Papst Franziskus hat den Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) zu dessen 70. Geburtstag in Genf besucht. In seiner Rede äußerte er nicht nur freundliche Worte, sondern forderte die Versammelten auf, die Evangelisation wieder mehr in den Fokus zu rücken: „Die Verkündigung
des Evangeliums bis zu den äußersten Grenzen gehört zum Wesen unseres Christseins“, sagte er in seiner Rede. Aus dem Wissen um die Göttlichkeit Jesu ziehe die Kirche seine Anziehungskraft. Diesen Schatz dürfe man nicht auf den Humanismus reduzieren oder aus Angst vor Provokation zurückhalten. Man sei gerufen, die Freude des Evangeliums zu leben und zu teilen, mit dem Wunsch, Güte und Schönheit denjenigen zu erschließen, „die noch nicht die Gnade erhalten haben, Jesus wirklich zu kennen.“
Der Theologe Thomas Schirrmacher hat sich nun in einem Kommentar in den Bonner Querschnitten zu den Worten des Papstes geäußert. In aller Freundschaft und in dem Wissen, dass der ÖRK Mission grundsätzlich ernst nehme, könne man den Anfragen des Papstes nur zustimmen. Als Stellvertretender Generalsekretär und Vorsitzender der Theologische Kommission in der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) übte er in seinem Beitrag auch Selbstkritik: Als WEA müsse man sich die Frage stellen, ob der evangelistische Schwung zur Mission heute – vor allem in Europa – wirklich noch prägend sei: „Man diskutiert etwa die zunehmende Zahl von Muslimen in Europa lieber politisch und kritisch, statt Gastfreundschaft zu üben und muslimische Familien zu sich nach Hause einzuladen“, schreibt er.