Von wegen Hells Angels: Thomas Draxler ist Gründer der Jesus Biker. Eine TV-Reportage über einen Roadtrip mit Gott und Harley Davidson.
Hat das Leben nicht noch mehr zu bieten? Diese Frage stellt sich Reporter Friso Richter vom Hessischen Rundfunk (HR) in der Serie „Friso sucht die Freiheit“. „Obwohl er alles hat, fehlt irgendetwas!“, heißt es in der Programmbeschreibung. Deshalb macht er sich mit seinem Motorrad auf einen Roadtrip und sucht Menschen, „die ihr Glück, ihre Freiheit gefunden haben“.
In der Folge „Die Jesus Biker“ besucht Richter Thomas Draxler. Dabei geht es um die Frage „Macht Glaube wirklich frei?“. Draxler überlebte 2021 schwer verletzt einen Sturz vom Dach. Dieses Erlebnis bestärkte ihn in seinem Glauben an Jesus.
„Jesus Christus, Weg, Wahrheit, Leben“
Draxler fährt seit 2014 mit einer Kutte, auf der „Jesus Christus, Weg, Wahrheit, Leben“ steht, durch die Gegend. Diese schenkte ihm der befreundete Präsident eines Rockerclubs, als er den Gründer der Jesus Biker für seinen Verein gewinnen wollte. Draxler lehnte laut der katholischen Nachrichtenplattform Domradio mit diesen Worten ab: „Ich trage nur noch das Colour auf dem Rücken, auf dem steht, woran ich glaube!“
Anfangs fuhr Draxler alleine, inzwischen zusammen mit über 40 Bikerinnen und Biker aus allen Konfessionen. Draxler selbst ist gläubiger Katholik. 2019 veranstalteten die Jesus Biker den „PEACE-RIDE“ nach Rom. Dort übergaben sie Papst Franziskus eine Harley Davidson. Deren Verkaufserlös spendeten sie anschließend für den Bau eines Waisenhauses in Uganda.
Link: Hier findest du ein Interview mit Thomas Draxler. Und hier geht es zur Sendung.
Wir brauchen außergewöhnliche Gestalten des Glaubens
Thomas Draxler ist der lebende Beweis, dass wir Vorurteilen nicht folgen sollten, Menschen nach Äußerlichkeiten einzunorden: Du Guter Mensch – oder Du schlechter Mensch. In den 1968Jahren gab es den Witz über den alternativ aussehenden Weltverbesserer, mit ungepflegtem Bart, relativ wenig kultiviertem Auftreten und durchaus liebenswürdigen Ecken und Kanten. Der auf die Idee kam unbedingt zu helfen, und auch deshalb eine ältere Frau ungefragt über die Straße zu führen, die das nicht beabsichtigte. Er war dann doch plötzlich der Gute. Aber das passte nicht zu seinem Aussehen: „Kleider machen Leute“, überschrieb der Dichter Gottfried Keller seine kleine Geschichte, eben mit dieses unausrottbare Vorurteil: Wie du aussieht, so bist du auch innerlich. Dabei geht es hier noch nicht einmal nur um einen Biker, oder Rocker, es geht ganz einfach darum, dass auch Christinnen und Christen manchmal ganz andere aussehen. Aber warum auch nicht? Ich kenne einen Katholischen Pfarrer, der besitzt ein rasend schnelles Motorrad, was er auch braucht weil er fast überall zu spät kommt. Er wird erst der pastoral auftretende Mensch, wenn er Helm und die Motorradkluft abgelegt hat. Er ist wie die „Rasende Barmherzigkeit“ genannte Ordensschwester, die rasant durch die Gassen der Kleinstadt brauste, wo es in den 60er Jahren noch keine Radarfallen gab. Vielleicht brauchen wir solche Gestalten, sowohl weiblich, als auch männlich oder divers, dass sie für die Sache der Gottes- und Nächstenliebe Reklame machen und die Fußspuren Jesu noch etwas auszutreten helfen. Oder die auch den Mut haben, die Tische im Tempel unseres Glaubens nicht umzuwerfen, aber deutlich an ihnen zu rütteln, wenn ständig tausende von Menschen im Mittelmeer ertrinken, weil wir sie nicht in ein Flugzeug steigen lassen. Oder die auch dem Antirassismus und Antisemitismus ein freundliches Gesicht geben und dafür manchmal sogar gegen den Strom schwimmen müssen. Auch in unserer Gesellschaft gibt es noch Ecken und Nischen, wo es leider viel Dunkelheit gibt. Denn Grundprinzipien unseres Christenglaubens lassen sich, wenn sie denn eindeutig formuliert werden müssen, mit einer Spur Raffinesse, einer deutlichen Beigabe Humor, einer Prise Freundlichkeit und einer Messerspitze Intelligenz noch viel besser beim Zeitgenossen untergebracht werden können.