Der Tübinger Theologe Hans Küng hat die katholischen Bischöfe angesichts eines «historischen Vertrauensverlusts» aufgerufen, auch gegen den Willen des Papstes Reformen in der Kirche einzuleiten.
Die Bischöfe dürften nicht wie «Statisten ohne Recht und Stimme wirken», heißt es in einem offenen Brief des 82-jährigen Theologen, den die «Süddeutsche Zeitung» und die «Neue Zürcher Zeitung» am Donnerstag veröffentlichten. Benedikt XVI., der an diesem Montag fünf Jahre im Amt ist, finde nicht die Wege, um die Kirche aus ihrer tiefsten Vertrauenskrise seit der Reformation zu führen.
Auch wenn jeder Bischof einen Gehorsamseid gegenüber dem Papst abgelegt habe, wisse er doch, «dass uneingeschränkter Gehorsam nie einer menschlichen Autorität, sondern Gott allein geschuldet ist», schrieb Küng. «Schicken Sie keine Ergebenheitsadresse nach Rom, sondern Reformforderungen», ermunterte er die Bischöfe. Diese sollten nicht als Einzelne handeln, sondern gemeinsam mit Priestern und Laien in den Gemeinden.
Küng sprach sich zudem für ein neues Konzil aus. Dieses oder zumindest eine repräsentative Bischofsversammlung sollten die Bischöfe auch gegen den Widerstand des Vatikans durchsetzen, forderte er.
(Quelle: epd)