- Werbung -

Stimme der deutschen Juden: Charlotte Knobloch wird 80 Jahre alt

Charlotte Knobloch war von 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland. Heute feiert sie ihren 80. Geburtstag. Seit 1985 steht sie der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern vor.

- Werbung -

 Als Kind wurde Charlotte Knobloch von einer ehemaligen Hausangestellten ihrer Eltern vor dem Holocaust gerettet. Nach ihrer Heirat wollten sie und ihr Mann ursprünglich in die USA auswandern, blieben aber schließlich doch in Deutschland.

 Frau Knobloch, auf welches Ereignis in Ihrem Leben sind Sie besonders stolz?

 Das großartigste Ereignis in meinem beruflichen Leben war der Bau des neuen jüdischen Zentrums in München, das 2006 fertiggestellt wurde. Das Thema hat mich seit 1987 beschäftigt, als ich die Idee hatte, dass die jüdische Gesellschaft in München wieder ein Zuhause im Herzen der Stadt haben muss – ein Zuhause, wo man Gäste empfangen kann, wo man sich präsentieren und darstellen kann und wo man wieder anknüpfen kann an die Zeit vor 1933. Jedes Mal, wenn ich heute zum Jakobsplatz komme, freue ich mich darüber, was dort entstanden ist. Heute ist er ein Platz der Begegnung, der dem Marienplatz schon fast den Rang abgelaufen hat.

 Es grenzt an ein Wunder, dass Sie Ihren 80. Geburtstag in Deutschland feiern. Welche Gefühle überwiegen heute? Wut auf die Nazis, Trauer, Vergebung…?

- Werbung -

 Ich empfinde Freude. Ich bin ein «Münchner Kindl» und lebe sehr gerne in dieser Stadt. Ich liebe das Umfeld, die Landschaft – ich fühle mich einfach gut. Heute bin ich froh, dass uns das Schicksal gezwungen hat, unsere Koffer wieder auf den Speicher zu stellen. Mein Mann und ich hatten nach 1945 den festen Plan, in die USA auszuwandern. Wir wollten dieses Land verlassen, und es war anfangs eine enorme Belastung, weiterhin mit den Menschen zu leben, die uns zuvor gedemütigt und beleidigt hatten. Heute bin ich glücklich, dass wir hier geblieben sind und dass ich das jüdische Leben in Deutschland mitgestalten konnte.

 Fühlen Sie sich als Vorreiterin der Emanzipation? Immerhin waren Sie Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland und sind Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses.

 Ich fühle mich nicht als Vorreiterin der Emanzipation. Ich kann die Frauen nur bestärken, ihre Talente und Fähigkeiten in allen gesellschaftlichen Bereichen zu beweisen. Sie sollen in den Vordergrund treten können. Aber es gibt auch Berufe, die absolute Männerdomänen sind.

 Was halten Sie dann davon, wenn eine Frau Rabbinerin wird, zum Beispiel Antje Yael Deusel in Bamberg?

- Werbung -

 Ich habe vor diesen Frauen großen Respekt. Ich bin vor wenigen Tagen erst wieder mit einer Rabbinerin zusammengesessen, die sehr gut ist. Aber ich würde sagen, dass Rabbiner ein Männerberuf ist.
___

Die Fragen für den epd stellten Christiane Ried und Achim Schmid (für jesus.de haben wir das Gespräch mit Charlotte Knobloch gekürzt)

 

(Quelle: Mit epd-Material)

Konnten wir dich inspirieren?

Jesus.de ist gemeinnützig und spendenfinanziert – christlicher, positiver Journalismus für Menschen, die aus dem Glauben leben wollen. Magst du uns helfen, das Angebot finanziell mitzutragen?

NEWSLETTER

BLICKPUNKT - unser Tagesrückblick
täglich von Mo. bis Fr.

Wie wir Deine persönlichen Daten schützen, erfährst du in unserer Datenschutzerklärung.
Abmeldung im NL selbst oder per Mail an info@jesus.de

Zuletzt veröffentlicht