Mit einem Aufruf zu mehr gesellschaftlichem Engagement haben die beiden großen Kirchen die bundesweite „Woche für das Leben“ eröffnet. In einem ökumenischen Gottesdienst am Samstag in Mannheim warben der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, und der badische evangelische Landesbischof Ulrich Fischer dafür, das soziale Miteinander zu stärken.
Das Motto der Initiative lautet in diesem Jahr «Engagiert für das Leben: Zusammenhalt gestalten». Dazu finden bis 20. April zahlreiche Veranstaltungen statt. Fischer sagte, in einer Zeit der zunehmenden Pluralisierung und Individualisierung sei der kirchliche Beitrag für das Zusammengehörigkeitsgefühl wichtig. Dieses könne nur gestaltet werden, «wenn die religiösen Ressourcen genutzt und das Zusammenleben von Menschen auch als geistliche Aufgabe verstanden wird».
Der Freiburger Erzbischof Zollitsch kritisierte in seiner Predigt, dass Verbesserungen viel zu oft nur von den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft erwartet würden. «Wir bemerken nicht, dass wir selbst als Nachbarn oder als Nächste gefragt sind.» Durch Engagement und Gebet könnten die Menschen dazu beitragen, Gottes Heilspläne zu verwirklichen und das Leben zu stärken. Angesichts neuer Armut in Teilen Europas und zunehmender Jugendarbeitslosigkeit in vielen Ländern sagte Zollitsch: «Gott will unser Mittun.» In einer pluralen Welt seien die christlichen Werte nicht mehr selbstverständlich, sondern müssten neu erworben werden, stellte Zollitsch in einer Podiumsdiskussion im Anschluss an den Gottesdienst fest. Die christlichen Kirchen wollten das Fundament aufzeigen, von denen die Werte kommen. Dazu müssten die Christen wieder lernen, in der Öffentlichkeit ihre Überzeugungen offensiv zu vertreten.
Landesbischof Fischer sagte in der Runde, der zunehmende Säkularisierungsdruck mache den Diskurs deutlich schwieriger. Trotzdem könnten die Kirchen mit ihren Glaubensgewissheiten prägend auftreten. «Das Glaubensbekenntnis ist eine Lebensgewissheit, davon lebe ich», so der leitende Theologe.
Die baden-württembergische Sozialministerin Katrin Altpeter (SPD) ergänzte, die Einigung auf gemeinsame Werte fördere den Zusammenhaltin der Gesellschaft. Sie bezeichnete die Zuwanderung und dendemografischen Wandel dabei als große Herausforderung. Dies biete aber auch die Chance, in der Gesellschaft neu miteinander umzugehen.
Die «Woche für das Leben» ist eine bundesweite Initiative derEvangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der katholischenDeutschen Bischofskonferenz. Die Kirchen wollen damit auf den Wertund die Würde des menschlichen Lebens aufmerksam machen. Mit derAktion soll für den Schutz des Lebens in allen Phasen von der Zeugungbis zum Tod sensibilisiert werden. In den vergangenen Jahren wurdenThemen wie das Zusammenleben der Generationen, der vorherrschendeGesundheitsbegriff, Fragen der Bioethik sowie Chancen und Grenzen dermodernen Medizin debattiert.