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In Glaubenskrisen: Klartext mit Jesus reden

Was kann ich tun, wenn meine Begeisterung für Gott und den Glauben erlahmt? Kerstin Wendel vergleicht solche Krisen mit dem Leben in einer Partnerschaft und erklärt, warum gerade Zweifel und Frust uns wieder näher zu Gott bringen können.

Dass es bei der „Sache mit Jesus“ wirklich im Kern um Beziehung geht, merkte ich an meinem Eifer der ersten Jahre und an der späteren Vertiefung meiner Beziehung zu ihm. Aber zunächst zum Start. Ich konnte nicht genug bekommen! Ich war wie frisch verliebt!

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Morgens rasselte der Wecker, damit ich vor der Schule möglichst noch „stille Zeit“, also eine persönliche Zeit mit Gott, haben konnte. In der Schule lebte ich auf die Pause zu: Schüler-Gebetskreis fand statt. Und in meiner Freizeit? Jugendgruppe, Jugendchor, Mitarbeitermeetings, Gemeindechorprobe, Gottesdienst. Wenn möglich, auch noch das vierzehntägige Gebetstreffen bei Onkel und Tante. Ich nahm alles mit.

Jesus zog mich

Selbst meine mir heiligen Sommerferien veränderte ich als Studentin. Ich gab vierzehn Tage meiner Zeit, um in einem sogenannten „Jugendmissionsteam“ eine Gemeinde in ihrem missionarischen Engagement zu unterstützen. Noch mehr Gemeinschaft mit Jesus und anderen Christen. Neue Erfahrungen. Ja, es zog mich. Jesus zog mich.

Frischverliebte sehnen sich ja auch nur nach einem: nämlich beieinander zu sein, sich in die Augen zu schauen, einander besser kennenzulernen. Das treibt voran. Macht erfinderisch. Lässt Briefe schreiben, Handykonsum anwachsen, Geschenke basteln oder lange Bahnfahrten in Kauf nehmen. Genauso waren die ersten Jahre meiner Geschichte mit Jesus. Intensiv, persönlich, erfüllend, glücksspendend.

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Wie hast du deine Anfangszeit mit dem Herrn der Welt in Erinnerung?

Die offene Zahnpastatube

Als Synonym für den Beziehungsalltag, der nicht mehr ganz so rosig ist wie die ersten Dates, steht oft die berühmte offene Zahnpastatube. Es geht weniger um Liebesbriefe und Umarmungen, sondern vielmehr um die ganz normalen Kleinigkeiten im Alltagstrott. Da stören plötzlich Haare in der Dusche, die vergessene Mülltonne am Straßenrand, der Aktionismus am freien Tag oder eben die offene Zahnpastatube. Der Traumpartner muss den Alltagstest bestehen.

Bei vielen Paaren klappt das sehr gut und sie wachsen von nun an in die Tiefe. Weiter, schöner, besser in der Liebe. Andere bleiben in der Dauerreibung oder wechseln in die Isolation. Aus beidem finden sie manchmal nicht mehr heraus. So sucht man sich dann sein Arrangement: Die einen kritisieren sich ständig, andere frotzeln übereinander, manche verstummen vor und miteinander, wieder andere beschweren sich im Dauermodus bei Mama, Papa oder Freunden über ihn oder sie. Liebe kann stagnieren oder schleichend abhandenkommen.

Alltagsärger mit Gott

Und im Alltagstrott mit Gott? Auch in unserer wichtigsten Beziehung kann die Liebe schwächer werden, schleichend abhandenkommen, sogar scheinbar stagnieren. Ich nenne es „Alltagsärger“ mit Gott. Es ist alles nicht mehr so prickelnd, wie wir es vom Zauber des Anfangs kannten.

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Wir sind enttäuscht? Vielleicht hat Gott zu wenig erhört. Zu viel zugelassen. Zu viel geschwiegen. Uns zu wenig erklärt. Uns zu viele Verletzungen durch Mitchristen zugemutet. Ja, vielleicht hatten wir uns manches ganz anders vorgestellt und fühlen uns desillusioniert. Frustriert. Im Stich gelassen.

