Im Hamburger Michel wird am Freitag eine Nachfolgerin für Alt-Bischöfin Maria Jepsen gewählt. Zur Wahl stehen die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Petra Bahr (45), aus Berlin und die Hamburger Pröpstin und St. Jacobi-Hauptpastorin Kirsten Fehrs (49).
Zuständig ist die neue Bischöfin für den Sprengel Hamburg und Lübeck mit rund 900.000 Kirchenmitgliedern in 226 Gemeinden. Er umfasst die beiden Hansestädte Hamburg und Lübeck, das Hamburger Umland und den Kreis Herzogtum Lauenburg. Die Wahlsynode der 140 nordelbischen Kirchenparlamentarier beginnt um 16 Uhr mit einem Gottesdienst. Mit einem Ergebnis des ersten Wahlgangs wird nicht vor 20.45 Uhr gerechnet.
Bahr verspricht einen «kommunikativen Leitungsstil». Die Frage nach Gott gehöre auch heute in den öffentlichen Raum, weil sie die Zukunft des Menschen betreffe. Die Kirche stehe klar auf der Seite der Schwachen, werde aber zugleich den Dialog mit Politik und Wirtschaft suchen. Notwendig sei ein kritischer Dialog mit Juden und Muslimen. Bahr: «Wir brauchen keinen Kampf der Kulturen, sondern einen Kampf um Kultur.»
Die Kirche steht nach den Worten Fehrs‘ für eine Kultur der Begegnung. Bei ihrer Arbeit als Seelsorgerin im Krankenhaus, im Gefängnis und in der Psychiatrie sei es immer um Gespräche gegangen, damit Menschen ihre existenzielle Krise überstehen. Viele Menschen stünden zwar distanziert zur Kirche, nicht aber zu Fragen des Glaubens und der menschlichen Existenz. Auch Fehrs will interreligiöse Gespräche fördern.
Die theologischen Positionen der beiden Kandidatinnen liegen vergleichsweise dicht beieinander. Lediglich in der Beurteilung der Präimplantationsdiagnostik (PID) stellten sie Unterschiede heraus. Während Bahr Eingriffe bei künstlich befruchteten Eizellen vor Einpflanzung in die Gebärmutter strikt ablehnt, hält Fehrs eine Embryonentests aus seelsorgerlichen Gründen in Einzelfällen für sinnvoll.
(Quelle: epd)