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MosaikKirche: Eine Gemeinde für alle Nationen

Bunt, offen und evangeliumszentriert – das ist die MosaikKirche Frankfurt-Nord. Hier versammeln sich Menschen aus Deutschland, dem restlichen Europa, Asien, Afrika, Nord- und Südamerika zum gemeinsamen Gottesdienst.

Von Erika Weiss

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Frankfurt am Main – eine Stadt mit fast 800.000 Einwohnern. Über die Hälfte davon hat einen Migrationshintergrund. Wie können diese Menschen das Evangelium hören? Und wie können sie sich in die deutsche Kultur integrieren? Diese Fragen stellt sich vor über zehn Jahren kein Deutscher, sondern ein US-Amerikaner: der Theologe Stephen Beck. Er doziert an der Freien Theologischen Hochschule in Gießen. Sein Fachgebiet: Gemeindegründung. Als er 2005 nach Deutschland zieht, macht er die Beobachtung, wie multikulturell die Gesellschaft ist. In ihm entsteht die Vision, eine internationale Kirche zu gründen.

Ein Herz für Migranten

Doch warum möchte ein US-Amerikaner in Deutschland eine internationale Gemeinde gründen? Als Kind zieht Beck mit seiner Familie nach Heidelberg, wo seine Eltern als Missionare arbeiten. Statt einer herzlichen Willkommenskultur erlebt der US-Amerikaner Ablehnung und Ausgrenzung. Diese Erfahrungen prägen ihn und sensibilisieren ihn für Migranten.

Jahre später studiert Beck in den USA Theologie, heiratet und gründet zwei Gemeinden – eine in den USA und eine in Kanada. „2002 erhielt ich eine E-Mail von einem Mitarbeiter der Hochschule Gießen. Mir wurde eine Stelle als Dozent für Praktische Theologie angeboten. In mir begann ein innerlicher Kampf zwischen den schmerzlichen Erinnerungen in Deutschland und dem Ruf Gottes. Meine Frau und ich trafen die Entscheidung, nach Deutschland zu ziehen“, erzählt Beck.

Die Mosaikkirche entsteht

2011 wagt Beck mit seinen Studenten das Experiment, in der Metropole Frankfurt eine Gemeinde zu gründen. „Es sollte eine Kirche sein mit Einheimischen und den Nationalitäten, die im Laufe der letzten Jahre nach Deutschland gekommen waren. Wir wollten ein Mosaik aus Hautfarben, Kulturen und Sprachen schaffen, ohne dass dabei die deutsche Basiskultur verloren geht. Im Gegenteil: Die Migranten sollten kulturell von den Deutschen lernen, aber auch andersrum.“

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Doch aller Anfang ist schwer. Es scheint fast aussichtslos zu sein, in Frankfurt bezahlbare Räumlichkeiten zu finden. Schließlich verbinden sich die Gründer mit zwei kleineren Gemeinden und nennen sich MosaikKirche, kurz Mosaik. Sie mieten Räume an und feiern im Oktober 2012 den ersten Gottesdienst. Zu einem der ersten Gottesdienste kommt ein junger Afghane. Er ist Flüchtling, hat sich vor kurzem zu Jesus bekehrt und möchte in eine deutsche Gemeinde gehen. An den darauffolgenden Sonntagen bringt er Freunde aus seiner Flüchtlingsunterkunft mit. Um sie in die MosaikKirche zu integrieren, starten die Mitglieder einen Deutschkurs. Neben der sprachlichen Hilfe bekommen die Flüchtlinge auch praktische Unterstützung, wie zum Beispiel bei Anträgen im schönsten Bürokratie-Deutsch.

Veranstaltungsort gesucht

Jahrelang heißt es sonntags: Technik auf- und abbauen und für eine dauerhafte Bleibe beten. Mit der Zeit wächst die Mitgliederzahl. Einzelne von ihnen tun sich zusammen und gründen wiederum neue Gemeinden. Multiplikation ist eines der Kernwerte der MosaikKirche. Inzwischen gibt es zehn weitere Mosaik-Kirchen im Rhein-Main-Gebiet. Beck ist im Standort Nord. Seit Herbst 2019 hat Mosaik Nord feste Räumlichkeiten gefunden. Im Stadtteil Preungesheim teilt sie sich eine ehemalige Schule mit drei anderen Gemeinden. Das Gebäude hat alles, was das Pastorenherz begehrt: einen großen Versammlungssaal, viele weitere Räume, zwei Küchen, einen Garten, genügend Parkmöglichkeiten.

Unter den rund 65 Mitgliedern sind Deutsche, Schweizer, Spanier, US-Amerikaner, Kanadier, Afghanen, Iraner, Inder, Taiwanesen, Ghanaer, Eritreer, Latinos … Es sind Familien, wenige Senioren, viele junge Singles. So bunt wie die Mosaik Nord ist, ist auch die Nachbarschaft. Ein paar Gehminuten entfernt liegt der Frankfurter Berg, ein Stadtteil mit einem hohen Ausländeranteil. Diese Menschen möchte die Mosaik Nord erreichen. Die Mitglieder gehen auf die Straße, machen Gebetsspaziergänge, kommen mit den Leuten ins Gespräch und laden sie zum Gottesdienst ein.

