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Pfingsten: „Mein erster Auftritt auf Erden war legendär“

Was geschah eigentlich beim ersten Pfingstfest? Ein nicht ganz ernst gemeintes Interview mit „Herrn Pfingsten“. Er plaudert über seine Geburt, die Beziehung zu seinen großen Geschwistern Weihnachten und Ostern und seine Haltung zur Zungenrede.

Herr Pfingsten, für Sie stand am letzten Wochenende wieder viel Arbeit an. Überall auf der Welt feierten Christinnen und Christen Pfingsten. Ich hoffe, Sie konnten sich davor in Ihrem Urlaub gut erholen. Wo waren Sie denn, wenn ich fragen darf?

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Ich bin erst vor ein paar Tagen aus Israel zurückgekommen. Mein Vater Schawuot stammt aus Jerusalem. Dort habe ich ihn über Ostern besucht. Er arbeitet als Erntedankfest. Immer am fünfzigsten Tag nach dem Fest der ungesäuerten Brote muss er ran.

Wenn Ihr Vater aus Israel kommt, woher haben Sie dann Ihren griechischen Namen?

Mein Vater spricht Griechisch. Er liebt seine Arbeit und hat mich deshalb nach dem fünfzigsten Tag benannt: he pentekoste = der fünfzigste. Der fünfzigste Tag nach Ostern ist gleichzeitig mein Geburtstag und mein Arbeitstag. Schon eine Sauerei. Das nehme ich meinem Vater immer noch übel.

Und ihre Mutter?

Ich habe keine. Bei mir lief das mit der Geburt genau andersrum als bei Maria, der Mutter Jesu. Gott ist quasi meine „Mutter“. Er hat dafür gesorgt, dass es mich überhaupt gibt.

Können Sie mir mehr über ihre Geburt erzählen?

Mein erster Auftritt auf Erden war legendär … Die Jünger saßen zusammen, Jesus war bereits zurück im Himmel. Keiner wusste, wie es weitergehen sollte. Jesus hatte zwar die Ankunft des Heiligen Geistes angekündigt, aber wer oder was sollte das sein?

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Doch dann kam er! Mit geballter Wucht. Ein Brausen, wie von einem gewaltigen Sturm, erfüllte das Haus. Aber als wäre das noch nicht genug, erschienen plötzlich Feuerzungen, die sich auf die Köpfe der Jünger setzten.

Was dachten die Jünger in dieser Situation?

Keine Ahnung. Sie waren auf jeden Fall vom Heiligen Geist erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu predigen. Das sorgte für einen ziemlichen Aufruhr in Jerusalem. Wegen des jüdischen Erntedankfestes waren viele Pilger aus fremden Ländern vor Ort. Jeder hörte die Jünger nun in seiner Sprache predigen.

Für mich klingt das völlig verrückt!

Ja, einige hielten die Jünger für betrunken …

Sprachengebet als Rapsong?

… was ich ihnen ehrlicherweise nicht übel nehmen kann. Wenn da plötzlich eine Gruppe Galiläer in irgendwelchen komischen Sprachen spricht. Also, das geht mir auch heute noch mit Charismatikern so. Haben Sie schon einmal die US-amerikanische Evangelistin Paula White-Cain im Sprachengebet erlebt? „Ratta bakka sakka“ und so weiter? Das hört sich für mich eher nach einem Rapsong an.

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Wegen eines Einzelfalls müssen Sie ja nicht gleich alle Charismatiker unter Generalverdacht stellen. Da ist ziemlich unsensibel, finde ich. Vermutlich reicht ihr Glaube nicht aus, um Sprachengebet für möglich zu halten.

Mag sein, ja. Und was ist mit dem Druck, der da ausgeübt wird?

Druck?

Gilt Sprachengebet nicht als Zeichen, dass jemand den Heiligen Geist besitzt, den er durch die Geistestaufe erhalten hat? Man sieht andere in Zungen sprechen und hinterfragt sich dann automatisch selbst, ob man wirklich vom Heiligen Geist erfüllt ist.

Den Heiligen Geist erhält jeder Christ bei seiner Wiedergeburt. Bei der Geistestaufe erfüllt der Heilige Geist den Gläubigen mit Kraft zum Dienst. Als äußeres Zeichen kann es zu Zungenrede kommen.

Das klingt harmlos. Aber auch wenn dieses Zeichen nicht explizit gefordert wird, so wird es doch erwartet, oder?

Nein. Für mich stand das nie zur Debatte, dass die Zungenrede zwingend dazugehört. So war es halt bei allen, die ich kenne, und auch bei mir.

Krasse Erweckung erlebt

Zurück zur Geschichte. Wie ging es eigentlich weiter an ihrem Geburtstag?

Petrus, der Chefjünger, predigte zu den Menschen in Jerusalem von Jesu Tod und Auferstehung. Die glaubten ihm und bekehrten sich in Massen. 3.000 an der Zahl ließen sich an diesem Tag taufen. Ich sagte doch: legendär!

