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Sexueller Missbrauch: Betroffene erzählen ihre Geschichten im Internet

Das neue Internetportal „Geschichten, die zählen“ macht die Schicksale von 100 Missbrauchsopfern öffentlich – eine „Gratwanderung“, sagen die Initiatoren.

Die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs will mit der Webseite Betroffenen eine Stimme geben und Erfahrungen sichtbar machen. Die Geschichten sollen dazu beitragen, für die Folgen sexueller Gewalt zu sensibilisieren sowie die Tabuisierung des Themas und die Stigmatisierung betroffener Menschen als Opfer zu beenden.

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Vielen der betroffenen Menschen sei es laut der Komission ein Anliegen, durch ihre Geschichten zu einem besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen beizutragen. „Ich habe mich entschieden, meinen Bericht zur Verfügung zu stellen, in der Hoffnung, dass ich durch meine Erfahrungen dazu beitragen kann, Kinder besser zu schützen. Und damit meine Vergangenheit einen Sinn bekommt, etwas Positives für andere bewirkt,“ schilderte es eine Betroffene.

Schwierig über Missbrauch zu schreiben

Über Missbrauch zu schreiben sei eine Gratwanderung, sagte Brigitte Tilman, ehemalige Präsidentin des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main und Mitglied der Kommission. Es stelle sich die Frage, wie explizit die Darstellung sein könne, damit Voyeurismus nicht gefördert werde, andererseits die Taten aber auch nicht verharmlost würden. So seien die Geschichten sensibel bearbeitet worden.

Die Geschichten erzählen vom erlebten Leid und dessen Folgen, aber auch über Hilfe in der Kindheit und die Kraft, das Geschehen zu bewältigen. Die Betroffenen berichten unter Pseudonymen von sexuellem Kindesmissbrauch in der Familie, im sozialen Umfeld, im Sportverein, in der Schule, in der Kirche oder im Heim. Auf dem Portal können die Geschichten nach dem Kontext, dem Zeitraum und dem Geschlecht der Betroffenen gefiltert werden.

3.000 Berichte bisher eingegangen

Bis heute haben sich nach eigenen Angaben 3.000 Betroffenen und Zeitzeugen bei der Kommission gemeldet und sich in vertraulichen Anhörungen und schriftlichen Berichten mitgeteilt. Die Kommission kürzte die Berichte mit dem Einverständnis der Betroffenen. Auf der Webseite „Geschichten, die zählen“ sollen fortlaufend neue Geschichten eingestellt werden.

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Die Geschichten auf diesem Portal enthalten Schilderungen, die verstörend wirken können. Einige Worte oder Beschreibungen können negative Erinnerungen und unangenehme Gefühle auslösen. Falls Sie das Bedürfnis haben, mit jemanden darüber zu sprechen, nutzen Sie bitte die Angebote zur Beratung und Hilfe.

Link: Hier geht es zur Webseite „Geschichten, die zählen“.

Dieser Artikel verwendet epd-Material.

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1 Kommentar

  1. Es ist gut und für die Betroffenen hoffentlich auch ein Schritt in Richtung Heilung, dass sie hier eine Stimme bekommen. Sehr sehr wichtig.
    Den Betroffenen eine Stimme zu geben, ist aber nur ein wichtiger Baustein der Aufarbeitung.

    Weitere Bausteine wären:
    -Hohe Entschädigungszahlungen, die mehr als angemessen sind.
    -Untersuchungen der Missbräuche durch unabhängige Institutionen. Es ist ein Unding, dass Kirchen ihre eigenen Missbrauchsfälle selber aufklären können. Damit schlagt man dem Rechtsstaat eigentlich in Gesicht.
    -Strukturelle Veränderungen, die Missbrauch verhindern. Echte Teamleitung, statt Machtpositionen für Einzelne.

    Die Kirchen und Gemeinden sind jetzt gefragt. Bereit für Veränderung?…

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