Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer hat die EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmann gegen aufkommende Kritik an ihrer Alkoholfahrt in Schutz genommen. "Das ist ein Blackout, der leider immer wieder Leuten passiert, die in öffentlichen Ämtern unter Dauerstress stehen", sagte Schorlemmer der Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe).
Die öffentliche Dauerbeobachtung verzeihe keine privaten Fehler. "Auch Margot Käßmann steht in ihrem Amt unter einer enormen Spannung. Und Alkohol löst nun mal Spannungen und baut Stress ab", so Schorlemmer weiter. Er erwartet nun, dass Käßmann mit einigem Gegenwind ihrer Kritiker klarkommen muss. "Die Häme, die es jetzt geben wird, ist schlimmer als der Strafbefehl."
Gleichwohl nannte Schorlemmer die Alkoholfahrt eine Verfehlung, die nicht einfach zu rechtfertigen sei. "Wenn jemand bei Rot über die Kreuzung fährt und Alkohol getrunken hat, dann ist das schon schlimm und nicht einfach hinnehmbar". Daher sei es gut, wenn Käßmann nicht lange um diesen Fehler herumrede, sondern zu ihrem Fehler steht. "Alles andere macht die Sache nur noch schlimmer", so Schorlemmer.
Kritik kam auch vom Vorsitzenden der konservativen Protestanten, dem Hamburger Pfarrer Ulrich Rüß. "Diese Alkoholfahrt von Frau Käßmann ist der Super-Gau, der wohl auch Konsequenzen haben muss", so der Leiter der Konferenz Bekennender Gemeinschaften. Nach Käßmanns Afghanistan-Kritik sei klar, dass viele ihrer Kritiker nun einen dankbaren Vorwand für eine Kirchenschelte hätten. "Das tut mir ausdrücklich leid, denn diese Häme ist unangebracht", so Rüß weiter.