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Judy Bailey: „Lieder für die Seele“

Vor 33 Jahren gab Judy Bailey ihr erstes Konzert in Deutschland. Hier erzählen sie und ihr Mann Patrick von Gnade, gesellschaftlichem Engagement und ihrem neuesten Album „Fill me up with Sunshine“.

Judy und Patrick, sammelt ihr heute noch Reichtümer mit einer CD?

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Judy: (lacht) Wir werden nicht so viel einnehmen, wie wir investiert haben.

Patrick: Die CD ist ein solidarischer Akt. Du bezahlst alle Musiker und Techniker und musst dann darauf vertrauen, dass etwas zurückkommt. Wir sind immer noch viel unterwegs. Das Musikgeschäft muss man heute anders denken als vor 30 Jahren.

Was heißt das konkret?

Judy: (lacht) Wir haben 17 Lieder auf der CD. Diese Anzahl packt heute niemand mehr in ein Album. Wie wir dafür das Geld wieder reinbekommen? Ich weiß es nicht.

Patrick: Entschuldigung! Judy muss nicht ans Ausgeben denken, ich dagegen muss mich ums Einnehmen kümmern. (Gelächter) Wir betteln nicht bei Musikern: Machst du es ein bisschen billiger? Da Internetplattformen bekanntlich nur Kleinstbeträge ausschütten, sind wir auf Menschen angewiesen, die den Wert unserer Arbeit anerkennen. Manchmal überraschen uns Leute, helfen uns Sponsoren. Du darfst nicht nur auf ein Projekt setzen, sondern das Gesamtbild muss passen. Wir hatten letztes Jahr fast 100 Auftritte. Im Vertrauen, dass wir immer genau das bekommen, was wir nötig haben, sind wir mit Konzerten und Konzertlesungen unterwegs.

Judy: Diesen Vertrauensakt meistern wir seit 33 Jahren! Am 30. April 1992 habe ich mein erstes Konzert in Deutschland gegeben. Mein Anliegen war es, Menschen Lieder zu geben für die Seele.

Später kamen dann auch gesellschaftliche Themen dazu?

Judy: Ja! (leidenschaftlich) Die sozialen und politischen Fragen haben sich uns aufgedrängt. Ein Höhepunkt war unser Dorfprojekt mit über 250 Leuten auf der Bühne. Da haben wir die Vielfalt gefeiert.

Patrick: Wenn du 33 Jahre im Musikgeschäft unterwegs bist, dann muss auch in dir etwas passieren. Es ist eine gemeinsame Lebensreise von uns beiden, wo immer auch neue Sachen aufblühen. Wir haben in den letzten Jahren häufig über Rassismus geredet, aber Gott und den Glauben weiter besungen. Es ist wie in der Josefs-Geschichte: Gott kommt vor, schreibt die Story und hat alles in der Hand. Er wird aber nicht ständig benannt.

Judy Bailey (Foto: Patrick Depuhl)

Das neue Album trägt den Titel „Fill me up with sunshine“. Was erwartet die Hörerinnen und Hörer?

Judy: (nachdenklich) Wunderbares. Nachdenkliches. Dankbares. Eine musikalische und inhaltliche Vielfalt. Eine Einladung zur Tanzparty in der Küche, eine Erinnerung ans stille Gebet, einige rückenwindgebende Kopf-hoch-wir-schaffen-das-Songs, Rhythmen von Reggae, Gospel und Pop.

Heute habe ich einen größeren Blickwinkel, ein weiteres Herz. Ich würde öfters sagen: Ich weiß nicht.

Judy Bailey

Was hat sich verändert in den 33 Jahren?

Judy: Gute Frage. Damals hätte ich gesagt: Das ist so! Das ist hundertprozentig richtig! Heute habe ich einen größeren Blickwinkel, ein weiteres Herz. Ich würde öfters sagen: Ich weiß nicht.

Hat sich mehr Gnade in dein Leben eingeschlichen?

Judy: Vielleicht. Jedenfalls mehr Bewusstsein dafür, dass ich Gnade nötig habe.