Leitungswechsel

Ein Sonntagnachmittag im Februar 2021. Eine Zeit, in der Präsenzgottesdienste selten geworden sind. Die Mosaik Nord versammelt sich weiterhin, zumindest alle zwei Wochen. Dazwischen wird gestreamt. Vor dem Gottesdienst, der um 16:20 Uhr startet, ist noch etwas Zeit für Gemeinschaft. Im großen Bistro stehen etwa 15 Menschen mit Abstand bei weit geöffneten Fenstern beisammen. Wer mag, bekommt Tee, Kaffee oder Kekse, selbstverständlich unter den einzuhaltenden Hygieneauflagen. In diesem Raum vermischen sich Sprachen aus Europa, Nord- und Südamerika, Asien und Afrika.

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Pascal Rönsch steht auch im Bistro. Der 30-Jährige ist seit letztem Oktober Pastor der Mosaik Nord. Stephen Beck hat die Verantwortung an Jüngere abgegeben. Mit zwei weiteren Pastoren und einem Ältesten bildet Rönsch die Gemeindeleitung. „Ich bin selbst ein Kind zweier Welten. Meine Mutter kommt aus der französischsprachigen Schweiz und ich bin zweisprachig aufgewachsen“, erzählt Rönsch. „Stephen Beck kenne ich von meinem Theologie-Studium in Gießen. 2016 war ich das erste Mal in der MosaikKirche. Das war ein Taufgottesdienst von sechzehn Leuten. Vierzehn der Täuflinge waren Flüchtlinge. Ihre Zeugnisse haben mich sehr bewegt. Ich dachte: Das ist es – eine Gemeinde, in der sich jeder willkommen fühlt und das Evangelium im Mittelpunkt steht“, erinnert sich Rönsch.

Corona-Gottesdienst

Im großen Versammlungssaal sitzen etwa 15 Menschen. Zwei Kameras stehen bereit, denn der Gottesdienst wird zeitgleich gestreamt. Heute wird Abendmahl gefeiert. Dazu stehen kleine Behältnisse mit Wein und Brot bereit. Wer braucht, kann sich Kopfhörer nehmen, um den deutschsprachigen Gottesdienst in Spanisch, Englisch oder Farsi zu hören. „Wegen unseres mono-multikulturellen Konzepts ist Deutsch unsere Basissprache. Im Lobpreis und Gebet beziehen wir aber andere Sprachen mit ein“, erzählt Rönsch.

Der Gottesdienst startet mit drei Liedern, die nur das Musik-Team singen darf. Die Zuhörer sind eingeladen, aufzustehen, zu klatschen oder zu tanzen. Das Lied „So groß ist der Herr“ wird nacheinander auf Deutsch, Englisch, Spanisch und Farsi gesungen. Dazwischen beten alle gemeinsam das „Vaterunser“ in ihrer Muttersprache. Rönsch hält die Predigt über Psalm 84. Es geht um die Herausforderungen in der aktuellen Zeit und wie wir damit umgehen können.

Wäre es nicht einfacher, nur Online-Gottesdienste anzubieten? „Wir haben lange überlegt, wie es weitergehen soll. Wir sind zum Ergebnis gekommen, dass persönliche Begegnungen für unsere Gemeindemitglieder essenziell sind. Gerade mit den Kulturen, die wir haben, die sehr beziehungsorientiert sind. Präsenzgottesdienste bedeuten aber schon einen höheren Aufwand für uns als Online-Gottesdienste“, sagt Rönsch.

Voneinander lernen

Von den Nicht-Deutschen lernt Rönsch allerhand: „Sie sind sehr gastfreundlich und herzlich. Das begeistert mich.“ Was ihn auch begeistert, ist die multilinguale Gebetsgemeinschaft: „Wenn um dich herum Menschen in zehn verschiedenen Sprachen beten, dann gibt dir das einen Vorgeschmack auf den Himmel.“ Gibt es auch Herausforderungen? „Ja, kulturelle. Die deutsche Kultur ist ja sehr zeit-orientiert. Da merkt man schon Unterschiede zu den Nicht-Deutschen – ohne das bewerten zu wollen“, sagt Rönsch.

Für Beck und Rönsch sind internationale Gemeinden eine großartige Möglichkeit, Nationen zu verbinden. „Durch die Globalisierung sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern vor unseren Haustüren. Ich finde es essenziell, sich diesen Menschen zu öffnen. Es ist schön zu sehen, wenn sie sich deutsche Gemeinden suchen und diese mitprägen wollen. Denn sie könnten genauso gut ihre eigenen kleinen Gruppen bilden. Aber wenn sich unterschiedliche Kulturen austauschen, entstehen Dynamik und Wachstum. Diese Dynamik brauchen wir, um nicht in unserer christlichen Blase zu bleiben“, findet Rönsch.


Erika Weiss hat diesen Artikel für das Magazin „Gemeinde.Praktisch“ geschrieben. Die Zeitschrift wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.

