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Kritisch auseinandersetzen: Kirche gibt Tipps zum Umgang mit WM

Die WM in Katar in der Adventszeit ist umstritten. Das Arbeitsheft der evangelischen Kirche soll Gemeinden keine fertigen Lösungen anbieten, sondern „Licht- und Schattenseiten“ beleuchten.

Die evangelische Kirche hat eine Praxis-Arbeitshilfe zur WM vom 20. November bis zum 18. Dezember in Katar herausgegeben. Unter der Überschrift „Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit“ soll die Broschüre Kirchengemeinden Tipps für einen „konstruktiv-kritischen Umgang“ mit der „umstrittenen“ WM geben. So steht es in der Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN).

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Das Heft soll keine endgültigen ethischen Lösungen präsentieren, sondern „Licht- und Schattenseiten“ der WM beleuchten. Als Kritikpunkte an Katar werden aufgeführt: die Einschränkung der Meinungs- und Religionsfreiheit, die Verfolgung von Minderheiten wie Homosexuellen, die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen und die ökologischen Folgen des Baus von Stadien in der Wüste.

Gegenstimmen: Boykott wäre kontraproduktiv

Andererseits hätten sich die Arbeitsverhältnisse der Arbeitsmigranten seit der Vergabe der WM durch die weltweite Aufmerksamkeit deutlich verbessert. Ein Boykott wäre kontraproduktiv, da er die Reformer schwächen würde.

Das Arbeitsheft soll den Kirchengemeinden zudem Ideen für die Gestaltung der Adventsgottesdienste während der WM geben. So könne eine Torwand vor der Kirche oder ein Transparent mit der Forderung nach Entschädigung für ausgebeutete Arbeiter zur Diskussion anregen. Eine öffentliche Übertragung von Spielen ließe sich mit einem politischen Fairness-Impuls oder einer Schweigeminute für die gestorbenen Arbeitsmigranten verbinden. Bei einem „Aktualisierten Sport-Studio“ könnten heimische Fußballer mit Politikerinnen und dem Publikum über die WM und Katar diskutieren.

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Herausgeber der Broschüre sind die EKHN und der Evangelische Bund in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Kirche und Sport und der Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) der EKD.

8 Kommentare

  1. Schlimm, wenn sich die Kirchen da so anbiedern! Habt den Mut, euch klar für Menschenrechte zu positionieren. Ohne wenn und aber. Benennt diese Verbrechen entlich anstatt sie runterzuspielen!

  2. Das Problem bei kirchenstaatlich bezahlten Funktionären ist, dass sie ja etwas tun müssen für ihr Geld. Und dann kommt auch so etwas dabei heraus wie die oben beschriebene „Arbeitshilfe“ zur WM. Und sie beweisen damit auch, dass sie nichts Wichtigeres zu sagen haben. Das kirchliche Trauerspiel geht weiter, genauso wie der sinnlose Papierverbrauch …

    • Es gibt viele Menschen guten Willens

      Bei der Ev. Kirche gibt es keine kirchenstaatlich bezahlte Funktionäre. Ich liebe meine Kirche und die Aussage von Ulrich Wößner, (wer ? alle ? oder einige ?) hätten nichts wichtigeres zu sagen, besitzt keinerlei Übereinstimmung mit der Wirklichkeit. Es gibt so manches was auch ich an meiner Kirche kritisiere, bleibe dabei aber fair und bediene keine Klischees. Kritik sollte konstruktiv sein. Falsche oder nicht beweisbare Behauptungen und Verallgemeinerungen sind hier unter jesus.de zwar erlaubt, aber als Christ bzw. Christin sollten wir kein falsch Zeugnis reden wider den Nächsten – auch wenn Personen nicht benannt werden. Es gibt es den evangelischen Landeskirchen, in der katholischen Kirche und selbstverständlich auch in allen Freikirchen und Gemeinschaften viele Menschen guten Willens, die leidenschaftlich versuchen – zumeist ohne Überheblichkeit – für das Evangelium zu leben und für andere Menschen da zu sein. Aber immer wo es Menschen gibt hier auf Erden, existieren auch Licht und Schatten. Jede und jeder der Christin oder Christ ist und dies für sich in Anspruch nimmt, gehört geistlich gesehen zu meinen Geschwistern.

      • Eine Kirche, die sich zum größten Teil mit Hilfe des Staates finanziert, hat eindeutig eine kirchenstaatliche Finanzierung. Die Leute, die sie mit diesem Geld anstellt, um ihre Interessen zu vertreten bzw. zu propagieren, sind ihre Funktionäre. Dass du die aus Gründen von „Heiligkeit“ oder „Geistlichkeit“ nicht so nennen willst, ändert nichts daran. Der Volksmund sagt richtigerweise: Wes‘ Brot ich ess, des‘ Lied ich sing. Und ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war selbst einmal einer von ihnen.
        Meine Argumentation geht vom Modell der neutestamentlichen Gemeinde aus. Eine Gemeinde von aus der Welt Bekehrten und durch Reinigung von der Sünde heilig Gewordenen. Eine vom Heiligen Geist geborene und geleitete Gemeinde. Eine Vertretung des Reiches Gottes auf Erden, das nicht in Worten besteht, sondern in Kraft.
        Wovon du ausgehst, bleibt weiterhin unklar. Und komm mir nicht mehr mit 1.Kor. 13, denn der Paulus, der das geschrieben hat, würde dich mit deinem preudochristlichen Liberalismus vermutlich davonjagen.

