Ein Lied mit ursprünglich 20 Strophen erzählt die Ostergeschichte. Der Verfasser war zunächst Franziskanermönch, später wurde er Prediger der Böhmischen Brüder.
1. Gelobt sei Gott im höchsten Thron
samt seinem eingebornen Sohn,
der für uns hat genug getan.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
2. Des Morgens früh am dritten Tag,
da noch der Stein am Grabe lag,
erstand er frei ohn alle Klag.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
3. Der Engel sprach: „Nun fürcht’ euch nicht;
denn ich weiß wohl, was euch gebricht.
Ihr sucht Jesus, den find’t ihr nicht.“
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
4. „Er ist erstanden von dem Tod,
hat überwunden alle Not;
kommt, seht, wo er gelegen hat.“
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
5. Nun bitten wir dich, Jesu Christ,
weil du vom Tod erstanden bist,
verleihe, was uns selig ist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
6. O mache unser Herz bereit,
damit von Sünden wir befreit
dir mögen singen allezeit:
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
Von Dr. Ute Zintarra
Gelobt sei Gott im höchsten Thron: In den sechs Strophen wird geschildert, was in den Evangelien von Jesu Auferstehung berichtet wird. Der steht aber interessanterweise gar nicht im Mittelpunkt der Lied-Geschichte, sondern drei Frauen, die mit einem leeren Grab und einem Engel konfrontiert sind. Das Lied hat fast ein halbes Jahrtausend „auf dem Buckel“.
Der Verfasser Michael Weiße war in einer Gegend zu Hause, die heute zu Tschechien gehört. Geboren um 1488 in Neisse in Schlesien, war er zunächst Franziskanermönch in Breslau und schloss sich 1518 den reformatorisch gesinnten sogenannten Böhmischen Brüdern an. 1522 wurde er Vorsteher der Brüdergemeine in Landskron (Böhmen). Das Jahr 1531 ist ein wichtiges Jahr für ihn: Er gab „Ein New Geseng Buchlen“ heraus, das erste deutsche Gesangbuch der Böhmischen Brüder. Ein Buch mit 157 Liedern, sehr viele von ihm selbst. Im aktuellen Evangelischen Gesangbuch ist er immerhin mit neun Liedern vertreten, aber nach meinem persönlichen Eindruck wird nur noch dieses eine gesungen – mit ausgewählten sechs (von ursprünglich zwanzig!) Strophen. Ein Bonus ist aber der abgedruckte klangvolle vierstimmige Satz zur Melodie. Die heute gesungene Melodie bekam der Text erst 1609, also über 70 Jahre später von Melchior Vulpius. Sie ist wunderbar passend, denn sie hat die Kennzeichen eines österlichen Jubelgesanges. Den schwingenden Dreiertakt, der in innerliche und vielleicht auch äußerliche Bewegung versetzt. Den Auftakt auf dem hohen Ton und überhaupt eine gewisse „Hochtönigkeit“, die Spannung ins Singen bringen. Und die scheinbar nicht enden wollenden „Hallelujas“, die unterstreichen, wie wunderbar, wie unerhört und wie Gott-lobenswert das hier besungene Geschehen ist.
Wie schon erwähnt, hat der Dichter die Geschichte von den drei Frauen am leeren Grab und dem Engel in zwanzig Strophen geschildert. Auftakt ist natürlich das Lob Gottes – und dann wird mit Lust und Liebe zum Detail erzählt, was nach dem Tod Jesu den drei Frauen am leeren Grab widerfuhr. Die letzte dieser Erzählstrophen lautet: „Doch glaubten dies die Jünger nicht, weil ihn‘ die wahre Geschicht / noch nicht recht kam für ihr Gesicht.“ Auch den Nachfolgern Jesu heute kann es so ergehen, darum endet das Lied mit der Bitte, der Auferstandene selbst möge verleihen, was zur Seligkeit nötig ist und damit das Gotteslob niemals endet. Dem „New Geseng Buchlen“ von 1531 ist ein Vorwort und ein Beschluss beigefügt. Der Beschluss endet mit dem Wunsch „Der allmächtige Gott verleih, dass dies Büchlein zu Frucht gedeih.“ Im Blick auf das Lied möchte ich gerne bestätigen: So ist es! Um die Geschichte des Liederdichters noch schnell zu Ende zu bringen: Nur 46 Jahre ist er alt geworden. Auf tragische Weise starb er 1534 beim Gastmahl seines adligen Gönners Adalbert von Pernstein am Genuss von Wolfsfleisch, auch der Gastgeber selbst erlag dieser Vergiftung.
Dr. Ute Zintarra ist Musikwissenschaftlerin, Kirchenmusikerin und hat als Musikredakteurin bei ERF Medien gearbeitet.
Hallo!
Wenn es denn tatsächlich 20 Strophen waren, wo sind denn dann die Strophen 7 – 20? Ich finde auf dieser Seite nämlich nur 6 Strophen. Oder sind die übrigen Strophen verschollen? Aber woher weiß man dann von 20 Strophen?
Gruß,
Peter Lorenz