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Warum wir unseren Glauben nicht verschweigen sollten

Mit der Evangelisation haben es auch Menschen schwer, die Jesus nachfolgen. Arndt Schnepper greift Vorbehalte auf und bezeichnet Evangelisation schlicht als „Erzählen von dem, was ich liebe“. 

Von Arndt Schnepper

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Kürzlich erzählte ich einer Bekannten von meiner neuen Tätigkeit als Leiter unseres soeben gegründeten FeG Praxisinstituts Evangelisation. Ihre Reaktion war eindrücklich: Als der Begriff „Evangelisation“ meine Lippen verließ, weiteten sich ihre Augen sichtbar. „Evangelisation“, wiederholte sie langsam und ungläubig. Und dann fragte sie mich ironisch: „Und welche Menschen willst du jetzt zum christlichen Glauben überreden?“

Viele Vorbehalte

Das war natürlich nicht die einzige Reaktion, die ich erhielt. Aber mein Eindruck ist, dass sich etliche Christen mit dem Begriff der Evangelisation schwertun. Und dabei spielt es manchmal auch keine Rolle, ob diese aus Landeskirchen oder Freikirchen stammen. Evangelisation – das ist für viele etwas, was man eigentlich nicht tut. Es scheint geradezu etwas Unanständiges zu sein. Nun könnte man meinen, das Problem ließe sich lösen, wenn man das alte Wort einfach durch ein neues ersetzte. Aber es ist offensichtlich nicht der Begriff, der anstößig wirkt. Es ist die Sache, die dahintersteht. Schließlich ist der Glaube, so die gängige Überzeugung, etwas ganz Persönliches. Und dort darf ja niemand hineinreden. Darum, so wird geschlossen, dürfe man nicht zum Glauben einladen oder gar für ihn werben. Diese diffuse Stimmung hat mittlerweile dazu geführt, dass man in den USA oft einfach nur noch vom „E-Wort“ spricht. Jeder weiß, worum es geht, aber niemand mag es laut aussprechen.

Hindern alte Erfahrungen?

Wenn von Evangelisation die Rede ist, werden manchmal gerne abschätzige Geschichten kolportiert. Ein stereotyper Vorwurf ist, dass man früher bei Evangelisationen zu viel emotionalen Druck ausgeübt habe. Ein anderer geht dahin, dass man viel zu lange an Methoden festhielt, die nicht mehr funktionierten. Ein Weiterer ist, dass man über der Evangelisation die Diakonie vergaß. Und ja, an diesen Vorhaltungen ist sicher etwas dran. Aber ließe sich das nicht auch von fast allen anderen Zweigen des Gemeindelebens sagen? Und auch unsere gegenwärtige Gemeindepraxis wird später einmal von den nachkommenden Generationen kritisch beurteilt werden – und sicher ist dann auch nicht alles Gold, was heute noch glänzt. Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass die Kritik an der alten Evangelisation gerade darum gerne gepflegt wird, um sich der Gegenwart und ihren Heraus- forderungen nicht zu stellen.

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Ganz natürlich

Beginnen wir von vorne: Was veranlasst mich überhaupt, meinen Glauben in ein Gespräch einzubringen? Warum sollte ich einem Mitmenschen Mut machen, mit Jesus Christus zu leben? Die Antwort ist schlicht und ergreifend: Weil es ganz natürlich ist! Jesus Christus, die Heilige Schrift, das Gebet – das sind doch alles Realitäten, die dem Leben Tiefe und Weite geben. Um das zu verstehen, muss man früher kein Saulus gewesen sein.

„Wenn wir die gute Nachricht weitersagen, dann sind wir Teil dieser Dynamik. Wer evangelisiert, darf sich eins mit Jesus Christus wissen.“

Alle Christen kennen das Glück beim Bibel lesen, die empfundene Freude durch die Gottesdienste, das Reden Gottes im Herzen. Da ist es doch das Menschlichste, davon auch zu sprechen. Kurzum: Evangelisation – das ist, von dem zu sprechen, was mir wichtig und teuer ist. Es ist ein Erzählen von dem, was ich liebe.

Von Gott bewegt

So wie Evangelisation ein natürliches Bedürfnis ist, so ist sie auch ein Ausdruck des Lebens mit Jesus Christus. „Evangelisation“ rührt ja vom griechischen Begriff des „Evangeliums“ her. Evangelisieren heißt so viel wie „die gute Nachricht sagen“. Nach dem Neuen Testament gehörte es zu den zentralen Tätigkeiten von Jesus, das „Evangelium“ zu predigen. Und so taten es auch die Jünger, dann Paulus und die ersten Christen. Mit anderen Worten: Wenn wir die gute Nachricht weitersagen, dann sind wir Teil dieser Dynamik. Wer evangelisiert, darf sich eins mit Jesus Christus wissen.

