In Pakistan hat offenbar ein simpler Schreibfehler einer christlichen Schülerin den gefährlichen Vorwurf der Gotteslästerung eingebracht.
Die Achtklässlerin Faryal Bhatti wurde von ihrer Schule in Abbottabad verwiesen, nachdem sie in einem Examen über ein Lob-Gedicht auf den Propheten Mohammed ein beleidigendes Wort geschrieben hatte, wie die Zeitung «Express Tribune» am Sonntag berichtete. Offensichtlich habe sie zwei ähnlich geschriebene Wörter in der Landessprache Urdu verwechselt.
Dennoch brachte der Fehler religiöse Führer und das gesamte Wohnviertel gegen das Mädchen auf. Demonstrierende Schüler und Prediger forderten eine Bestrafung wegen Blasphemie und den Schulausschluss. In Abbottabad bei Islamabad hatten im Mai US-Spezialtruppen den Al-Kaida-Chef Osama bin Laden aufgespürt und getötet.
In Pakistan häufen sich derzeit Verurteilungen und Festnahmen wegen Gotteslästerung, die nach dem Blasphemie-Gesetz des islamischen Landes mit dem Tode bestraft werden kann. Im November 2010 war die 45-jährige Christin Asia Bibi wegen Gotteslästerung zum Tod am Galgen verurteilt worden. Sie hofft auf ihre Berufung.
Zwei hochrangige Politiker, die sich für eine Begnadigung der fünffachen Mutter eingesetzt hatten, wurden kaltblütig umgebracht: Der Gouverneur Salman Taseer wurde im Januar von seinem eigenen Leibwächter auf offener Straße erschossen. Der Minister für religiöse Minderheiten und einzige Christ der Regierung, Shahbaz Bhatti, wurde wenig später in der Hauptstadt Islamabad umgebracht.
Menschenrechtsgruppen in Pakistan fordern seit langen eine Abschaffung des Blasphemie-Gesetzes, weil es oft dazu genutzt wird, persönliche Streitigkeiten auszutragen. Meist reicht eine bloße Blasphemie-Beschuldigung aus, um einen missliebigen Nachbarn oder Bekannten für Monate ins Gefängnis zu bringen oder zum Ziel eines islamistischen Mordanschlags zu machen.
(Quelle: epd)