Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer macht sich für eine Ausweitung der Ladenöffnung an Sonntagen stark. An keinem anderen Wochentag kauften die Deutschen mehr ein als am Sonntag.
Während die Geschäfte in den Städten sonntags geschlossen seien, werde im Internet an diesem Tag ein Fünftel des Umsatzes gemacht, schreibt Palmer in einem Beitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit". Das Verbot der Sonntagsöffnung koste den stationären Einzelhandel Kunden und Marktanteile, argumentiert der Kommunalpolitiker. Er plädiert dafür, die Zahl der verkaufsoffenen Sonntage von derzeit drei bis vier auf etwa 30 zu erhöhen, die Öffnung dann aber auf die Innenstädte zu begrenzen.
Gegen die Konkurrenz des Internet-Handels könnten sich die Händler in den Innenstädten nur mit Service und Erlebnis behaupten, schreibt Palmer. "Begegnung und Beratung, Kaffee und Kauflaune sind die Konzepte mit Erfolg. Diese Stärken kann der stationäre Einzelhandel nur ausspielen, wenn die Menschen Zeit haben. Freizeit. Also am Wochenende", so der Grünen-Politiker.
Der Oberbürgermeister wirbt dafür, zwischen den guten Gründen für den Sonntagsschutz und den Einbußen des Einzelhandels abzuwägen. Wer seinen Arbeitsplatz im Einzelhandel verliere und als Paketbote anheuern müsse, weil der Umsatz am Sonntag ins Internet wandert, werde mehr einbüßen als die Sonntagsruhe. Angesichts verbreiteter Berufstätigkeit beider Elternteile könnte der entspannte Sonntagseinkauf auch Stress für Familien vermeiden. "Der Schutz des Sonntags sollte kein Dogma sein", folgert der Grünen-Politiker.
Mit einem Grundsatzurteil hatte das Bundesverwaltungsgericht im vergangenen November den im Grundgesetz verankerten Schutz des Sonntags gestärkt. Das Gericht setzte der Sonntagsarbeit in Videotheken, Bibliotheken oder Call-Centern Grenzen. Die Regelungen der Bundesländer zu verkaufsoffenen Sonntagen blieben davon unberührt.
(Quelle: epd)