Resonanzen erwünscht

Evangelisation ist im Neuen Testament nicht monologisch gedacht, also frei nach dem Motto: Ich rede, egal, ob man mir zuhört. Im Gegenteil: Sowohl Jesus als auch später die ersten Christen suchten die Zustimmung der Zuhörenden. Zentrale Ausdrücke, die diese Antwort beschrieben, sind etwa „zum Glauben kommen“, „Bekehrung“ oder „neue Geburt“. Und darum geht es auch heute: Wenn wir evangelisieren, dann tun wir es nicht, um die Menschen klüger oder kultivierter zu machen, sondern einen Teil dazu beizutragen, dass sie neue Menschen werden. Evangelisation zielt auf die Hinwendung des Menschen zu Gott.

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Unser Beitrag

Es ist eine alte Frage: Können Menschen anderen Menschen zum Glauben verhelfen? Können wir jemanden zum Glauben gar überreden? Nein, das vermögen wir natürlich nicht. Heißt das aber nun im Umkehrschluss, dass wir überhaupt nichts tun können? Nein, auch das stimmt nicht. Denn das bedeutete ja, dass wir nicht einmal die gute Nachricht von Jesus weitersagen bräuchten. Unsere Rolle ist, so Paulus, die der „Mitarbeitenden“ (1. Korinther 3,9). Mit anderen Worten: Wir bereiten mit Evangelisation die Wege, auf denen Gott den Menschen nahekommen kann. Und dies kann sehr verschieden sein.

Vielfalt der Methoden

In manchen Gemeinden haben „Methoden“ keinen guten Ruf. Es klingt so technisch, ein gefühlter Gegensatz zum geheimnisvollen Wirken des Geistes. Doch die ursprüngliche Übersetzung des griechischen Wortes „Methode“ heißt so viel wie „Weg“ oder „Herangehensweise“.

„Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass die Kritik an Evangelisation gerade darum gerne gepflegt wird, um sich ihren Herausforderungen nicht zu stellen.“

Und darum geht es, wenn wir nach evangelistischen Methoden fragen. Wir suchen nach Wegen, wie wir die gute Nachricht vermitteln können, damit Gott zu den Menschen sprechen kann. Das Neue Testament kennt vor allem zwei Methoden: die evangelistische Predigt und die Alltagsevangelisation. Und entgegen allen Gerüchten gilt es als erwiesen, dass auch heute noch viele Menschen auf diesen beiden Wegen die Reise ihres Glaubens beginnen. Diese beiden Klassiker der Evangelisation sind also auch heute noch wirkungsvoll. Aber es sind natürlich in unserer Zeit auch neue Methoden hinzugekommen: Etwa der Einsatz von Glaubenskursen, die besondere Gestaltung von Gottesdiensten oder die Nutzung der elektronischen Medien. Auch als Gemeinde sollte man hier ruhig weit denken und sich nicht vorschnell nur auf eine Herangehensweise fixieren.

Liebe als Schlüssel

Manchmal werde ich den Eindruck nicht los, dass die Kritik an Evangelisation gerade darum gerne gepflegt wird, um sich ihren Herausforderungen nicht zu stellen. Aber auch Methoden – ob klassisch oder modern – können bedeutungslos werden, wenn die Haltung nicht stimmt. So schrieb 1854 Hermann Heinrich Grafe, der Gründer der Freien evangelischen Gemeinden: „Man wird immer am wirksamsten das Evangelium verkündigen, wenn die Personen, an welche man sich wendet, fühlen, dass man aus Liebe zu ihnen spricht.“ Für Grafe waren Liebe zu den Menschen und das Gespräch mit Gott die wesentlichen Voraussetzungen für die geeignete Evangelisation: „Die wirksamste Art der Verkündigung des Evangeliums ist die, das Herz recht voll zu haben, damit so der Mund übergehe … Der rechte Verkehr mit Christus setzt uns auch in den rechten Verkehr mit den Menschen, um sie zu Christus zu führen, der selbst der Weg ist.“ Das gilt auch heute noch.


Dieser Artikel ist zuerst in der Zeitschrift Christsein Heute erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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