Gibt es in deinem Leben „geistliche Zahnpastatuben“? Dinge an Gott, die dich auf die Palme bringen oder frustrieren?

Kritisch gegenüber Gott sein

Es klingt vielleicht etwas verrückt, aber solche Dinge können uns letztlich wieder näher zu Gott bringen. Vielleicht hat bisher die Zeit oder der Mut gefehlt, sich darüber Gedanken zu machen. Darf man denn so kritisch Gott gegenüber sein? Seinen Frust, Zweifel, seine Fragen und vielleicht sogar Anklagen benennen?

Vor uns haben das schon viele andere gewagt, beispielsweise in den Psalmen des ersten Teils der Bibel oder im Prophetenbuch Jona. Ehrlichkeit bringt Tiefe. Reibung bringt Nähe. Gott hält das aus. Manchmal sind wir vielleicht zu vornehm und zurückhaltend, Gott gegenüber. Und wir merken nicht, wie wir uns dadurch isolieren, einigeln, verstummen. Dann wird es Zeit für ein offenes Wort.

Frustgebet

Wage eine herrliche Runde Klartext mit Jesus, wenn sich in dir etwas aufgestaut hat. Vielleicht geht das gar nicht auf Knopfdruck und du brauchst Zeit dafür. Dann gönn dir diese Zeit. Es kann auch sein, dass du etwas betrauern musst oder eine Last loswerden willst.

Falls du spürst, dass du das nicht alleine zwischen dir und Gott klären kannst, dann scheue dich nicht, ein seelsorgerliches Gespräch zu verabreden. Geistliche Begleitung kann dich sehr dabei unterstützen.

Kerstin Wendel ist Autorin, Sprecherin und Seminarleiterin.


Dieser Text ist ein bearbeiteter Auszug aus dem Buch Weniger – Was wir brauchen, um mehr Leben zu haben von Kerstin Wendel, das im Verlag R.Brockhaus erschienen ist. Der Brockhaus-Verlag gehört wie Jesus.de zur SCM-Verlagsgruppe.

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1 Kommentar

  1. Jesus gibt mir eine innere Einstellung zu jemandem, dem ich etwas schulde! Als Mensch teile ich Jesus durch Gott mit allen Menschen. Das fordert mich im Umgang mit seinen Mitmenschen.

    Sind sie bereits dort, wo er sie abholen kann, oder kann ich ihnen noch etwas geben, damit sie im Glauben an Jesus wachsen können? Wie stelle ich es an, dass ich Jesus durch mein Handeln sichtbar mache? Es genügt nicht darüber zu reden, was Jesus mit mir gemacht hat, es bleibt auch immer nur ein Versuch, zu beschreiben, was das mit mir gemacht hat. Diese Machtlosigkeit im Umgang mit seiner Liebe zu mir muss ich aushalten, denn genau das bringt sein Handeln zum Vorschein.

    Durch Jesus komme ich erst in die Lage zu reflektieren, was seine Liebe zum Vater aus der Menschheit herausholt, indem er sie täglich dort abholt, wo sie gerade steht. Ich muss es nur zulassen, zulassen, dass Gott ohne mein Zutun in seinem Sohn das Leben wiederfindet, dass es durch ihn schon immer gibt. Durch Gott, mit dem Glauben an Jesus im Gepäck, können wir Menschen finden, nach denen das Leben selbst in jede*m von uns sucht! Wir, Menschen aus Gottes Hand, sind seine Antwort auf unsere Fragen nach dem Sohn, der in uns lebendig wird.

    Diese Erkenntnis reicht mittlerweile so weit, dass ich mein Handeln in eine Beziehung zu seiner Geburt setze, damit ich ihn nicht verliere. Jesus hat nicht nur Gutes getan, er hat es an uns getan, die wir es noch heute durch ihn weitergeben können. Sein Vater ließ uns durch Jesus die Gnade der Liebe erfahren, aus der ein Mensch geboren ist. Dieser Mensch bringt durch Gott bereits eine Würde mit sich, die sich ihm durch Jesus erklärt. Die Menschheit, aus der sich so eine Beziehung zu Gott ergibt, sie ist es, die Jesus mit sich bringt.