Das muss eine heftige Poolparty gewesen sein. Gab’s auch Cocktails und Fingerfood?

Jetzt werden Sie sarkastisch. Sie sind doch nur neidisch, dass Sie so eine Erweckung noch nie miterlebt haben.

Richtig. Und mir ist noch etwas bezüglich Druck eingefallen. Prophetien sind auch so eine Sache, die ich kritisch sehe. Das kann denjenigen, für den die Prophetie bestimmt ist, doch voll unter Druck setzen. Muss man das immer direkt als von Gott empfangenes Bild verkaufen?

Sie sehen immer nur die negativen Einzelfälle. Das kann doch so viel Gutes bewirken. Wissen Sie, wie viele Menschen schon durch Prophetien ermutigt wurden?

Nein.

Na also.

Trotzdem würde ich mir von Ihnen eine etwas kritischere Sichtweise auf Ihre Gemeindepraktiken wünschen. Was ist mit dem Toronto-Segen 1994. Da fielen die Menschen reihenweise um und lachten unaufhörlich, weil sie – angeblich – vom Heiligen Geist erfasst wurden. Das ist doch reine Show und mir persönlich eher unheimlich.

Ganz ehrlich: Keine Ahnung, was damals abging. Da bin ich auch eher skeptisch.

Das freut mich zu hören. Und wie ist es für Sie, im Schatten ihrer großen Geschwister Weihnachten und Ostern zu stehen?

Irgendwie habe ich das Gefühl, Sie wollen mir einen reindrücken. Nur, weil Sie ein Problem mit meiner engen Beziehung zum Heiligen Geist haben. Keine Sorge, der hat trotzdem noch genug Zeit für Sie.

Ostern und Weihnachten stehlen Pfingsten das Scheinwerferlicht

Keine Ablenkungsmanöver. Wie ist ihre Beziehung zu ihren Geschwistern?

Schlecht.

Warum?

Würden Sie es Ihren Geschwistern nicht auch übel nehmen, wenn die das ganze Scheinwerferlicht auf sich ziehen?

Ohne Pfingsten keine Kirche

Weihnachten und Ostern sind halt nun mal wichtig. Ohne Jesu Geburt und Tod plus Auferstehung gäbe es kein Christentum. Ohne die beiden hätten Sie keine Arbeit.

Soll ich etwa unwichtig sein? Was wäre die frühe Christenheit ohne den Heiligen Geist gewesen?

… sagen Sie es mir?

Nichts! Es hätte nie eine Kirche gegeben. Klar musste Jesus geboren werden, sterben und wieder auferstehen. Aber ohne den Heiligen Geist hätte sich die Gute Nachricht von Jesu Tod und Auferstehung nie über Israel hinaus verbreitet. Deshalb kann ich es nicht verstehen, wenn Pfingsten hinten runterfällt.

„An Pfingsten fahren die Leute in den Urlaub“

Jetzt haben Sie sich in Rage geredet.

Es geht ja auch um meine Existenz! Kaum jemand feiert Pfingsten noch richtig.

Aber Weihnachten und Ostern sind doch inzwischen auch inhaltlich entleert worden. Es geht um Feiern, Geschenke und gutes Essen.

Aber immerhin wird noch gefeiert. An Pfingsten fahren die Leute nur noch in den Urlaub.

Wie wäre es mit Pfingsten als „Geburtstag der Kirche“, um die Corporate Identity der Kirche in den Mittelpunkt zu stellen. Ein christliches Ideenfest. Dann würden immerhin ein paar Christen feiern.

Pfingsten ist nicht der Geburtstag der Kirche, sondern der Tag der Ausgießung des Heiligen Geistes. Es geht um den Glauben. Ihre „Corporate Identity“ kann getrost vor der Kirchentür bleiben, da wo die Mehrheit der Deutschen auch ist.

Ihnen kann man es aber auch mit nichts recht machen.

Doch.

Und wie bitte?

Ich würde mich freuen, wenn gegenseitige Verurteilungen weniger vorschnell geäußert würden. Damit meine ich auch Sie …

Ist mir schon klar.

… und es wäre schön, wenn die Kirchen sich von den guten Ideen und Aktionen der anderen inspirieren ließen, statt immer nur auf das Negative zu starren. Kirche – und Glaube – könnte so viel attraktiver sein. Jede Denomination hat ihre Stärken und Schwächen. Lasst uns lernbereit sein und das Schöne und Gute beim anderen sehen. Gemeinsam am Reich Gottes bauen, erfüllt von seinem Geist.

Sie können ja richtig versöhnlich sein!

Wenn Gott die Welt durch Christus mit sich versöhnt hat, dann sollten wir diese Eigenschaft auch hochhalten.

Die Fragen stellte Pascal Alius.

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