Patrick: Auf so einem langen Weg triffst du Menschen und hörst ihre Geschichten. Das hat auch unsere Sichtweisen und Perspektiven verändert. Jesus ist nicht schwarz-weiß. Auf dem Weg geprägt haben uns auch die eigenen Kinder.

Judy: O, ja! Durch die Kinder habe ich nochmal anders über Rassismus nachgedacht. Ich bin immer schwarz gewesen. Natürlich war Rassismus schon immer ein Thema. Doch durch die alltagsrassistischen Erfahrungen unserer Kinder und das Gespräch mit ihnen darüber habe ich mich mit der Problematik ganz anders auseinandergesetzt.

Patrick: Die drei Kinder halten uns natürlich auch einen Spiegel vor. Wenn du dich da nicht veränderst, wirst du hart, kalt und unbeweglich. Sie verhelfen einem zum Lernen, wenn man möchte. (lacht)

Judy: Und sie hören auch hin, was ich singe. Sie fragen: Deckt sich das mit meinem Leben?

Wir dienen Gott und den Menschen dort, wo wir sind, ohne uns zu verbiegen. Wir sind einfach wir.

Judy Bailey

Wie gelingt euch der Spagat zwischen Formaten wie „Küchentischgespräch“, SPRING, Kirchentagen, Auftritt im Fuldaer Dom und Hoffnungsfest?  

Judy: Wir dienen Gott und den Menschen dort, wo wir sind, ohne uns zu verbiegen. Wir sind einfach wir.   

Patrick: Es muss nicht immer alles meins sein. Doch wo wir auf Menschen mit offenem Herzen oder einer Liebe zu Jesus treffen, geht viel. Wir lassen uns nicht vereinnahmen, bekommen trotzdem immer wieder Räume und Anfragen: Wollt ihr da mitmachen? Wenn ein Vertrauensverhältnis da ist, ergeben sich viele Freiheiten (lacht).

Gibt’s auf der CD einen Hit, wie „Jesus in My House“?

Judy: (Gelächter) Die Ironie ist, es war für mich ein ganz normales Lied, nichts Außergewöhnliches. Das Außergewöhnliche ist, dass es sich Leute zu Herzen genommen haben, es ins Liederbuch des ökumenischen Kirchentages rutschte, es heute deutschlandweit bei Konfirmandinnen und Konfirmanden der Hit ist.

Patrick: Menschen suchen sich Lieder raus, die für sie passen. Das haben wir nicht in der Hand. Auf der aktuellen Tour wünschten sich die Menschen „Demokratie ist mein Lied“. In unserem Heimatort singen die Menschen das Lied „Alpen“, welches wir für unser Dorf geschrieben haben.

Judy: „Faith, Hope, Love“ habe ich direkt nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine geschrieben. Als die ersten Flüchtlinge in unserem Dorf auftauchten, habe ich es ihnen gewidmet, ihnen zugesungen: Ja, manchmal ist es schwer und dunkel, aber wir glauben, dass am Ende die Liebe und die Hoffnung gewinnen.

Judy Bailey (Foto: Patrick Depuhl)

Die 17. CD in einem Satz?

Judy: (nachdenklich) Schwierig. Darf ich auch mehr?

Selbstverständlich …

Judy: Sie ist ein Lob auf das Leben, den Jubel gen Himmel, aber eben auch die Tiefe und Trauer, die wir in uns tragen. Sie erzählt etwas vom Geheimnis Gottes in dieser Welt, in unseren Alltagen und unseren Feiertagen. Und sie ist eine Einladung an Menschen, die Tuchfühlung mit dem Ewigen nicht aus dem Blick verlieren!

Herzlichen Dank für das Gespräch!

Die Fragen stellte Rüdiger Jope. Er ist Redakteur des Männermagazins MOVO, des Kirchenmagazins 3E (print) und des kirchlichen Magazins BASECAMP (online).  

Mehr Informationen über Judy Bailey, ihr Leben und ihre Musik samt Bestelloption gibt es auf ihrer Homepage.

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