    Wir als Einheit, wir zeugen von seinem ewigen Bestand, der vor Gott angelegt in seiner Form durch Gott eintritt. Einzig als Mensch sind wir damit der Ordnung unterworfen, die sich aus Gott ergibt. Das ist zum einen sein fürsorgliches Wesen und zum anderen die Fähigkeit zum Dialog der Einheit, die das letzte Wort vor uns hatte. Es ist nicht nur ein Evolutionsschritt, aus einem Säugetier einen Menschen zu machen, es ist ein Quantensprung, dies in einem Bewusstsein nachzuvollziehen, das von einem Gedächtnis gigantischen Ausmaßes zeugt!

    Der Mensch, so wie er in seiner Form bereits durch ihre Schriften besteht, dieser Mensch ist zur Aufklärung bestimmt, zur Aufklärung seiner eigenen Geburt, die sich zwar aus einem Bestand ergibt, dennoch 2 Zustände seiner Entwicklung zusammenführen kann. Zum einen das Bewusstsein vor Gott und zum anderen das Gedächtnis nach Gott, das sich in seiner Einheit durch Jesus wiedergeben lässt.

    Jesus führt genau diese Erkenntnis ins Leben und konfrontiert damit seine Mitmenschen. Er tut es zu seiner Zeit auf ihre Weise und wir tun es in unserer Zeit auf seine Weise. Unsere Begabungen helfen uns dabei, indem wir sie für die Gemeinschaft einsetzen, für die sie bestimmt sind und nicht unseren persönlichen Nutzen daraus ziehen, indem wir dafür Noten vergeben, die diesen Begabungen niemals gerecht werden können. Sie, diese Begabungen, sie sind weder bezahlbar noch zählbar, sie gedeihen mit uns, an den Mitmenschen, deren Würde sich daraus ergibt, sodass jeder Begabung eine Person zukommt, die von Jesus lernt, was das im Einzelnen für sie bedeutet.

    Trotz dieser Erkenntnis oder gerade ihretwegen, stehen wir alle am Anfang einer Suche, aus der sich immer wieder Gott ergibt. Jesus ist nicht das Ende, er ist der Anfang von einem Herz, das für uns alle schlägt, solange es in Gott ruhen kann und dabei zu seinem Gedächtnis heranwächst. Ich glaube an die heilige Katholische Kirche, die sich mir durch Gott offenbart hat, indem sie auch meine Autorität als Mutter seinem Sohn unterstellt hat. Deshalb bin ich für den synodalen Weg der Kirche in Deutschland eingetreten, denn auf diesem Wegstück lernte ich den Glauben kennen, der mit meiner Liebe umzugehen weiß, indem er sie für Jesus einsetzt. In ihm, durch ihn und mit ihm bist du allmächtiger Vater in der Einheit des Heiligen Geistes unterwegs und gibst uns seinen Frieden mit Gott.

    Dem Leben gerecht zu werden bedeutet auch, es in seinen verschiedenen Formen anzunehmen und ihm trotzdem nicht die Würde abzusprechen, die dies als Mensch mit sich bringt. Ganz im Gegenteil, bedeutet das, jede Person dort abzuholen, wo sie gerade steht und sie im Umgang mit ihrer Würde als Mensch zu befähigen, seinen Beitrag in ihrem Sinn zu leisten. Diese Lebenseinstellung bring etwas mit sich, das in Gott begründet ist, denn mit ihm ist ein Leben möglich, das den Tod inkludiert und trotzdem nichts und niemanden verliert. Das heißt auch, dass die Menschheit im Umgang mit ihren Hinterlassenschaften lernen muss, dass sie ihnen immer wieder selbst begegnet. Ordnung und Sauberkeit hat also eine ganz eigene Dimension, die es zu erhalten gilt, indem sie nicht ignoriert, sondern viel intensiver gefördert wird.

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