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Welche Bibel passt zu wem? Religiöse Roadshow im Bücherladen

„Kochen wie im Kloster“, Wimmel-Bibel oder Trauerratgeber – die Literatur rund um Religion ist extrem vielfältig. Eine Schulungsreihe soll Buchhändlern Lust auf christliche Literatur machen: Welche Bibel passt zu wem und wie können religiöse Themen den Umsatz steigern?

Von Björn Schlüter (epd)

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Der ratlose Blick der älteren Dame schweift über das Regal voller Kinderbibeln in der hannoverschen Buchhandlung an der Marktkirche. Nie hätte sie mit einer solchen Auswahl gerechnet, sagt sie. Schnell kommt eine Verkäuferin und erklärt die Unterschiede zwischen den Vorlesebüchern, Bilderbänden und Wimmelbibeln. Dass die Verkäuferin so fachkundig beraten könne, sei längst nicht typisch, sagt Reinhilde Ruprecht, stellvertretende Vorsitzende des Evangelischen Medienverbands in Deutschland: „Viele Händler haben einen enormen Aufholbedarf bei Fachwissen über religiöse Literatur – da müssen wir ansetzen.“

Der Medienverband hat deshalb mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Vereinigung Evangelischer Buchhändler und Verleger (VEB) und dem Katholischen Medienverband eine Schulungsreihe aus der Taufe gehoben, die er „Roadshow Religion“ nennt. Niemand solle missioniert werden, „aber wir wollen die Buchhändler überzeugen, dass es sich lohnt, mit christlichen Inhalten Umsatz zu machen“, sagt Ruprecht bei der Premierenveranstaltung in der Buchhandlung an der Marktkirche in Hannover.

Dort trafen sich zur ersten „Roadshow“ Händler aus ganz Norddeutschland. Zwischen Romanen und Kinderbüchern, Krimis und Thrillern bekamen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Überblick über Marktdaten und Tipps für Präsentationen. Im Schatten von Hannovers zentraler evangelischer Kirche gaben Experten Impulse, Einblicke in Verlagsprogramme oder auch praktische Hilfe – etwa zur Frage „Welche Bibel passt zu mir?“.

Die Bibel ist ein Bestseller

Allein zu verschiedenen Bibelausgaben habe es in jüngster Zeit vermehrt Anfragen für Schulungen oder Fortbildungen gegeben, sagt Folkert Roggenkamp, Verlagsleiter der Deutschen Bibelgesellschaft. „Bei Buchhändlern unter 50 Jahren und insbesondere Auszubildenden sind selbst Grundkenntnisse, die in älteren Generationen vorausgesetzt werden können, nicht mehr vorhanden.“ Dabei seien in Deutschland zwischen 2015 und 2018 rund 1,5 Millionen Bibelausgaben verkauft worden.

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„Die Bibel ist kein Buch, was bei Oma im Regal stand – sie ist ein Weltbestseller“, gibt auch Renate Nolte, Geschäftsführerin der VEB, den Teilnehmern der „Roadshow“ mit auf den Weg. Allerdings muss sie angesichts der vollen Regale in der Buchhandlung an der Marktkirche auch einräumen, dass die Vielfalt Kunden und Verkäufer abschrecken könne. So gebe es Bibeln als Apps, als Hörbuch, im Großdruck, für Kreative, für Studenten, in einfacher Sprache oder so nah am Urtext wie möglich. „Und die Kinderbibeln sind dann noch mal ein ganz eigenes Feld.“

Die Fülle der Ausgaben führe zu einer Vielzahl unterschiedlicher Texte, sagt Nolte. Mit einem einfachen Beispiel verdeutlicht sie das in der „Roadshow“: Laute beispielsweise Psalm 91, Vers 11 in der Lutherbibel von 2017: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“, so stehe in der „Volxbibel“: „Denn er lässt für dich seine Engel antreten, die dir überall, wo du bist, Deckung geben“. So mahnt Nolte ihr Publikum: „Ein guter Verkäufer sollte Unterschiede kennen und in der Lage sein, einem Kunden die Bibel zu empfehlen, die zu ihm passt.“

Begeisterung bei Verlagen ist groß

Ohnehin sei die gesamte „Warengruppe Religion“ extrem vielfältig, sagt Diedrich Steen, Programmleiter des Gütersloher Verlagshauses. Leser suchten religiöse Selbstbestätigung, bewältigten mit christlicher Literatur Sinnkrisen oder verarbeiteten Trauer. „Aufseiten der Verlage ist deshalb die Begeisterung für christliche und religiöse Bücher extrem hoch.“ Den Buchhändlern rät er am Schulungsabend, zumindest ausgewählte religiöse Literatur anzubieten. „Das ist sicher kein Hauptmarkt, aber eine sehr stabile Sparte. Wir brauchen daher Menschen, die diese Bücher verkaufen können.“

Zentrale Namen wie Dietrich Bonhoeffer, Margot Käßmann oder Anselm Grün stünden für eine christliche Lebensweise. „Ihre Bücher inspirieren Menschen und verkaufen sich praktisch selbst“, sagt Steen. Allein 300.000 Bücher rund um Bonhoeffer habe sein Verlag in den vergangenen zehn Jahren an den Mann gebracht. „Viele Menschen brauchen aber auch eine ganz praktische christliche Alphabetisierung“, ergänzt er: „Beispielsweise müssen wir Erzieherinnen in kirchlichen Kitas etwas an die Hand geben.“

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Teils sei theologische Fachliteratur auch in der Lage, nichtreligiöse Menschen anzusprechen – etwa dort, wo Religion in die Gesellschaft ausstrahle, betont Steen. Dort gebe es für praktisch jeden Buchhändler Ansatzpunkte. „Ich glaube, ich erzähle niemandem etwas Neues, wenn ich sage, dass wir zurzeit in Deutschland eine Islamdebatte führen. Wie viele differenzierte Bücher es zu der Debatte gibt, ist weit weniger bekannt.“

Reinhilde Ruprecht ist überzeugt, dass die Schulung Buchhändlern dabei helfen kann, ihre Umsätze anzukurbeln. Den Teilnehmern in Hannover macht sie Mut: „Jeder kann ganz klein anfangen, beispielsweise zum nächsten Osterfest neben Kochbüchern, Malbüchern über Lesegeschichten auch mal ein wenig christliche Literatur auf Thementischen platzieren.“

Quelleepd

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