Klimawandel ist das Thema der letzten Monate. Auch mehrere Kirchen haben sich den Umweltschutz auf die Fahne geschrieben – und lassen Taten sprechen.
Von Nathanael Ullmann
Spätestens seit der Fridays-for-Future-Bewegung, bei der tausende Schüler freitags für die Umwelt demonstrieren, und einem Video des YouTubers Rezo, in dem er die deutsche Klimapolitik harsch kritisiert, ist die Klimaerwärmung in aller Munde. Der Konsens: In den nächsten Jahren muss die Menschheit ihren CO²-Ausstoß massiv verringern, wenn die Natur nicht unumkehrbar geschädigt werden soll. Diesem Aufruf folgen nun auch verschiedene Kirchen. Sie wollen sich für einen nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen einsetzen.
Eine von ihnen ist die Badische Landeskirche. Sie hat in verschiedenen Kirchengemeinden ihre Heizung optimiert, mit einem signifikanten Effekt: Knapp vier Millionen Kilowattstunden Energie und damit 1.100 Tonnen CO² spart die Landeskirche jetzt pro Jahr ein. Das ist der Verbrauch von etwas mehr als 200 Einfamilienhäusern. Insgesamt will die badische Landeskirche bis 2020 40 Prozent weniger CO² als noch 2005 verbrauchen, erzählt sie in einer Pressemitteilung.
Für die drastische Leistungsoptimierung brauchte es nicht viel: 675 Gebäude wurden mit einem sogenannten „Hydraulischen Abgleich“ ausgestattet. Der sorgt dafür, dass die Wärme gleichmäßig in allen Räumen verteilt wird. Dadurch kann die Temperatur im Heizungssystem deutlich reduziert werden. Außerdem ersetzte die Landeskirche 945 Heizungspumpen durch moderne Varianten. Energieberater besuchten in den vergangenen fünf Jahren alle Gemeindehäuser, Kindergärten, Pfarrhäuser und Kirchen innerhalb der Landeskirche und die Heizungen bei Bedarf optimiert. 3,5 Millionen Euro kostete das Projekt.
Haus wird Hort für Insekten
Auch die Diözese Rottenburg-Stuttgart hat neue Nachhaltigkeitsleitlinien veröffentlicht. Schon jetzt werden 57 Prozent des Energieverbrauchs im Rottenburger Bischofshaus durch die Sonne gewonnen. Dafür setzt das Bistum auf eine Photovoltaikanlage, die nun erweitert wurde. Mit der wird auch das Elektroauto der Stabstelle Mediale Kommunikation betrieben. Bis 2050 will die Diözese in ihrem Bereich klimaneutral arbeiten, den CO²-Ausstoß im Vergleich zu 2015 also um 85 Prozent reduzieren.
Das sanierte Flachdach des Bischofshauses ist jetzt außerdem eine „Wiese der Nachhaltigkeit“. Auf 170 Quadratmetern wurde hier Wohnraum für Insekten geschaffen. Vor dem Haus befinden sich mittlerweile zwei Bienenstöcke, in denen „bischöflicher Honig“ hergestellt wird. 15 Millionen Euro stehen dem Bistum bis 2020 für Nachhaltigkeitsprojekte zur Verfügung. Für die Umsetzung von Projekten hat sie zwei Klimaschutz-Manager eingestellt. Sie sollen Fachfragen beantworten und „Kümmerer“ schulen, die den CO²-Ausstoß überwachen.
„Wir Christen müssen die Schöpfung Gottes als Geschenk annehmen und dürfen sie nicht zerstören“, sagte der Bischof Gebhard Fürst bei der Vorstellung der neuen Leitlinien. Gott habe den Menschen in den Garten Eden gesetzt, um ihn zu bebauen, zu pflegen und nicht, um ihn zu zerstören.