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Jesuitenorden: Rektor des Bonner Aloisiuskollegs zurückgetreten

Nach dem Bekanntwerden von sexuellem Missbrauch an Jugendlichen an mehreren Schulen des Jesuitenordens in Deutschland hat es am Bonner Aloisiuskolleg personelle Konsequenzen gegeben.

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Der Leiter des Gymnasiums im Stadtteil Bad Godesberg, Pater Theo Schneider, sei mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurückgetreten, teilte der Orden in München mit. Schneider habe den Provinzial am Montagabend darüber informiert, dass er diesen Schritt «im Interesse einer lückenlosen Aufklärung aller im Raum stehenden, einschließlich der gegen seine eigene Person gerichteten Vorwürfe» für angeraten halte.

Bei den gegen Schneider gerichteten Vorwürfen gehe es um die offene Frage der Mitwisserschaft, sagte Ordenssprecher Thomas Busch in München dem epd am Dienstag. Dies gehe auch aus der Aussage eines ehemaligen und von Missbrauch betroffenen Aloisius-Schülers hervor, der sich bislang bei der Ordensbeauftragten für Missbrauchsfälle, der Rechtsanwältin Ursula Raue, gemeldet habe.

In einem offenen Brief von Sonntag erklärte Schneider (63), dass es inzwischen «massive Vorwürfe sexuellen Missbrauchs» am Aloisiuskolleg gebe, die sich gegen einen Pater richteten, der in den 50er und 60er Jahren am Kolleg gearbeitet habe und 1972 gestorben sei. Auch wurden Anschuldigungen gegen einen weiteren Pater bekannt, der bis 2007 am Aloisiuskolleg tätig war und seit 2009 in einem Pflegeheim lebt, wie Schneider schreibt. Diese Vorwürfe reichten von Verletzung des Schamgefühls bis hin zu sexuellen Übergriffen.

Schneider, der in seinem Schreiben alle Opfer um Verzeihung bittet, verwies auch auf das 2004 erschienene Buch eines ehemaligen Schülers mit dem Titel «Sacro Pop», das Schilderungen von sexuellen Übergriffen enthalte. In einer ersten Bewertung habe der Orden damals keinen Anlass gesehen, den Inhalt zum Gegenstand einer ordensinternen Voruntersuchung zu machen. 2007 sei es zu einer Neubewertung und zu einem Mediationsverfahren zwischen einem Ehemaligen und dem beschuldigten Pater gekommen.

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«Wir haben keine Kenntnisse von Vorwürfen, die sich gegen derzeitig aktive Jesuiten oder Mitarbeiter am Aloisiuskolleg richten», schreibt Schneider. Auch wenn die Sensibilität in Fragen des «Schutzes von sexueller Integrität» der Schüler gewachsen sei, «müssen wir uns dennoch den Vorwurf gefallen lassen, die Aufklärung in der Vergangenheit nicht offensiv und mutig genug betrieben zu haben», unterstreicht der langjährige Mitarbeiter der Schule.

In den vergangenen Wochen waren zahlreiche Fälle an Einrichtungen des Jesuiten-Ordens bekanntgeworden, die zum Teil mehrere Jahrzehnte zurückliegen. Die ersten Fälle hatte der Leiter der Berliner Jesuitenschule Canisius-Kolleg, Klaus Mertes, Ende Januar öffentlich gemacht. Inzwischen haben sich nach Medienberichten 30 ehemalige Schüler des Kollegs gemeldet, die zwischen 1960 und 1980 Opfer von Übergriffen wurden.

(Quelle: epd)

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