Hippler: Der Krach des unbequemen Aids-Kämpfers mit seiner Kirche

In Südafrika sterben täglich rund 1.000 Menschen an Aids. Stefan Hippler ist das nicht egal. Hauptberuflich predigt der katholische Priester in der deutschsprachigen Gemeinde in Kapstadt – bislang.

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Nebenbei ist er Mitgründer der Hilfsorganisation HOPE, die aidskranke Kinder und deren Angehörige betreut. In der katholischen Kirche ist der Theologe mit dem raspelkurzen Haarschnitt umstritten. Der gebürtige Bitburger verlangt ein klares Papstwort zum Gebrauch von Kondomen. Nun lässt die Deutsche Bischofskonferenz seinen Vertrag Ende September auslaufen.

  Hippler ist einer, der seine Meinung sagt. 2007 verfasste er gemeinsam mit dem «Zeit»-Journalisten Bartholomäus Grill das Buch «Gott, Aids, Afrika». Die Deutsche Bischofskonferenz reagierte empört: Der Priester musste eine Lesereise durch Deutschland absagen. Vor einigen Monaten sollte er in der ARD-Talkshow «Beckmann» auftreten, nahm das Angebot jedoch auf Druck der Kirche zurück.

  Ende April dieses Jahres beschloss die Bischofskonferenz schließlich, Hipplers Vertrag nicht zu verlängern. «Gleichzeitig wurde mir mündlich mitgeteilt, dass das Katholische Auslandssekretariat auf eine weitere Verwendung meiner Dienste im Ausland generell verzichten möchte», erzählt der Priester. Eine Begründung für die Kündigung erhielt er nicht. «Zu personellen Entscheidungen nehmen wir grundsätzlich nicht Stellung», sagt Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz.

  Die Bischöfliche Pressestelle in Trier betont, ein Auslandseinsatz von mehr als zwölf Jahren sei bereits eine Ausnahme. Es sei daher ein «regulärer Vorgang», dass der auslaufende Vertrag Hipplers nicht ein weiteres Mal verlängert werde. Der Pfarrer habe sich mit «großem Engagement» für den Kampf gegen Aids eingesetzt, sagt der Trierer Bischof Stephan Ackermann. «Für diesen Einsatz bin ich ihm sehr dankbar.» Dies gelte «ungeachtet einiger Stellungnahmen von Pfarrer Hippler zu Fragen der Sexualethik, die nicht in Übereinstimmung stehen mit den lehramtlichen Äußerungen der Kirche».

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  Trotz der Mahnung von oben sparte Hippler in den vergangenen Wochen nicht mit Kritik an der Kirche. Die Äußerung von Papst Benedikt XVI. zum Thema Aids während seiner Afrika-Reise im März sei «wenig hilfreich» gewesen, sagte er am Rande des evangelischen Kirchentags in Bremen. Benedikt hatte im Flugzeug nach Kamerun erklärt, die Verteilung von Kondomen dämme die Ausbreitung von Aids nicht ein, sondern verstärke sie zusätzlich. «Die Behauptung, Kondome beförderten die Ausbreitung der Epidemie, ist faktisch falsch», erklärte Hippler. «Manchmal frage ich mich, welche Berater der Papst eigentlich hat.»

  Auch zu anderen Gelegenheiten sagt Hippler, was er denkt. Wenn er auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika angesprochen wird, holt er erstmal tief Luft. «Es ist nicht alles Gold, was glänzt», sagt der Theologe. Das sportliche Groß-Event im Juni kommenden Jahres sieht er mit gemischten Gefühlen: «Wir werden überrannt von Leuten, die was mit Fußball und schwarzen Kindern machen wollen.»

  Hippler wirft Sponsoren vor, ihr Engagement gegen Aids für die eigene Image-Pflege zu missbrauchen. «In einem Land mit täglich 1.500 Aids-Neuinfektionen ist so eine Rein-Raus-Strategie tödlich.» Hilfsprojekte würden für kurze Zeit mit viel Geld unterstützt und anschließend fallengelassen. «Das ist verantwortungslos.»

  Schon kurz nachdem die katholische Kirche ihn 1997 als Auslandspfarrer nach Kapstadt entsandte, begann Hippler, sich für die Aids-Problematik zu  interessieren: «Etwa jeder achte Südafrikaner ist HIV-positiv, das lässt sich nicht wegdiskutieren.» 2001 gründete er das Projekt HOPE. Der Priester zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft Südafrikas: «Da wächst eine ganze Generation von Menschen heran, die keine Perspektive hat.»

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  Die eigene Perspektivlosigkeit sieht Hippler derweil gelassen: «Da wir am Kap der guten Hoffnung leben, hoffe ich auf eine vernünftige Lösung, die vor allen Dingen den Menschen gerecht wird.»

(Quelle: epd)

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