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Gott hat einen Plan für unser Leben. Echt?

Wer hat diesen Satz noch nicht gehört: „Gott hat einen Plan für dein Leben“. Aber wie geht man damit um, wenn im eigenen Leben vieles drunter und drüber läuft? Dies ist die Geschichte von Stefan, dem Missionar, Paketfahrer, Gemeindegründer, Mediator und Trauerbegleiter.

Von Stefan Bitzer

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Nein, ich fand es am Ende meiner Schulzeit auch nicht einfach, zu entscheiden, was ich denn beruflich machen möchte. Da hat sich in den vergangenen 30 Jahren wohl nicht so viel geändert. Meine Eltern rieten mir dazu, was „Vernünftiges“ zu lernen. Damit ich was in der Hand habe. Aber was ist vernünftig? Und was habe ich dann in der Hand? Ich habe mich dann mit einem Freund auf den Weg gemacht und mir verschiedene theologische Ausbildungsstätten in Deutschland angesehen. Theologie, das klang irgendwie gut, auch wenn ich noch nicht wusste, was ich später damit machen wollte. Und dann hab ich tatsächlich Theologie studiert. Wobei der olympische Gedanke stark ausgeprägt war. Dabei sein war alles. Theorie war schon wichtig, aber Praxis war mir – damals schon – noch wichtiger. So habe ich mich sehr in der Gemeindearbeit engagiert, die Jungschar geleitet, Musik gemacht usw.

Mädchen für alles

In dieser Zeit wurde der Gedanke einer Missionsarbeit immer interessanter. Nach dem Studium ging ich deshalb mit einer internationalen Missionsorganisation nach Österreich. Dort war ich für ein Jahresteam verantwortlich. Nach zwei Jahren kam dann die Anfrage, ob ich nicht in die deutsche Zentrale kommen wolle. Dort wurde ein Assistent für die Missionsleitung gesucht. Klang gut – auch wenn inhaltlich nicht ganz klar war, was das bedeuten sollte. So habe ich Veranstaltungen mit vorbereitet und geleitet, viel Kontakt zu Menschen gehabt und in der Öffentlichkeitsarbeit mitgewirkt. Von allem ein bisschen.

Pastor und Paketfahrer

Nach zwei Jahren ging dann – inzwischen frisch verheiratet – die Reise weiter. Gemeindegründung in Tübingen. Allerdings auf eigene Kosten. Das hieß, einen Job zu suchen, mit dem man eine Familie irgendwie ernähren und trotzdem nebenher noch Pastor sein konnte. Gar nicht so leicht, wenn man nichts „Vernünftiges“ gelernt hat. So kam ich dann nach einigem Suchen und manchen Bewerbungen als Briefträger und Paketfahrer zum gelben Riesen. Ganz so prickelnd war es da nicht: morgens früh los, abends spät nach Hause. Sonntags war dann die Gemeinde und die Familie dran

Irgendwann wurde mein Vertrag nicht mehr verlängert und das Ganze mir auch zu viel. Also wieder zum Arbeitsamt und Stellenanzeigen durchforsten. Allein dieses Gefühl, auf das Amt zu müssen, und die sehr drückende Atmosphäre dort waren schon herausfordernd genug. Der Ton und wie man zum Teil behandelt wurde, machte es auch nicht besser. Ich kam mir wie ein Versager vor. Nach einer knapp einjährigen Episode als Fahrer, die ich selbst beendet hatte, weil ich nicht mehr konnte und wollte, gab es dann eine Anstellung als Pastor.

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Die Zeit in der Gemeinde war klasse. Viele Herausforderungen – vor allem, wenn man eine Gemeinde von null beginnt und erst einmal Mitarbeiter finden muss – aber auch viel Schönes. Aufbruch, Neues wagen und ausprobieren, Pionierarbeit, das hat mir Spaß gemacht. Und so war ich für einige Jahre am richtigen Platz. Bis es Probleme gab. Ein paar Leute hatten Schwierigkeiten mit mir persönlich und vor allem mit mir als Pastor. Eine Person sagte mir in diesem Zusammenhang einmal: „Stefan, als Mensch bist du schon in Ordnung. Aber als Pastor taugst du eben nichts.“ Wir machten uns auf den leider sehr schwierigen Weg des Konfliktmanagements. Im Rückblick fallen mir dabei ganz viele Dinge auf, die da richtig schiefgelaufen sind. Da in diese Zeit auch einige private Herausforderungen – wie etwa der viel zu frühe Tod meiner Mutter, eine Tumorerkrankung bei mir und ein Umzug mit entsprechenden Renovierungsarbeiten –, fiel, wurde die Kraft immer weniger und der Druck immer größer.

