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Kommentar: Singen verboten, na und?

Wegen der Coronapandemie ist das Singen in Gottesdiensten erst einmal untersagt oder nur noch leise gestattet. Das ist kein Grund zum Frust.

Ein Kommentar von Nathanael Ullmann

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Ja, Gottesdienste dürfen bald wieder gefeiert werden. Allerdings nur unter hohen Sicherheitsauflagen. So empfiehlt die katholische Kirche beispielsweise, im Gottesdienst nur leise zu singen. Die evangelische Kirche bittet sogar, den Gesang ganz zu lassen. Das sorgt im Netz für viel Aufregung. Dann könne man den Gottesdienst auch ganz lassen, heißt es von vielen Seiten.

Der Frust ist in gewisser Weise auch verständlich. Schließlich gehört gerade das gemeinsame Singen zu den allermeisten Gottesdiensten dazu. Viele Gläubige schöpfen genau daraus Kraft. Nun weiterhin auf ermutigende Choräle oder Lobpreislieder verzichten zu müssen, bedeutet einen Eingriff in Rituale. Und das fällt selten jemandem leicht.

Der Staat als Bösewicht

Trotzdem bleibt bei manchen Kommentaren ein ungutes Gefühl zurück. Einerseits, weil ihnen implizit die Einstellung innezuwohnen scheint: Der Staat und die Kirche wollen uns den Gottesdienst, den Gesang, die Gemeinschaft etc. wegnehmen. Fast scheint es so, als hätten die Staats- und Kirchenführer nur darauf gewartet, die Auslebung der Religion möglichst weit zu beschränken. Und das geht völlig an der Realität vorbei. Schließlich leben wir in einem Land, in dem wir als Christen massive Privilegien genießen. Eine staatliche geregelte Steuer für Kirchen ist nur ein Beispiel. Außerdem haben die Maßnahmen ja einen triftigen Grund. Den unsichtbaren, aber doch nicht minder gefährlichen Widersacher scheinen viele zu vergessen.

Andererseits ist aus den Kommentaren nicht selten der Fokus auf das Negative wahrzunehmen. Über Wochen stand die Forderung im Raum, endlich wieder Gottesdienste zuzulassen. Nun sollen sie unter Auflagen erlaubt werden. Jetzt mokieren sich die Christen ob ebenjener Sicherheitsmaßnahmen. Da bleibt die Frage, ob der Christenheit ein wenig Dankbarkeit nicht besser zu Gesicht stände.

Eine Chance

Denn die Restriktionen können in vielerlei Hinsicht auch als eine Chance gesehen werden. Es ist die Chance, den Gesang zuhause im intimen Kreis mit Gott neu zu entdecken. In einem Candlelightdinner mit dem Höchsten kann eine ganz neue Art der Beziehung entstehen. Oder es ist die Chance, von Instrumentalmusik in der Kirche erfüllt zu werden, weil man gerade nicht mit Singen abgelenkt ist. Und zuletzt ist es die Chance, Vorfreude zu entwickeln. Auf den Moment, wenn endlich wieder Choräle und Lobpreislieder die Kirchen und Gemeinderäume füllen. Schließlich weiß man ja manchmal erst, was man hat, wenn man es eine Weile missen musste.

Nathanael Ullmann ist Volontär in der Onlineredaktion des SCM Bundes-Verlags, zu dem auch Jesus.de gehört.


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