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Früherer EKD-Chef Kock: Ökumene-Fortschritte macht die Basis

Impulse für die Ökumene gehen nach Einschätzung des rheinischen Altpräses Manfred Kock eher von der kirchlichen Praxis an der Basis aus als vom Deutschland-Besuch des Papstes.

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Die Protestanten könnten aber von der römisch-katholischen Kirche einiges lernen, sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im epd-Gespräch in Köln.

Was erwarten Sie vom Deutschland-Besuch des Papstes? Wird er die Ökumene voranbringen?


 Kock: Ich persönlich erwarte von dem Besuch nichts und werde daher auch nicht enttäuscht sein. Für die Ökumene sind zwar Begegnungen der Kirchen auf Leitungsebene gut, wie sie für den 23. September in Erfurt geplant sind. Das Gespräch zwischen dem Papst und dem EKD-Ratsvorsitzenden drückt auch gegenseitigen Respekt und die erreichten Gemeinsamkeiten aus. Es ist aber eher eine förmliche Begegnung mit einem engen Zeitrahmen.

In konkreten Fragen wie einem gemeinsamen Abendmahl oder der Anerkennung der Evangelischen als Kirche im eigentlichen Sinne rechnen Sie also nicht mit einem positiven Signal?

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 Kock: Das ist nicht anzunehmen, obwohl es der katholischen Kirche gut täte, sich in diesen Fragen mehr zu öffnen. Ich kenne die Argumente der katholischen Kirche und verstehe sie intellektuell, halte sie aber für falsch. Die Theologie ist eigentlich ganz nah beieinander, im Blick auf das Abendmahlsverständnis gibt es keinen kirchentrennenden Unterschied mehr.

 Viele katholische Theologen wissen, dass die bischöfliche Tradition nicht das Wesen der Kirche ausmacht. Es gab schon in neutestamentlicher Zeit presbyteriale Verfassungen. Da kann niemand nachträglich sagen: Das war nicht Kirche. Was noch trennt, ist vor allem die kirchliche Praxis und die Angst der gegenwärtigen römischen Hierarchie vor einer Protestantisierung der eigenen Kirche.

Wie ist dann ökumenischer Fortschritt möglich?


 Kock: Die Ökumene ist vor allem eine Sache der praktischen Freundschaft vor Ort. Die Basis, die Praxis der Gemeinden im Umgang miteinander, ist der Weg, um auch den evangelisch-katholischen Dialog voranzubringen.

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Was können die Protestanten von der katholischen Kirche lernen?


 Kock: Ein Punkt ist die Treue der Gläubigen zu ihrer Kirche und ihr Wissen darum, dass Wort und Sakrament ihr Leben trägt und stärkt. Das ist in unserer Kirche nicht so entwickelt. Dann habe ich den Eindruck, dass in katholischen Gemeinden heute oft mehr biblische Themen behandelt werden als bei uns Protestanten. Von dieser positiven Entwicklung in der katholischen Kirche sollten wir uns anstecken lassen.

 Ganz wichtig ist schließlich, dass die katholische Kirche viel selbstverständlicher den Anspruch auf den ganzen Erdkreis erhebt. Das macht uns klar, dass wir nicht provinziell sein dürfen, sondern Teil einer weltweiten Christengemeinschaft sind. Keine Kirche ist für sich selbst genug, sie braucht immer den Impuls der anderen.

Was bedeutet das 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 für Sie?


 Kock: Die Kirche hat 1517 einen wichtigen Impuls erhalten, der sie vor dem Verfall gerettet hat. Auch heute brauchen wir reformatorische Impulse, haben wir eine Kirche mit dunklen Flecken. Reformation ist zum Beispiel nötig im Umgang mit den Armen dieser Welt. Im Umgang mit der Frage: Welche Macht hat das Geld? Jesus hat gesagt: Du kannst nicht Gott gehorchen und dem Mammon. Wir leben in einer Zeit, in der das Geld herrscht und so wahnsinnig wichtig ist, dass die Politik oft machtlos erscheint. Die Hungerkatastrophen in unserer Welt werden nicht kleiner, sondern größer.

 Das Reformationsjubiläum ist eine Chance, Evangelium im Sinne von Verantwortung für die Welt deutlich zu artikulieren. Wenn wir die Zukunft gestalten, müssen wir fragen: Wie können wir erreichen, dass auch die kommenden Generationen auf diesem Erdball leben können? Wir schaffen nicht das Paradies, aber wir könnten vieles viel besser haben.

(Quelle: epd)

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