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Jesus.de-Studie: Bekehrung ja, gerne auch mehrfach

Jesus.de und das Institut empirica haben eine interessante Studie zum Thema "Bekehrung" durchgeführt. Dabei ist klar geworden: Bekehrung genießt einen guten Ruf. Wir haben empirica-Leiter Tobias Faix gebeten, uns ein paar Fragen zu den Ergebnissen der Studie zu beantworten.

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Jesus.de: Beim Thema Bekehrung gibt es auffällige Differenzen zwischen den verschiedenen Denominationen. Wie erklärst Du Dir diese Unterschiede?

Faix: Die größten Unterschiede finden sich zwischen den Pfingstgemeinden und den Landeskirchen. Die Freikirchen wie FeG und Baptisten, sortieren sich dazwischen ein, wobei sie näher an der Pfingstkirche sind. Es ist signifikant, dass Freikirchen der Bekehrung eine sehr viel höhere Bedeutung zumessen als die Landeskirchen. Das hat natürlich mit der Gesamtentwicklung der Theologie zu tun. Ich glaube es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die Freikirchen in ihrer Theologie sehr viel stärker die Bekehrung und auch die Entscheidung des Einzelnen betonen. Die Landeskirche betont von Luther her mehr die Aspekte Gnade und Erwählung. Beide würden sicherlich sagen, dass dies in einer inneren Spannung steht. Sie betonen es aber unterschiedlich. Das schlägt dann wiederum in die Theologie über die Gemeinden bis hin zur Frage nach Mission und Evangelisation durch. Ich glaube, das wird in der Umfrage sehr deutlich.

Das „Wirken Gottes“ bei der Bekehrung finden alle gleich wichtig. Da besteht ziemliche Einigkeit.

Da wird noch einmal deutlich, dass Bekehrung – egal, was man darunter inhaltlich genau versteht und egal welcher Konfession man angehört – immer auch als ein Handeln Gottes gesehen wird.

Wird die eigene Bekehrung dabei häufiger als punktuelles Ereignis oder als Prozess wahrgenommen?

Dies wird sehr unterschiedlich wahrgenommen. Wenn man vom Alterspektrum ausgeht, dann kann man sagen, dass Menschen im Alter zwischen 28 und 48 Jahren die Bekehrung sehr stark als Prozess sehen. Unter 27 und über 48 sieht man Bekehrung eher punktuell. Die Jüngeren sind von ihren Erfahrungen stark geprägt, von Bekehrungsaufrufen in der Kindheit und im Jugendalter. Man bekehrt sich punktuell und öfter. Das könnte auch wieder als Prozess gewertet werden. Nach dem Motto: Lieber mal öfter bekehren. Freizeiten spielen da eine ganz große Rolle. Die Älteren über 48 Jahre haben einen sehr viel geschlosseneren Bekehrungsbegriff.

Meinst du wirklich, dass es eine Generationenfrage ist – gesamtgeschichtlich gesehen? Oder eher eine spezifische Altersfrage? Wenn wir die gleiche Umfrage in 50 Jahren noch einmal machen würden, oder vor 50 Jahren gemacht hätten, wäre dann die Verteilung punktuell/Prozess genauso gewesen? Oder ist das schon eine Entwicklung hin zum Prozesshaften, und die Jüngeren haben einfach noch nicht die entsprechende Erfahrung?

Ja, ich glaub schon, dass es etwas damit zu tun hat. Es gibt eine interessante Frage, die lautet: "Ich habe mich schon einmal intensiv mit dem Thema Bekehrung beschäftigt." Dem stimmen die Älteren mit 87 Prozent sehr stark zu. Bei den Jungen Erwachsenen und Jugendlichen geht es dann viel weiter runter. Sie sagen: Ich hab mich mit dem Thema schon mal beschäftigt, aber nicht intensiv. Das gleiche Bild zeigt sich bei dem Punkt "Das Thema ist mir persönlich sehr wichtig." Bei den unter 27-Jährigen ist trifft das zwar auch zu, aber mit 72 Prozent doch ein ganzes Stück weniger. Es kommt noch ein bisschen darauf an, ob das Thema Bekehrung in der Gemeinde angesprochen wird. Auch dort sagen die über 48-Jährigen ganz klar "Ja, es wird öfter mal angesprochen ". Die Jüngeren erleben das seltener.

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Das ist also eine generelle Entwicklung?

Ja, ich glaube, dass das Thema jetzt nicht mehr so eindimensional gesehen wird wie früher. Gerade von evangelikaler Seite stellt sich nicht mehr die Frage "Bekehrung: entweder – oder?" Also punktuell oder Prozess. Sondern in der Umfrage würde man sagen: Bekehrung ist sowohl punktuell, als auch ein Prozess. Genauso ist es sowohl Handeln Gottes, als auch Handeln des Menschen. Das ist auch durch verschiedene Fragen nicht zu trennen. Das ist vielleicht auch eine ganz gute Entwicklung. Denn es ging ja vor allen Dingen darum, in dieser Umfrage herauszufinden, was die Leute zum Thema „Bekehrung“ denken und wie sie ihre eigene Bekehrung verstehen.

