Der Skandal um die Berliner Treberhilfe und ihren umstrittenen Geschäftsführer Harald Ehlert geht weiter. Mit sofortiger Wirkung hat der Paritätische Wohlfahrtsverband am Donnerstag den Verein Treberhilfe «wegen verbandsschädigenden Verhaltens» ausgeschlossen. Die Verhinderung eines externen Prüfberichts über das Geschäftsgebaren der Treberhilfe durch Vorstandmitglieder des Vereins habe «endgültig das Fass zum Überlaufen gebracht», erklärte der Dachverband zur Begründung.
Der Zwischenbericht sollte eigentlich am Mittwoch von dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Sozialunternehmens, Diakonie-Vorstand Thomas Dane, und der früheren Sozialsenatorin Heidi-Knake-Werner (Die Linke) der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Das wurde per Anwalt von Ehlert und seinen Gefolgsleuten im Aufsichtsrat, Christian Jäger und Carsten Lobbedey, verhindert.
In dem Bericht geht es um das langjährige Finanzgebaren der gemeinnützigen Treberhilfe GmbH und speziell um Ehlerts Einkommen. Nach Angaben der Fraktion von Bündnis 90/Grüne im Berliner Abgeordnetenhaus vom Donnerstag liegt es bei monatlich 35.000 Euro, eine «schamlose» Summe wie die sozialpolitische Sprecherin der Fraktion, Jasenka Villbrandt, erklärte.
Zugleich gab sie dem rot-roten Senat eine Mitschuld an dem Skandal. Das System Ehlert mit Gesellschafteranteilen in Höhe einer halben Millionen Euro und Anteilen an Immobilien habe über Jahre nur funktioniert, weil niemand nachgefragt habe und jahrelang weggeschaut wurde. Dadurch habe Ehlert, der früher für die SPD im Berliner Abgeordnetenhaus saß, durch sein «großkotziges Auftreten» und ein «gut funktionierendes Amigo-Netzwerk» schalten und walten können wie er es wollte.
Als Reaktion auf den Bericht hatte Sozialsenatorin Carola Bluhm (Die Linke) am Mittwoch angekündigt, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. Das war nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft bis Donnerstag noch nicht passiert. Zur Begründung hatte Bluhm angeführt, es bestehe der begründete Verdacht, dass öffentliche Mittel zweckentfremdet werden, was durch die Justizbehörden untersucht werden müsse.
Anders als erwartet wurden Dane und Knake-Werner bis Donnerstag auch noch nicht von Ehlert und seinen Gefolgsleuten aus dem Aufsichtsrat abberufen. Da Ehlerts Gesellschafteranteile noch nicht an die Diakonie-Vorstand Dane übertragen wurden, verfügt der Treberhilfe-Gründer in dem Unternehmen nach wie vor über Einfluss.
Dane und Knake-Werner hatten den Trägerverein am Donnerstag eindringlich gewarnt, die Treberhilfe nicht in die Insolvenz zu treiben. Für eine vollständige Transparenz des Finanzgebarens würden alle verfügbaren Druckmittel eingesetzt, hieß es. Dazu könnte beispielsweise auch der Rauswurf der gGmbH aus der Diakonie gehören.
Die Treberhilfe, die mit ihrer gGmbH vor allem Straßensozialarbeit und Obdachlosenprojekte betreibt und nach eigenen Angaben 280 Beschäftigte hat, war Mitte Februar wegen mangelnder finanzieller Transparenz schwer in die Kritik geraten. So hatte sich der bisherige Geschäftsführer Ehlert einen mehr als 100.000 Euro teuren Sportwagen der Nobelmarke Maserati als Dienstwagen angeschafft. Zur weiteren Dienstwagenflotte des Sozialunternehmens zählen zudem auch größere Wagen der Marke BMW.
(Quelle: epd)