Die FDP im Bundestag hat die katholische Kirche aufgefordert, einen Entschädigungsfonds für Missbrauchsopfer aufzulegen.
Zugleich dringen die Liberalen auf den Einsatz unabhängiger Sonderermittler in allen deutschen Bistümern, wie die «Neue Osnabrücker Zeitung» in ihrer Samstagsausgabe berichtete. «Die katholische Kirche wäre gut beraten, nicht länger wie ein Staat im Staate zu handeln», sagte der rechtspolitische Sprecher der FDP-Fraktion Christian Ahrendt der Zeitung.
Wenn die Bischöfe es ernst meinten mit der Aufklärung möglicher Missbrauchsfälle, sollten sie «externe Sonderermittler für alle 27 deutschen Bistümer einsetzen». Diese könnten die vergangenen Jahrzehnte in enger Kooperation mit den örtlichen Staatsanwaltschaften unabhängig und unparteilich aufarbeiten, sagte Ahrendt. «Angesichts des Ausmaßes der Vorwürfe hilft nur schonungslose Offenheit.»
Zudem appellierte er an die Bischofskonferenz, den Opfern für ihr erlittenes Unrecht einen finanziellen Ausgleich zu gewähren. Dies wäre ein wichtiges Signal an die Betroffenen, dass «die Kirche sich nicht hinter Verjährungsfristen versteckt, sondern sich in jedem Fall zu ihrer Verantwortung für die Opfer bekennt».
Einer Umfrage zufolge ist das Vertrauen in die katholische Kirche, bei der Aufklärung von Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen konstruktiv mit den Behörden zusammenzuarbeiten, sehr gering. Lediglich knapp 20 Prozent der Befragten gingen davon aus, dass die Kirche zur Aufklärung beitrage, ergab eine repräsentative Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Omni Quest für die «Frankfurter Rundschau» (Samstagsausgabe). Mehr als zwei Drittel (68,1 Prozent) antworteten, sie tue das nicht.
Fast drei Viertel der Befragten (73,3 Prozent) sehen dem Zeitungsbericht zufolge einen Zusammenhang zwischen der zölibatären Lebensweise von Priestern und dem sexuellen Missbrauch Jugendlicher. 20,6 Prozent sagten, beides habe nichts miteinander zu tun. An der Befragung vom vergangenen Donnerstag nahmen 1.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren teil.
Nach dem Bekanntwerden zahlreicher Missbrauchsfälle an katholischen Schulen hatte die Deutsche Bischofskonferenz am Donnerstag einen Beauftragten ernannt. Dieser, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, versicherte, die Kirche wolle mit allen zur Verfügung stehenen Mitteln zur Aufklärung beitragen.
Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hält die Kooperation zwischen Kirche und Strafverfolgungsbehörden für verbesserungsbedürftig. Nach ihrem Streit mit den Bischöfen in dieser Frage soll es demnächst ein Gespräch zwischen ihr und dem Vorsitzenden der Bischofkonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, geben.
Zollitsch will Papst Benedikt XVI. im März über den Umgang der deutschen Bischöfe mit dem Missbrauchsskandal informieren. Wenn die Linie der deutschen Bischöfe in dieser Angelegenheit zu einer «Generallinie» in der katholischen Kirche werde, «dann wird sicher auf Zukunft hin vieles besser werden», sagte er in einem SWR-Interview vom Samstag.
Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich schlug vor, die Missbrauchsfälle in katholischen Schulen auch auf dem Ökumenischen Kirchentag (ÖKT) in München zu thematisieren. Als ein Gastgeber des gemeinsamen Kirchentags werde er diesen Vorschlag nächste Woche auf der Präsidiums-Sitzung des ÖKT machen, sagte Friedrich am Samstag am Rande der Tagung des Rates der EKD in Tutzing.
Das ökumenische Klima sieht Friedrich, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, durch die Skandale in der katholischen Kirche nicht belastet. Die Protestanten hätten keinen Grund, mit dem Zeigefinger auf die Katholiken zu deuten, weil auch in der evangelischen Kirche Missbrauchsfälle nicht ausgeschlossen werden könnten. Nach seiner Beobachtung bemühe sich die katholische Kirche «sehr intensiv» um die Aufarbeitung und Klärung von Missbrauchsfällen, sagte der bayerische Landesbischof.
(Quelle: epd)