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3 Kommentare

  1. Deinen Beitrag Bernd Hehner finde ich sehr ansprechend und danke Dir auch für die Darstellung aus Deiner Sicht; Auch aus meiner Sicht her sehe ich es wichtig vor allem Hinzugehen und es lohnt sich bestimmt auf Dauer, sich nicht nur „zuhause“ bequem zu machen; .. denke auch dass die vielen einzelnen Kirchen sich in diesem Sinne zusammen tun sollten um die Gute Botschaft, so wie Jesus Sie uns nahebrachte verkünden; .. denke dass dies zu Jederzeit möglich ist und von Jedem Gläubigen allzeit gemacht werden sollte; ..dies so meine ich, ist das, worum uns Jesus auch gebeten hat dies zu machen und ich bin fest überzeugt dass Jeder dem Nächsten in Liebe und Respekt und das „aufbauende“ Gespräch suchend ein Weg wäre – dass dies ist Saat ist, die – wen man sie gut pflegt auf Dauer in jeder Gemeinde gute Frucht bringen wird; Josef Heilmann

  2. Nichts gegen die Mosaikkirche

    Nichts gegen die Mosaikkirche. Christinnen und Christen sind (aber) schon immer davon überzeugt, dass es eine weltweite Kirche Jesu Christi gibt, die alle Konfessionen und Kirchen umfasst. Außerdem erlebe ich (auch nunmehr) in der Pfalz, dass neben einer durchgängigen Bereitschaft zu mehr Ökumene auch in der hiesigen ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) z. B. sogar die Neuapostolische Kirche mit Gaststatus mitarbeitet, wobei der Gaststatus gegenüber der Mitgliedschaft nur eine Formalie ist. Dies wäre vor einigen Jahrzehnten noch völlig undenkbar gewesen. Was ich von anderen höre: Es gibt es auch den sogenannten Traditionsabbruch nicht nur bei den beiden großen Kirchen, sondern ebenso bei den Freikirchen und bei diesen wird ebenso beklagt der Verlust an Gemeindemitgliedern bzw. an Menschen, die sich taufen lassen.

    Bei all dem habe ich (nur „ganz leichte“) Zweifel, ob es nicht vielleicht widersinnig sein könnte, wenn sich die kaum überschaubare Anzahl von Kirchen einerseits mehr um ein Miteinander in der Ökumene bemühen – und andererseits immer mehr Kirchenneugründungen geschehen. Um klarzustellen: Ich liebe eine vielfältige Kirche, in der auch liberale und evangelikale Christinnen und Christen miteinander arbeiten und beten. Wir könnten alle etwas charismatischer sein, liebevoller Gott und den Menschen gegenüber, als fromme tolerante Kirche/Christen, dialogbereit und mit größerer Bereitschaft an die Hecken und Zäune zu gehen, und allen Menschen die gute Botschaft von der Liebe Gottes vorzuleben und weiterzusagen. Zu den Kuchenzutaten für eine gute vielfältige Kirche gehört auch, aus der Kommstruktur vermehrt eine Gehhin-Struktur zu machen. Dazu muss es mehr Präsenz außerhalb der kirchlichen Räume geben und nicht im eigenen Saft zu braten. Im Idealfall ist immer gut, eine moderne Urgemeinde zu sein die geistlich arm ist, also sich ihre leeren Hände von Gott füllen lässt. Das Vergeben ist oft unmodern geworden.

    Ich wünsche den Gründer*innen der Mosaikkirche und allen Mitgliedern gerne Gottes Segen und viel Erfolg.

    Lediglich den EinFragender wäre zu fragen, wovon denn die Amtskirchen nichts wissen wollen, bzw. das was Jesus gesagt hat. Jesus hat es ja nicht bei wenigen Worten gelassen und beispielsweise auch die Bergpredigt in die Welt gesetzt. Ich glaube schon, dass die Evangelische Kirche so manches tut, wie auch die Katholische Kirche, um bald auszusterben. Aber hier eine Verallgemeinerung zu betreiben, wäre völlig unzulässig. Bei den Katholiken ist es die Überbetonung des Dogmatischen und bei uns landeskirchlichen Evangelen zu wenig Charismatik, langweilige Predigten und auch bewusst neue Wege selten zu gehen. Aber auch das kann man nicht verallgemeinern. Es stimmt auch nicht, dass die meisten Menschen gern völlig gottlos sind oder sein wollen, aber wenn wir ihnen keine Alternativen geben, landen sie nirgendwo oder irgendwo in der Esoterik. Es muss einfach wieder Spaß machen, sich in einer guten (und auch frommen) Gemeinschaft wohl zu fühlen. Der Heilige Geist wird nicht von einem himmlischen Gebläse (bildlich gesehen) nach dem Rasermäherprinzip über allen ausgeweht, sodass wir nichts mehr tun müssen. Tun wir etwas !

  3. Das ist die Zukunft. Aber leider wollen die Amtskirchen davon nichts wissen. Lieber stirbt man aus, lieber lebt man den Rassismus den man angeblich bekämpfen möchte, lieber ignoriert man das was Jesus gesagt hat.

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