Heute vor einem Jahr wurde die Christin Asia Bibi von einem Gericht in Pakistan wegen angeblicher Beleidigung von Mohammed, dem Religionsstifter des Islam, zum Tod verurteilt. Es war das erste Todesurteil wegen "Blasphemie", das in Pakistan gegen eine Frau ausgesprochen wurde.
Der Fall der fünffachen Mutter hatte weltweit für Aufsehen und Proteste gesorgt. Ein Verteidiger war der fünffachen Mutter verwehrt worden, Aussagen gegen sie waren abgesprochen. In den kommenden Tagen entscheidet nun der "High Court" in Lahore über einen Antrag auf Freispruch.
Asia Bibi hatte im Juni 2009 als Tagelöhnerin auf einem Landgut gearbeitet und Wasser für eine Gruppe muslimischer Mitarbeiterinnen geholt. Diese forderten die Christin auf, sich zum Islam zu bekennen, das sie das Wasser sonst nicht trinken könnten. In dem darauffolgenden Streit soll die heute 40-Jährige geantwortet haben, dass Jesus der wahre Prophet Gottes sei. Auf Druck islamischer Geistlicher wurde Anklage gegen Asia Bibi erhoben, die erste Anhörung erfolgte am 14. Oktober 2009. Am 8. November 2010 wurde sie zum Tod verurteilt.
Im Zusammenhang mit ihrer Verurteilung kam es zu der Ermordung zweier prominenter Persönlichkeiten: Der Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer, und der christliche Minderheitenminister Shabaz Bhatti hatten sich für ein faires Verfahren bzw. Bibis Freilassung eingesetzt.
Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) weist darauf hin, dass in Pakistan nicht nur Christen Opfer von Blasphemie-Anzeigen werden. Allein in der Provinz Punjab gab es Mitte des Jahres 94 Personen, die wegen angeblicher Blasphemie in Haft saßen – darunter 80 Muslime. Dem Missbrauch bei der Anwendung des "Blasphemie"-Paragraphen sind Tor und Tür geöffnet, da die erste Untersuchung der Anzeigen den lokalen behörden obliegt, die vergleichsweise leicht unter Druck gesetzt werden können.