      • > Bei der Ev. Kirche gibt es keine kirchenstaatlich bezahlte Funktionäre.

        Sa muss ich dir widersprechen. Die evangelischen Kirchen bekommen sogar deutlich mehr als die katholische Kirche, nämlich 59 % der Staatsleistungen an Kirchen. Zusammen waren das 2021 fast 590 Millionen Euro. Wohlgemerk, das sind keine Kirchensteuern, die kommen noch extra. Das sind Steuermittel:
        https://www.t-online.de/finanzen/geld-vorsorge/steuern/id_91521614/kirchen-bekamen-2021-deutlich-mehr-zuwendungen-ampel-will-eingreifen.html

        Und natürlich werden davon auch die Beschäftigten )und in Leitungsfunktionen kann man auch den Begriff Funktionäre durchaus benutzen) bezahlt.

        Und bitte nicht den Einwand, dass die Kirche ja auch Kindergärten , Krankenhäuser und ähnliches betriebt. Das wird, oft zu 100 %, auch noch extra bezahlt.

        • Die Kirchen sind nicht geldgeil

          Joerg – das kann so (einfach gestrickt) nicht stimmen. Allerdings gibt es, wie auch von dir erwähnt, dass Kirchen häufig Träger sind von Aufgaben, die der Staat nicht selbst wahrnimmt oder wahrnehmen kann – und dies geschieht im Rahmen der von unserem Staat so gewollten Subsidiarität (staatlich gewünschter Nachrangigkeit).. Dabei geht es aber nicht alleine um unsere Kirchen. Sondern nach dem Prinzip der Subsidiarität haben auch viele andere Freie Freie Träger dabei immer den Vorrang.

          Außerdem stimmt es nicht, dass 100% der Kosten, die einem (z. B. kirchlichen) Träger entstehen, vom Staat auch nur annähernd voll übernommen werden. Da würden die Haushälter auch der Kirchenverwaltungen über ein solches Wunder unaufhörlich jubilieren. Dann müssten Krankenhäuser durch konfessionelle Träger, oder Sozialstationen die ein sehr großes Defizit auch im Rahmen kirchlicher Trägerschaft schultern, keinerlei finanzielle Probleme haben. Das Gegenteil ist der Fall und dann kommen wir auch mindestens zu einem Grund, warum der Staat nicht auch noch (zum Beispiel) Aufgaben für die Sozialarbeit oder der Gesundheit in eigener Regie tätigt. Es kommt ihm zu teuer. In den USA gibt es so ein System von Kirchensteuer, die der Staat unter Abzug seiner Aufwendungen dafür einzieht, überhaupt nicht – und auch nicht ein so ausgebautes Sozialsystem, nicht zuletzt unter Beteiligung der Kirchen. Dafür müssen dort im Winter durch fast nur ehrenamtliche Hilfe viele Suppenküchen aufgebaut werden. Ohne dieses private Engagement würden viele Menschen jämmerlich verhungert und erfrieren. Ganz zu schweigen von den vielen Menschen, die keine oder nur eine sehr eingeschränkte Krankenversicherung haben.

