Die Deutsche Islamkonferenz tagt ab diesem Montag in neuer Zusammensetzung unter Vorsitz von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). Kritik gab es indes schon vor Beginn der Beratungen.
In den vier Jahren seit 2006 habe die Konferenz keine konkreten Ergebnisse auf dem Weg zur Integration des Islam gebracht, erklärte der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir. Die Teilhabe von Muslimen mit allen Rechten und Pflichten müsse ernsthaft angestrebt werden.
"Wir brauchen daher einen Fahrplan mit konkreten Anforderungen, die muslimische Verbände erfüllen müssen, um als Religionsgemeinschaften anerkannt zu werden", betonte Özdemir. Als formelle Richtschnur nannte er die Anerkennung der Alevitischen Gemeinde in fünf Bundesländern, wo sie Religionsunterricht anbieten könne. Özdemir warnte, die Islamkonferenz könnte sich in Unverbindlichkeit verlieren und zu einem "bloßen Kaffeekränzchen" werden.
Mit der Plenumssitzung an diesem Montag soll der Dialog zwischen Staat und Islam in eine neue Phase treten. Die Bundesländer sind durch sechs Politiker vertreten, darunter die jeweiligen Vorsitzenden der Innen-, der Integrations- und der Kultusministerkonferenz. Daneben sind für die Kommunen der Oberbürgermeister von Nürnberg, Ulrich Maly (SPD), sein Amtskollege aus Duisburg, Adolf Sauerland (CDU), der Oberbürgermeister von Göttingen, Wolfgang Meyer (SPD), sowie der Landkreis Konstanz und die Stadt Bergkamen vertreten.
Auf muslimischer Seite gehören nach der Absage des Zentralrats der Muslime in Deutschland sechs Verbände der Konferenz an: Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), der Verband Islamischer Kulturzentren, die Alevitische Gemeinde Deutschland, die Türkische Gemeinde Deutschland, die bislang nicht Mitglied war, die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, die zum Islamrat gehört, sowie der Zentralrat der Marokkaner.
Da die Verbände nur einen kleinen Teil der Muslime in Deutschland repräsentieren, sind erneut Einzelpersönlichkeiten eingeladen worden: der islamkritische Politologe und Schriftsteller Hamed Abdel-Samad ("Mein Abschied vom Himmel: Aus dem Leben eines Muslims in Deutschland"), der Bonner Lehrer für Islamkunde, Bernd Ridwan Bauknecht, die Frankfurter Rechtsanwältin Gönül Halat-Mec von der "Frankfurter Initiative progressiver Frauen", die aus Bosnien stammende Islamwissenschaftlerin Armina Omerika, der Osnabrücker Professor für islamische Religionspädagogik, Bülent Ucar, der Frankfurter SPD-Stadtverordnete und Soziologe Turgut Yüksel, die Herausgeberin der interkulturellen Frauenzeitschrift "Gazelle", Sineb El Masrar, der aus Marokko stammende und in Tübingen lebende Imam und Islamwissenschaftler Abdelmalik Hibaoui, die iranische Juristin und Theologin Hamideh Mohagheghi sowie die türkischstämmige Religionswissenschaftlerin Tuba Isik-Yigit aus Paderborn.
Zwei wichtige Dachverbände sind nicht vertreten. Der Islamrat wurde wegen laufender Ermittlungen gegen die Mitgliedsorganisation Milli Görus ausgeschlossen. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sagte seine Teilnahme ab. In Deutschland leben rund vier Millionen Muslime.
(Quelle: epd/jde)