Die Potsdamer Garnisonkirche wird erneut Thema im Bundestag. Die Fraktion der Linken fordert in einem neuen Antrag an das Parlament, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, die für den Wiederaufbau des Turms in Aussicht gestellten zwölf Millionen Euro Bundesmittel zu streichen.
Die Garnisonkirchenstiftung reagierte am Dienstag mit einem Gesprächsangebot an die Linkspartei und rief dazu auf, "gemeinsam eine Kultur des Friedens" zu bauen.
"Geschichte mit Scheuklappen einseitiger Betrachtung zu bewerten" helfe nicht dabei, sich der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für Erinnerung und Versöhnung zu stellen, sagte Stiftungsvorstand Wieland Eschenburg dem epd in Potsdam. Die Stiftung sei gerne bereit, der Linken im Bundestag das Bauprojekt ausführlich vorzustellen.
Die Bundesregierung wird in dem Antrag der Linksfraktion aufgefordert, "sich nicht finanziell am Gesamtprojekt oder an Teilprojekten zum Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche zu beteiligen" und "die Inaussichtstellung einer finanziellen Beteiligung durch den Bund zurückzunehmen".
Linke: "Wiederaufbau höchst umstritten"
Der Wiederaufbau des Turms der früheren preußischen Militärkirche sei in der Potsdamer Stadtgesellschaft und auch in christlichen Kreisen hoch umstritten, heißt es zur Begründung: "Der Wiederaufbau ausgerechnet dieses Kirchenbaus ist nicht vergleichbar mit der Wiedererrichtung etwa der Dresdner Frauenkirche und könnte das große friedenspolitische Engagement vieler Kirchgemeinden diskreditieren." Problematisch sei die Geschichte des Gotteshauses als einstige Hof- und Militärkirche Preußens.
"Verknüpfung von Staat, Kirche und Militär"
Auf Anordnung des "Soldatenkönigs" Friedrich Wilhelm I. von Preußen wurde die Garnisonkirche für die Angehörigen des Hofstaates und der Garnison errichtet und stand im Dienste der Obrigkeit und des Militärs. Die Linke gibt zu bedenken, dass hier Krieg als Gottes Wille gepredigt worden sei, ferner seien Waffen gesegnet und Kriege glorifiziert worden.
Desweiteren erinnert die Linkspartei an die rechte Vergangenheit der Kirchengemeinde 1919 und nach 1933. Vor allem aber stehe die Garnisonkirche Potsdam seit dem 21. März 1933, den die nationalsozialistische Propaganda als "Tag von Potsdam" und als Gründungsdatum des "Dritten Reiches" zelebrierte, für die Besiegelung des Bündnisses von "deutschnationaler Reaktion und nationalsozialistischer Revolution" (Der Tagesspiegel vom 21.03. 2013).
Die Finanzierung des Vorhabens sei "hochgradig unsicher und intransparent", heißt es weiter im Antrag der Linken. Angesichts des aktuellen Erstarkens rechtsnationaler und neonazistischer Kräfte in Deutschland und in Europa bestehe zudem «die reale Gefahr", dass der Ort wegen seiner Geschichte "bewusst missbraucht und für rechtsextreme Kultveranstaltungen genutzt werden" könnte. Eine finanzielle Beteiligung des Bundes wäre deshalb "nicht nur Verschwendung von Steuergeld, sondern ein völlig falsches politisches Signal".
Kosten in Millionenhöhe
Die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg, die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und Fördermittel aus dem Bundeskulturhaushalt sollen dabei helfen die Kosten in Millionenhöhe für die Turmsanierung zu decken.
(Quelle: epd)