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Streitbarer Präsident: Palästinensischer Bischof an die Spitze des Lutherischen Weltbunds gewählt

Heiße Schokolade hat ihn zum Lutherischen Weltbund (LWB) gebracht: Der Palästinenser Munib A. Younan erinnert sich an seine Jugend als Flüchtlingskind in den 1950er Jahren. Die Tassen mit der Milchschokolade erhielt er damals in der Martin-Luther-Schule in Jerusalem. Seit 1998 ist er Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Jordanien und dem Heiligen Land. Am Samstag wurde er auf der in Stuttgart tagenden 11. Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds (LWB) zum neuen Präsidenten des rund 70 Millionen Christen umfassenden konfessionellen Dachverbandes gewählt.

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Mit Ablauf der Weltkonferenz der Lutheraner am kommenden Dienstag ist er Nachfolger des US-amerikanischen Bischofs Mark Hanson (63).

 Younan, der im Herbst seinen 60. Geburtstag feiert, stammt aus einer palästinensischen Familie. Während des israelischen Unabhängigkeitskriegs 1948 floh sein Vater aus Beersheba nach Jerusalem. Younan wuchs in der Altstadt von Jerusalem auf und besuchte dort und in Beit Jalla, einem kleinen Ort bei Bethlehem, die evangelische Schule. Nach dem Studium der Theologie in Finnland und den USA und bis zur Übernahme des Bischofsamts war er Pfarrer in Beit Jalla und Ramallah im besetzten Westjordanland. Aus seiner Verbundenheit mit seinem Volk, den Palästinensern, macht er keinen Hehl.

 In diesem Sinne verurteilt der palästinensische Bischof die israelische Siedlungspolitik und die Sperranlage, die Israel vom Westjordanland trennt, immer wieder scharf. Häuser würden zerstört, sagt er, die Freizügigkeit sei eingeschränkt, und Familien seien getrennt. Gleichzeitig tritt Younan immer wieder als Friedensstifter und Förderer des interreligiösen Dialogs auf – mitunter jedoch mit Forderungen, die der Politik Israels zuwider laufen. Etwa wenn er Israel auffordert, sowohl mit der Palästinensischen Autonomiebehörde als auch mit der im Gazastreifen regierenden Hamas zu verhandeln.

 Younan stand als dritter Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche von Jordanien und dem Heiligen Land – die auf die deutsche Mission im 19. Jahrhundert zurückgeht – häufiger in der Kritik. Sein Eintreten für die Rechte der Palästinenser, besonders der palästinensischen Christen, und seine bisweilen als einseitig bewertete Kritik an der israelischen Besetzungspolitik haben ihn immer wieder als streitbaren Vertreter einer palästinensischen Befreiungstheologie charakterisiert.

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 «Dialog findet per Definition mit dem Feind statt», sagte Younan einmal. Jerusalem, so empfiehlt er zusammen mit anderen Kirchenvertretern, müsse einen von der internationalen Gemeinschaft überwachten Sonderstatus erhalten, der den Zugang aller Gläubigen – Juden, Muslimen und Christen – zu den Heiligen Stätten gewährleistet.

 Die Kirchen müssen sich Younan zufolge mehr engagieren gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Islamophopie und im Kampf gegen Aids. Zur Konfliktregion Nahost sagte er, auch in einer hoffnungslosen Situation dürfe man die Hoffnung nicht aufgeben. Durch interreligiösen Dialog sei auch eine Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern möglich, ist sich der verheiratete Vater von drei Kindern sich. Seine Ehefrau Suad Yacoub engagiert sich für die Rechte behinderter Menschen in der Region.

 Gemessen an der Zahl ihrer Mitglieder ist Younans Gemeinde geradezu winzig. Schätzungen zufolge leben in Israel, Palästina und Jordanien etwa 12.000 Christen, davon 3.000 mit lutherischem Glauben. Seit 2003 ist der Bischof Vizepräsident des LWB für die Region Asien. «Wir sind als Kirche klein, aber wir sind unbequem, das ist unsere Aufgabe», sagte Younan auf einer Veranstaltung des Goethe Instituts. Die arabischen Christen in Israel und den Palästinensergebieten rief Younan nach seiner Wahl zum Bleiben auf: «Was wäre das heilige Land ohne Christen.»

(Quelle: epd)

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