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USA: Unschuldiger hingerichtet? – Hinweise verdichten sich

Die Hinweise verdichten sich, dass der US-Bundesstaat Texas im Februar 2004 einen unschuldigen Menschen hingerichtet hat, den wegen dreifachen Mordes zum Tode verurteilten Cameron Todd Willingham.

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Selbst eine von dem Bundesstaat selbst in Auftrag gegebene Untersuchung habe das kürzlich bestätigt, sagte Richard Dieter, Direktor des Todesstrafen-Informationszentrums, dem epd.

135 Todeshäftlinge seien seit 1973 in den USA als unschuldig frei gelassen worden, hieß es weiter. Es habe in den vergangenen Jahren einige Hinrichtungen gegeben, die höchst umstritten waren. Aber der Fall Willingham sei der erste, bei dem man die Unschuld eines Hingerichteten werde nachweisen können, betonte Dieter.

Laut Todesurteil hat der damals 23-jährige, mehrmals vorbestrafte und arbeitslose Automechaniker Willingham zwei Tage vor Weihnachten 1991 sein Wohnhaus im texanischen Corsicana angezündet. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, er habe damit seine drei Kinder töten wollen, die ihn angeblich beim «Bier trinken und Dart spielen» störten.

Die einjährigen Zwillinge Karmon Diane und Kameron Marie sowie Willinghams zwei Jahre alte Stieftochter Amber starben in den Flammen. Cameron Willingham war alleine zu Hause mit den Babys. Seine Frau Stacy wollte in dieser Zeit Weihnachtsgeschenke besorgen. Willingham selbst entkam den Flammen.

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Zwei Wochen später wurde er verhaftet. Bei dem zweitägigen Verfahren war entscheidend, dass die Feuerwehr und ein Brandursachenermittler in einer Analyse eindeutig Brandstiftung als Ursache des Feuers ausmachten, als Täter komme nur der Angeklagte in Frage. Willingham beteuerte seine Unschuld. Er lehnte das Angebot von Staatsanwalt John Jackson ab, er sollte gestehen um nur lebenslange Haft zu erhalten.

Der Gerichtspsychologe, der kein einziges Mal mit Willingham zusammentraf, machte die Geschworenen auf Poster von Heavy-Metal-Bands in Willinghams Wohnung aufmerksam. Darauf seien ein fallender Engel und ein Schädel zu sehen: Oft interessierten sich Menschen mit derartigen Bildern für satanische Aktivitäten, so der Psychologe. Die Geschworenen verurteilten Willingham zum Tod.

Fünfeinhalb Jahre nach der Hinrichtung erregt der Fall jetzt nationales Aufsehen in den Medien. Anlass der neuen Aufmerksamkeit war die von einer texanischen Regierungskommission bestellte Studie des Brandexperten Craig Beyler, Autor von Standardwerken zur Brandursachenermittlung. Mitte August legte Beyler seine Untersuchung vor, inzwischen findet man den Bericht auch im Internet.

Beyler kam zu vernichtenden Resultaten, kommentierte die Zeitung «Houston Chronicle». Die beiden Fachleute haben laut Beyler viele Fehler gemacht. Weder damals gebräuchliche noch moderne Ermittlungsmethoden seien berücksichtigt worden. Die «Brandstiftungsthese» sei hinfällig. Wenn es keine Brandstiftung war, könne es noch viel weniger ein Mord durch Brandstiftung sein, erklärte Barry Scheck, Ko-Direktor vom «Innocence Project» (Unschuldsprojekt), das sich auf die Untersuchung fragwürdiger Todesurteile spezialisiert. «Man kann nicht länger bezweifeln, dass ein Unschuldiger hingerichtet worden ist.»

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Die beiden Brandexperten von Corsicana waren schon früher kritisiert worden. Mehrere Wochen vor der Exekution hatte der von Willinghams Angehörigen beauftrage Brandursachenermittler Gerald Hurst die Aussagen der Prozessexperten geprüft, berichtete der «New Yorker». Seine Schlussfolgerungen decken sich weitgehend mit Beylers Untersuchung.

Willinghams Verteidiger legte Hursts Untersuchung dem Gouverneur von Texas vor und der staatlichen Begnadigungskommission. Der Antrag auf Hinrichtungsaufschub wurde abgelehnt. Nach Angaben von Scheck gibt es keine Hinweise, dass der Bericht zur Kenntnis genommen wurde. Der Gouverneur von Texas, Rick Perry, hat sich noch nicht zu den Enthüllungen geäußert.

Staatsanwalt Jackson ist heute Richter. In der «Corsicana Daily Sun» räumte er diese Woche ein, die Aussagen der Brandermittler seien fehlerhaft gewesen. Aber Willingham wäre ohnehin verurteilt worden. Er sei ein «gewalttätiger Mensch», und habe einen Lügendetektortest abgelehnt.  Die Wissenschaftskommission wird ihren Abschlussbericht Anfang 2010 vorlegen.

(Quelle: epd)

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