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Kirche im Netz: Segen für iPads?

Kirche muss die Online-Kultur besser verstehen und sich in ethische Diskussionen zu Datenschutz und Privatsphäre im Netz einbringen. Darüber waren sich die Referenten bei der EKD-Synode zum Thema digitale Kommunikation des Evangeliums einig. Zudem müssten religiöse Handlungen zeitgemäßer und medienkonformer kommuniziert werden.

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Für eine globale und digitale Kommunikation des Evangeliums seien die Kirchen gut aufgestellt, sagte der Theologieprofessor Christian Grethlein. Es sei ein Vorteil, dass das Christentum weltweit vertreten sei. Durch die Zersplitterung in verschiedene Konfessionen bleibe diese Chance jedoch weitgehend ungenutzt. Dabei spielten für Christen, die "das Evangelium elektronisch kommunizieren", diese konfessionellen Unterschiede kaum eine Rolle. Das zeige sich am Beispiel der ZDF-Fernsehgottesdienste und verschiedener Gebetschats.

Ein Blick auf die Kommunikation im Internet mache deutlich, dass sich neue Formen herausbildeten, denen viele Angebote und Bemühungen der Kirchen jedoch fern stünden. Solche Formen seien unter anderem die in England präsenten, neuen kirchlichen Gruppen "fresh expressions" oder die "Emerging Church" in den USA. Derzeit sei es eine große Herausforderung, diese Entwicklungen in die "verfassten Kirchen mit ihren Behördenstrukturen und eher statischen Lehrauffassungen zu integrieren".

Als eine wichtige Aufgabe der Kirchen und der christlichen Ethik nannte Grethlein, Lösungen in den Fragen Datenschutz und Privatsphäre zu finden. Hinsichtlich des gelebten Glaubens sei die mobile Internetkommunikation zudem auch kritisch zu sehen. "Die Beziehung zu Gott benötigt Zeiten der Ruhe und Konzentration", erklärte der Wissenschaftler.

"Mediatisierung ist ein unaufschiebbarer Prozess"

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Gesche Joost, Internetbotschafterin für Deutschland und Professorin an der Universität der Künste in Berlin, sprach über gemeinsame Werte in einer vernetzten Gesellschaft. In einer gelungenen digitalen Gesellschaft dürfe nicht nur die Elite aktiv sein. Stattdessen müssten neue Technologien gemeinsam gestaltet werden. Joost legte dabei besonders viel Wert auf den Begriff "Inklusion". Zudem sollten auch junge Menschen in die Debatte über technologische Entwicklung und neue Formate einbezogen werden. Ein wichtiger Wert im Netz, der mehr ausgebaut werden müsse, sei der des Teilens. In den Kirchen wünschte sich Joost eine intensivere Diskussion über ethische Themen wie die Grenzen der Datennutzung, die Definition der Privatsphäre und gemeinsame Werte, die eine vernetzte Gesellschaft ausmachten.

Mediennutzung sei alters- und kulturübergreifend, sagte Caja Thimm, Professorin für Medienwissenschaft und Intermedialität an der Universität Bonn. Das sei eine große Stärke. Eine wichtige Aufgabe der "Netzmedien" sei die globale Berichterstattung. Zudem veränderten Technologien die Arbeitswelt massiv, sie ermöglichten unter anderem flexibles Arbeiten und virtuelle Zusammenarbeit. "Auch der private Bereich ändert sich massiv: Heute macht man kein Urlaubsfoto mehr, sondern ein Urlaubselfie", sagte Thimm. Die Mediatisierung verändere deshalb das gesamte Lebensumfeld. Das, was sich nicht ändere, seien die menschlichen Bedürfnisse. Es gehe deshalb darum, diese Bedürfnisse auf eine neue Art zu kommunizieren. Mediatisierung sei ein unaufschiebbarer Prozess und ein Wandel in allen Bereichen.

"Netzkulturen verstehen und umsetzen"

Weil auch Kirche Teil dieses gesellschaftlichen Wandels sei, müsse sie sich der Mediatisierung stellen. "Mit jeder kleinen E-Mail und jedem Posting verändern wir die digitale Welt. Wir sind alle Produzenten", sagte Thimm. Für die Kirchen bedeute das, im Netz mit vielfältigen Angeboten präsent zu sein, unter anderem mit Online-Seelsorge oder virtuellen Kirchen. Social Media, Facebook und Twitter hätten jedoch ihre ganz eigenen Regeln und bildeten eine eigenständige Online-Kultur heraus. Diese Kultur zu verstehen, sei eine der größten Herausforderungen für die Kirchen. Thimm sprach zum Beispiel davon, dass manche britische Geistliche elektronische Geräte wie iPads segneten. Gleichzeitig betonte sie, dass die EKD solche Praktiken nicht unbedingt übernehmen müsse.

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Durch den Prozess der Mediatisierung nähmen auch religiöse Handlungen wie Gebet oder Gottesdienste zunehmend die Form "medienvermittelter Vergemeinschaftung" an. Diese Handlungen weiter medienkonform zu kommunizieren, sei die große Aufgabe der Kirche und wichtiger als eine gute Öffentlichkeitsarbeit. Als gelungenes Beispiel nannte Thimm die Weltjugendtage, bei denen die jungen Teilnehmer viele Inhalte eigenständig produziert hätten. Die Kirche müsse Netzkulturen verstehen und umsetzen. Sie müsse mit einem authentischen Angebot im Netz präsent sein: "Eine Seite auf Facebook ist keine Imagekampagne, hier erreicht man Menschen. Genauso wie auf der Straße. Man muss es nur wollen."

(Quelle: Christliches Medienmagazin Pro)

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