Erstmals wird eine Frau an der Spitze der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) stehen. Die Theologieprofessorin Christiane Tietz tritt im Februar 2025 die Nachfolge von Volker Jung an.
Die Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Frankfurt am Main wählte die 57 Jahre alte Theologieprofessorin Christiane Tietz am Samstag bereits im ersten Wahlgang mit 82 von 119 abgegebenen Stimmen. Sie übernimmt ihr neues Amt im Februar 2025 von Volker Jung, der nach 16 Jahren als leitender Geistlicher der Landeskirche in Ruhestand geht. Die Pröpstin für Rheinhessen und Nassauer Land, Henriette Crüwell, erhielt 20 Stimmen. Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen in Hessen am Sitz der Landesregierung, Martin Mencke, gewann 16 Stimmen.
Tietz: „Ein Verliebtsein mit der EKHN“
Am Ende ihrer Vorstellungsrunde vor den Synodalen hatte Christiane Tietz der Kirche eine Art Liebeserklärung gemacht: «Die vergangenen Monate sind ein Verliebtsein mit der EKHN. Ich sehe die EKHN realistisch: mit ihrer Erschöpfung, ihren Spannungen und ungeklärten Herausforderungen. Diese Kirche möchte ich mit Ihnen gestalten.» Sie sei in Frankfurt geboren und aufgewachsen, «hierher zurückzukehren, ist mir ein Herzensanliegen».
Die künftige Kirchenpräsidentin möchte nach ihren Worten Formate stärken, in denen Kinder und Jugendliche den christlichen Glauben erfahren. Sie warb für ein Miteinander von «Innovation und dem, was aus guten Gründen heute noch trägt». Dazu brauche es «warmherziges Augenmaß und mutige Nüchternheit». Ihr erster Arbeitsschwerpunkt werde die Beschäftigung mit der ForuM-Studie zu sexuellem Missbrauch sein. Sie wolle die in der Studie aufgezeigten Defizite der Kirche wie Konfliktunfähigkeit bearbeiten. «Ich bin eine hoffnungsvolle Realistin», sagte sie.
Klimaschutz nimmt wichtige Rolle ein
Tietz räumte dem Klimaschutz eine wichtige Rolle ein: «Ich mache mir viele Gedanken, was ich esse, wie ich reise», sagte sie. Die Rolle der Kirche bestehe hier auch in der Bildung: Menschen einen neuen Blick auf die Welt zu eröffnen, weil sie eine Schöpfung Gottes sei. Flüchtlinge stünden im Zentrum der biblischen Geschichten, sagte die Theologin. Das Angebot des Kirchenasyls stehe dafür, dass die Kirche dies wichtig nehme. Sie unterstrich, die Kirche stehe für Grundwerte wie Gleichheit, Freiheit und Gleichberechtigung ein. Indem die Kirche versuche, in der Fläche zu bleiben, könne sie dort ein Gegengewicht zu politischen Extremen bilden.
Christiane Tietz studierte Mathematik und Theologie in Frankfurt und Tübingen. 1999 wurde sie in Evangelischer Theologie promoviert und 2004 habilitiert. Von 2008 bis 2013 wirkte sie als Theologieprofessorin an der Universität Mainz, seit 2013 in Zürich.
Längere berufliche Auslandsaufenthalte führten sie nach Chicago, New York und Princeton. Von 2010 bis 2012 war Tietz berufenes Mitglied der Kirchensynode der EKHN, von 2010 bis 2013 im Rat der EKD. Sie ist als Mitglied der EKHN berufenes Mitglied der EKD-Synode und Vorsitzende des Theologischen Ausschusses der Union Evangelischer Kirchen (UEK).
Die EKHN hat rund 1,3 Millionen Mitglieder in rund 1.000 Gemeinden. Das Kirchengebiet umfasst Teile von Mittel- und Südhessen sowie von Rheinland-Pfalz mit Mainz. Es reicht von Biedenkopf im Norden bis Neckarsteinach im Süden sowie von Bad Ems im Westen bis zum Vogelsberg im Osten.
Ist das jetzt eurer ernst? Man brüstet sich damit, die erste Frau in diesem Amt zu haben? Ich traue mich ehrlich gesagt, nichts weiteres dazu zu schreiben.
Wer „brüstet“ sich denn damit? Im Artikel steht lediglich der sachliche Hinweis, dass ab 2025 erstmals eine Frau an der Spitze der EKHN steht. Ansonsten wird es an keiner Stelle thematisiert. Wollte sich irgendjemand damit brüsten (also: „prahlen, angeben“), würde man das ganz anders formulieren. MfG, das JDE-Team
Eine Frau in diesem Amt ist doch in der EKD inzwischen Normalität Warum auch nicht?
Frauen scheinen es nicht schlechter zu machen als Männer. Leider aber auch nicht besser.
Wenn das ihr Kernsatz zum Missbrauch in ihrer Kirche war, läuft es mir eiskalt den Rücken runter.
Wieder eine technokratische Fixierung auf die Institution Kirche und keine Fixierung auf die Opfer ihrer Kirche.
Allerdings, damit folgt sie dem Trend der EKD.