          Freie Gelder vom Staat für unsere beiden großen Kirchen gibt es, weil diese etwa (schon fast geschichtlich) auf Rechte z.B. verzichteten, in deutlich symbolischer Höhe als Ausgleich. Da wird vielleicht bei unseren Katholiken mal eine Bischofsstelle im Rahmen des Konkordates finanziert oder dergleichen. Dies ist im Verhältnis in finanziell völlig vernachlässigbar Größe und vielleicht sollte man das einfach auch abschaffen. Rechnet man dagegen, was im Rahmen von Trägerschaften auch kirchlich reichhaltig kirchlich finanziell zugebuttert werden muss, dann ist das geschäftlich sehr günstig für unserem armen Vater Staat. Es ist also alles sehr viel differenzierter. Möglicherweise wird es in Zukunft irgendwann auch keine sogenannten Volkskirchen mehr geben, die heute sogar wesentlich mehr als früher viele unterschiedliche soziale Aufgaben schultern. Dafür wird man aber bei Kirchens auch noch gescholten, man habe vieles im Programm wie ein Warenhaus, sei zu bunt und vielgestaltig und dies sei einfach geistlich zu indifferent. Käme dies wie ein Unglück urplötzlich, dass unsere Großkirchen ihr vielfältiges Engagement aufgeben, so müssten sich die Länder und der Bund sich sehr warm anziehen. Daher hat sogar die FDP sich schon sehr lange nicht mehr geäußert, sie wolle das gegenwärtige System abschaffen. Andererseits kann man die bei Großkirchen wuchernde Bürokratie, die viel Geld bzw. Personal benötigt, teilweise durchaus auch nachvollziehen. Dies sind aber unabwendbar immer die Nebenwirkungen wenn viele soziale Aufgaben von den Kirchen übernommen werden. In Amerika sind die überaus zahlreichen Kirchen ausnahmslos eher wie Vereine organisiert. Dort haben daher die armen Kirchen, weil ihnen Mitgliedsbeiträge und vor allem solvente Spender*innen fehlen, auch viel weniger Personal und notwendige Arbeitsprogramme. Doch wenn man von großzügigen Geldgebern abhängig ist, gibt man auch in Glauben und Lehre – ohne es zu wollen – sich einem Fremdeinfluss preis. Es hat also alles seine Vor- und Nachteile und die Welt ist nicht so einfach schwarz und weiß – und leider ist die Kirche nicht geldgeil. Im Rahmen meiner Jahrzehnte langen gemeindlichen Mitarbeit in einem Kirchenvorstand haben wir jedes Jahr uns große Mühe machen müssen, unseren Haushalt einigermaßen ausgewogen aufstellen zu können. Kirchen mit vielen Gebäuden, Aufgaben und Verantwortungen bemühen sich seit Jahren sehr ernsthaft, unnötigen Ballast (auch Gebäude und sogar Kirchen) abzugeben. Aber wer kauft denn schon ein denkmalgeschütztes Gebäude, welches immense Kosten produziert. Es wird auch niemand sich für 1,-Euro eine Burg schenken lassen. Unsere Vorfahren haben leider teilweise in größeren Städten (vor allem nach dem Krieg) viel zu viele Kirchen gebaut, die von den heute real existierenden praktizierenden Christen nicht mehr gefüllt und nicht alle im Winter geheizt werden können. Wird aber eine Kirche abgegeben, vielleicht sogar abgerissen, weinen diejenigen viele dicke Krokodilstränen, die diese heiligen Orte allerdings nie aufsuchten.

  3. Wo soll man noch hinreisen dürfen ?

    Der Termin und damit die Übertragung in der Adventszeit der Fußball-WM löst bei mir einen (noch leichten) Zwiespalt aus. Etwas größer ist dieser bei den offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen. Was den Zeitraum vor Weihnachten betrifft muss ich aber ehrlich bekennen, dass wir uns von dem Weihnachtsrummel – der jetzt wegen der Energie- und Finanzkrise (ggfls. auch wegen der Pandemie) schmäler sein wird – doch nicht unbeeinflusst zeigen. Das viele Kaufen und das Geschäftsmachen hat ja wenig mit der Adventszeit zu tun. Eine Buß- und Besinnungszeit ist das eher selten. Da ich und wir aber wie die anderen sind, wäre es scheinheilig deshalb die WM-Übertragung zu versäumen, wenn denn unsere eigene Mannschaft wenigstens weiterkommt (Auch die Sportler selbst sind enorm überbezahlt, aber dann müsste man sehr vieles sofort abschaffen)

    Wegen der sozialen Defizite und der Menschenrechtsverletzung stellt sich immer die Frage, wo man – jenseits vom Sport – überhaupt noch hinreisen könnte: Es gibt mehr Bananenrepubliken als Rechtsstaaten und selbst die Rechtsstaaten sind oft auch keine lupenreine. Ich würde große Sportveranstaltungen nicht in Nordkorea veranstalten. Aber Sport und Olympische Spiele, es sei denn man überfällt wie Russland aktuell andere Staaten – dienen vielleicht als Möglichkeiten, dass wenigstens Menschen anderen Menschen begegnen können, auch aus solchen Ländern. Aber das ist schon in sich eine schwierige Frage, etwa wie man dann mit dem Iran umgehen soll. Gleiches gilt (fast noch mehr) für China. Aber es steht auf der Landkarte der Länder und alleine die vielen wirtschaftlichen Beziehungen machen es unrealistisch es zu ignorieren.

    Wandlung durch Annäherung, also auch durch Wirtschaftsbeziehungen und andere diplomatische Routinen, sind daher immer noch das mildere Mittel statt Ausgrenzung. Wo also sollen wir anfangen auch den Frieden zu fördern ? Ein weiteres Thema ist, dass wir auch in Staaten, die ihre Bevölkerung unterdrücken, Öl und Gas kaufen weil uns die soziale und wirtschaftliche Stabilität wertvoller ist als die Ethik. Das sehe ich durchaus selbstkritisch. Ich werde also Fernsehen und Fußball gucken. Es ist so wie auch Margot Kaesmann zugibt: In ethischen Fragen kann man unterschiedlicher Meinung sein. Diejenige bezüglich Katar ist eher als schwierig anzusehen. Aber auch in diesem Land gibt es nicht nur Menschen die Macht repressiv ausüben und dergleichen, sondern sicherlich wie auch im Iran ganz liebenswürdige Menschen. Und es soll sogar Christen geben.

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