Es gibt viele Bücher und Doktorarbeiten zum Thema "Was ist Bekehrung bei Jesus, in der Apostelgeschichte, in den ersten Gemeinden?". Aber es gibt nur weniges, was wirklich sagt, was bei dann bei den Christinnen und Christen ankommt, was sie darüber denken und was ihre Erfahrungen damit sind. Das ist ja auch interessant, weil die eigene Biografie oft stärker ist als die eigene Theologie.

Mir ist die starke Rolle von Musik im Vorfeld einer Bekehrung aufgefallen…

Ja, bei den Personen und sogar bei der Wahl der Instrumente. Musik spielt eine große Rolle – vor allem bei den Jüngeren bis 27, das spiegelt auch in der Frage des „Worship“ wieder. Musik ist eine emotionale Ansprache.

Im Gegensatz dazu: Glaubenskurse tragen fast gar nichts dazu bei. Wenn man die Zahlen betrachtet, wirkt es zumindest so. Ist der große Aufwand dafür dann überhaupt gerechtfertigt?

Na ja, man muss natürlich sehen, was in welchem Alter eine Rolle spielt. Glaubenskurse werden besonders von der mittleren und älteren Generation in Anspruch genommen, bei denen Musik keine so große Rolle spielt. Glaubenskurse haben eine bestimmte Zielgruppe, und die erreichen sie auch ganz gut.

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Schließt das auch missionarische Hauskreise ein?

Missionarische Hauskreise wurden separat abgefragt – die spielen auch eine größere Rolle als Glaubenskurse. Interessant ist dabei, dass sie am höchsten bei den über 48-Jährigen abschneiden. Kindergottesdienste zum Beispiel haben durch alle Altersgruppen hindurch mit der persönlichen Bekehrung zu tun gehabt, auch normale Gottesdienste.

Interessant ist, dass Gottesdienste die bis 27-Jährigen am stärksten beeinflusst haben. Auch Gemeinde insgesamt hat stark mit der Bekehrung zu tun – gerade bei der jungen Generation. Da wird ja immer wieder gesagt, Gemeinde und junge Erwachsene – das passe nicht so gut. Aber das hat ja schon die dran-Studie „19plus“ widerlegt. Natürlich kommen davor noch die eigenen Freunde. Das war auch zu erwarten. Dass soziale Kontakte, da wo Christsein am authentischsten gelebt wird, die größte Rolle spielt, das zieht sich konstant durch viele Jahrzehnte.

Freizeiten, besondere Gottesdienste – dabei spielt immer eine bestimmte atmosphärische Zuspitzung und Gruppendynamik eine Rolle…

Wenn man nach dem Ort fragt, wo die Bekehrung stattgefunden hat, dann dominieren zwei Antworten: "Allein zuhause" und "Sonstiges". Wir haben zahlreiche Möglichkeiten abgefragt, doch trotzdem haben über 30 Prozent "Sonstiges" angegeben. Unter den Befragten gab es sehr individuelle Bekehrungen, zum Beispiel auf einem Spaziergang, die man gar nicht alle in einem Formular erfassen kann. Der dritthöchste Wert war "christliche Freizeiten". Das ist sehr interessant. Dabei spielt sicherlich die Gruppendynamik eine große Rolle. Auch Aufrufe in christlichen Veranstaltungen waren mit 17,5 Prozent relativ hoch.

Welche Konsequenzen sollten Gemeinden aus den Umfrageergebnissen ziehen?

Eine Konsequenz ist, dass sich Bekehrung nicht fest kategorisieren lässt. So unterschiedlich wie die die Teilnehmer und Teilnehmerinnen an dieser Umfrage sind, so unterschiedlich wird Bekehrung wahrgenommen. Für manche ist es die "punktuelle Bekehrung als Handeln Gottes am Menschen", für andere die "Antwort des Menschen", für viele ist die „Umkehr“ ein wichtiger Punkt, für andere ist die „Beziehung zu Jesus“ das Zentrale. Aber das alles ist eine gute gemeinsame Grundlage für den christlichen Glauben. Hier wird deutlich, dass bei allen Unterschiedlichkeiten eine gute gemeinsame Basis vorhanden ist. Das fand ich interessant, da hätte ich im Vorfeld mehr Unterschiede erwartet.

Aber man muss auch klar sehen: Wir haben in einem Bereich geforscht, wo 95 Prozent sagen, dass sie Bekehrung gut finden und über 85 Prozent sagen, sie haben selbst eine Bekehrung erlebt. Auf dieser Grundlage muss man die Ergebnisse lesen. 

Was hat dich an den Ergebnissen am meisten überrascht?

Von der Zielgruppe ausgehend waren wir alle sehr erstaunt, wie wichtig das Thema Bekehrung für die Teilnehmer ist. Bei allen Differenzen ist Bekehrung ein wichtiges Thema! Sogar beim Vortest, den wir durchgeführt haben, um den Fragebogen zu prüfen, gab es seitenweise Mails mit Anmerkungen. In einem Fragebogen, der das Thema ja nur grob erfasst, kann man die Bedeutung der vielfältigen persönlichen Geschichten gar nicht ausreichend würdigen.

(Quelle: jesus.de)

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