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EKD-Familienpapier: Erster Landesbischof übt Kritik

An der evangelischen Orientierungshilfe zum Thema Ehe und Familie reiben sich Liberale und Konservative. Während Margot Käßmann das Papier verteidigt, warnt der württembergische Bischof July vor allzugroßer Beliebigkeit beim Begriff Partnerschaft.

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 Mehrere Bischöfe haben die umstrittene Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum Thema Ehe und Familie als geglückte Anpassung an veränderte Gesellschaftsmodelle begrüßt. "Wenn etwa Menschen in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften sich gegenseitig Liebe und Treue versprechen, kann man sich aus der Sicht christlicher Ethik doch nur freuen", erklärte Bayerns evangelischer Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Dienstag in München. Niemand müsse Angst haben, dass die Ehe dadurch entwertet werde, betonte der Theologieprofessor. Auch weitere evangelische Bischöfe und die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann äußerten sich positiv zu dem Papier.

 Dagegen äußerte sich der württembergische Landesbischof Frank Otfried July überwiegend skeptisch. Er nehme deutlich wahr, dass "der institutionelle Aspekt der Ehe fast lautlos aufgegeben oder pauschal zurückgewiesen wird". Eine "Ethik der Institutionen" könne nicht durch eine "Ethik der personalen Beziehungen" ersetzt werden. July: "Zu wenig sehe ich die Bedeutung der sogenannten klassischen Familie geachtet. Und das Ziel der lebenslangen Treue halte ich für nicht aufgebbar." Diese sei abgeleitet von der ewigen Treue Gottes zu den Menschen. Sehr schnell werde aus der Beschreibung der gesellschaftlichen Veränderungen auch die Festlegung eines neuen Familienbegriffs.

 July stellte das Verfahren zur Entstehung der Orientierungshilfe grundsätzlich infrage: "Manche Christen in unserer Landeskirche fühlen sich desorientiert statt orientiert. Als evangelische Kirche tun wir gut daran, bei derartigen Fragen in einem ausführlichen Konsultationsprozess die Landeskirchen, Synoden, Kirchengemeinderäte etc. zu beteiligen, um zu einer weithin getragenen Orientierung zu kommen." Er rege eine solche Konsultation ausdrücklich an, fügte der Bischof hinzu.

 In der Orientierungshilfe fordert die EKD, alle Familienformen anzuerkennen und zu stärken und schließt dabei auch etwa Patchworkfamilien oder homosexuelle Partnerschaften ein. Konservative Protestanten und Katholiken kritisieren das Papier, weil es in ihren Augen die Ehe zwischen Mann und Frau entwertet. Auch das württembergische EKD-Ratsmitglied Tabea Dölker hat sich von der Orientierungshilfe distanziert.

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 Die evangelischen Bekenntnisbewegungen kritisierten in einer gemeinsamen Stellungnahme die Orientierungsschrift. Es sei fatal, dass evangelische Freiheit von maßgeblichen Vertretern der EKD nicht mehr im ursprünglich reformatorischen Sinn verstanden werde, nämlich als Bindung an das Wort der Heiligen Schrift. "Christen sollen bei der Bibel und den reformatorischen Bekenntnissen bleiben und nicht Irrwegen der EKD folgen.", hieß es in der Stellungnahme. Die EKD solle die Orientierungshilfe –  auch in ihrer nochmals einseitigeren öffentlichen Darstellung – korrigieren.

 Die Reformationsbotschafterin Margot Käßmann erklärte dagegen: "Die evangelische Ethik hat sich nicht dem Zeitgeist angepasst, sondern geguckt, was sind ihre Grundkategorien", sagte die frühere EKD-Ratsvorsitzende am Montagabend bei einer Diskussion in der Leipziger Thomaskirche. Wichtig seien vor allem Verlässlichkeit, Vertrauen und der Wunsch, Verantwortung zu übernehmen, fasste Käßmann das Papier zusammen.

 Badens evangelischer Landesbischof Ulrich Fischer äußerte sich überrascht über die teils sehr heftigen und kritischen Reaktionen. "Wie man aus einem solchen Text herauslesen kann, dass es um eine Schwächung der Familien geht oder um eine Vergleichgültigung, dass eheliche Formen der evangelischen Kirche nicht mehr wichtig sind, ist mir unverständlich", erklärte Fischer am Dienstag. Fischer, der auch Mitglied des EKD-Rates ist, sagte, das Dokument sei eine "riesige Werbung dafür, Mut zu haben zur Familie, Kinder zu bekommen, Familie zu gründen und Verantwortung zu übernehmen". Der Typus von Familie habe sich in seiner sozialen Gestalt unglaublich geändert, betonte der Landesbischof. Dem trage diese Orientierungshilfe Rechnung.

(Quelle: epd)

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