Ausgelaugt und gefeuert

Die Folge war, dass ich von der Gemeinde eine Auszeit bewilligt bekam. Einfach mal durchschnaufen, keine Predigten mehr halten, bei denen man Angst ha- ben muss, dass man was Falsches sagt, was dann später gegen einen verwendet wird usw. Dafür war ich sehr dankbar. In dieser ganzen Zeit lief kommunikationsmäßig so ziemlich alles schief, was schiefgehen konnte. Und so wurde dann mein Arbeitsvertrag gekündigt, und meine Zukunft war wieder komplett offen. Mein Gefühl war, dass ich nicht nur mein berufliches Dasein, sondern mein ganzes Leben frontal gegen die Wand gefahren hatte. Ende 30, verheiratet, vier kleine Kinder, null Perspektive und null Rücklagen.

Also wieder zum Arbeitsamt. Der Betreuer war sehr nett und verständnisvoll. „Herr Bitzer, Sie stehen bei mir im Computer als evangelischer Pfarrer. Bei mir rufen aber kei- ne Kirchengemeinden an. Also machen Sie sich Gedanken bezüglich einer Umschulung oder Weiterbildung.“ Und so kam ich dann zu einer Mediationsausbildung.

Witwer und Vater

Ich dachte: Endlich Zeit für die Familie! Meine Frau sagte damals zu mir: „Die Familie kann uns keiner nehmen!“ Leider sollte sie nicht Recht behalten. Ihr ging es nämlich gesundheitlich immer schlechter und keiner wusste, warum. Alle Untersuchungen brachten keine hilfreichen Ergebnisse. Zehn Tage nach der Diagnose einer sehr seltenen Krankheit verstarb sie – und zehn Tage danach auch noch mein Vater. Zur Arbeitslosigkeit und zur fehlenden Perspektive kam nun auch noch, dass ich verwitwet und Vollwaise war und meine Kinder keine Mutter mehr hatten. Das war ein kompletter Totalschaden. Rien ne va plus. Nur, dass es hier nicht um Glücksspiel, sondern um mein Leben ging.

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So schrecklich diese Zeit auch war mit all den Verlusten, Abschieden und dem Schmerz, es gab auch etwas Heilsames. Ich habe gemerkt, dass ich mein Leben nicht zu 100 Prozent im Griff habe, dass ich mich zwar bemühen und mein Bestes geben kann, es aber keine Garantie dafür gibt, dass deshalb alles gut geht. Das war irgendwie auch befreiend und nahm den Druck. „Höher, schneller, weiter“ fand nun definitiv ohne mich statt.

Immer wieder in all den Jahren hörte ich, dass Leute gesagt haben, man müsse den Willen Gottes für sein Leben herausfinden und diesen dann umsetzen. „Gott hat einen Plan“ war das Motto. Da frage ich mich allerdings schon, wie dieser Plan in meinem Leben denn aussehen soll. Und ob das nicht ein bisschen viel Hin und Her ist. Je länger, je mehr bin ich davon überzeugt, dass es im Leben vor allem darum geht, herauszufinden, was man gut kann, wo und für was das eigene Herz schlägt und wo man gerne etwas verändern oder bewirken möchte. Ich habe gemerkt, dass ich gut und gerne mit Menschen umgehe, vor allem mit solchen in Ausnahmesituationen, dass ich gerne rede und es offensichtlich auch immer wieder gelingt, meine Gedanken in verständliche Worte zu fassen. Und dass ich den Wunsch habe, dazu beitragen zu können, dass Trauernden mehr Verständnis in der Gesellschaft entgegengebracht wird und Tod und Trauer keine Tabuthemen bleiben.

Trauerbegleiter und Menschenversteher

Seit meiner zweiten Hochzeit 2010 habe ich wieder mehr Kapazität, das zu tun, was mir wichtig ist, was ich kann und was anderen gut tut. Und ich bekomme sogar noch Geld dafür, dass ich Trauernde begleiten, Trauerfeiern und Hochzeiten, Vorträge und Seminare halten darf. Das fühlt sich richtig gut an. Ich hoffe, dass ich das noch ein paar Jahre machen kann. Aber vielleicht kommt auch noch mal etwas ganz Neues.

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