- Werbung -

„Stigmatisierung“: Muslimische Verbände kritisieren „Anti-Fanatismus“-Kampagne

"Hassan" wird von besorgten Angehörigen vermisst: Eine Plakatkampagne des Bundesinnenminsteriums, die für eine Hotline gegen Radikalisierung werben soll, stößt bei den Muslimen auf Kritik. Auch die Antidiskriminierungsstelle ist irritiert.

- Werbung -

 Eine Kampagne des Bundesinnenministeriums gegen religiösen Fanatismus sorgt für Irritationen. Die laut Ministerium beteiligten muslimischen Verbände distanzierten sich deutlich und kritisierten mangelnde Kommunikation. Die Leiterin der Bundes-Antidiskriminierungsstelle, Christine Lüders, äußerte sich am Dienstag in Berlin "befremdet" über die Aktion, mit der ein Beratungstelefon zur Hilfe gegen die Radikalisierung muslimischer Jugendlicher bekannter gemacht werden soll. "Die Motive wecken den Anschein der Stigmatisierung einer ganzen Gruppe", sagte Lüders.

 Auf Plakaten unter der Überschrift "Vermisst" werden muslimisch aussehende junge Leute gezeigt, die in die Hände "religiöser Fanatiker und Terrorgruppen" abzurutschen drohten. Bereits nach der Vorstellung der Kampagne am Freitag hatte es Kritik von Muslimen gegeben, die die Anzeigen als stereotypisierend empfanden.

 Die muslimischen Verbände DITIB, der Verband der Islamischen Kulturzentren VIKZ, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken teilte mit, die Plakataktion sei bereits im Anfangsstadium stark kritisiert worden. Die endgültigen Plakate habe man bis zur Veröffentlichung nicht gesehen, die Bedenken seien nicht aufgegriffen worden.

 Die vier Verbände sind Teil der Initiative Sicherheitspartnerschaft von Muslimen mit den Sicherheitsbehörden. Es bleibe weiterhin ein «unerreichter Idealfall», als Partner in der Initiative nicht nur als Statist in Kenntnis gesetzt zu werden, bemängelten sie.

- Werbung -

 Es sei zu befürchten, dass die Plakataktion in der gegenwärtigen Form neue Konfliktfelder schaffe, ergänzten die muslimischen Verbände. Es werde eine "gesellschaftliche Paranoia" heraufbeschworen, die geeignet sei, Misstrauen bis in die Tiefen der Gesellschaft zu säen.

 Das Bundesinnenministerium hatte die Vorwürfe zuvor in Reaktion auf Lüders abgewiesen. "Selbstverständlich ist die Anzeigenkampagne mit den in der Initiative Sicherheitspartnerschaft vertretenen muslimischen Verbänden abgestimmt", teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums mit. Ziel der Initiative sei es, gemeinsam der zunehmenden Radikalisierung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen entgegenzutreten.

 Auch den Vorwurf, mit der Kampagne würden Stereotype bedient, bezeichnete das Innenministerium als nicht nachvollziehbar. Es werde nicht nur auf Jugendliche mit Migrationshintergrund abgezielt, sondern auch deutsche Konvertiten würden mit einbezogen. Neben "Hassan", "Fatima" und "Ahmad" befindet sich auf einem der "Vermisst"-Plakate auch ein "Tim", dessen Eltern seine zunehmende Radikalisierung befürchten.

 Die telefonische Hotline der "Beratungsstelle Radikalisierung", die mit der Kampagne beworben werden soll, wurde zu Jahresbeginn vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge eingerichtet. Besorgte Angehörige oder Freunde können sich dort melden, wenn sie vermuten, dass sich jemand aus ihrem Umfeld radikalisiert. Die Werbekampagne, die auf Deutsch, Türkisch und Arabisch verbreitet wird, kostet den Angaben zufolge 300.000 Euro.

- Werbung -

(Quelle: epd)

NEWS & Themen

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de