125 Jahre Weisses Kreuz: „In der NS-Zeit versagt“

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Der diakonische Fachverband „Weisses Kreuz“ für Sexualethik und Seelsorge hat sein Versagen in der Zeit des Nationalsozialismus eingeräumt. Damals sei beim Weißen Kreuz die Zugehörigkeit zum deutschen Volk mehr betont worden als die Zugehörigkeit zum Leib Christi, schreibt Geschäftsführer Rolf Trauernicht in der jüngsten Ausgabe der Verbandszeitschrift.

Den Verantwortlichen des Weissen Kreuzes sei es in der NS-Zeit nicht gelungen, die gottlosen Hintergründe des Regimes zu durchschauen, erklärte Trauernicht. So habe die Bekämpfung von „Schmutz und Schund“ durch die Nazis und deren Wertschätzung der Ehe dem Weißen Kreuz imponiert. „Schuld und Geschichte unseres Werkes warten hier noch auf Aufarbeitung“, bilanzierte Trauernicht.

Das Weiße Kreuz mit Sitz Ahnatal bei Kassel feiert am 20. Juni sein 125-jähriges Bestehen.Derzeit unterhält der Fachverband nach eigenen Angaben 175 Beratungsstellen. Viele Gemeinden, Schulen und Universitäten zeigten sich offen für dessen Arbeit. Allerdings beobachte er zugleich eine zunehmende, innerkirchliche Distanzierung vom sexualethischen Profil des Verbandes, sagte der Geschäftsführer. Teile der Schwulenbewegung forderten gar dessen Ausschluss aus dem Diakonischen Werk.

Das Weisse Kreuz war 1890 in Berlin als „Deutscher Sittlichkeitsbund vom Weißen Kreuz“ gegründet worden. Seine Aufgaben sieht es vor allem in der Beratung zu Fragen von Ehe, Sexualität und Familie.