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Verliebt, nur nicht in den Ehemann

Unsere Autorin hat sich in einen anderen Mann verliebt. Wie sie es geschafft hat, ihrem Mann treu zu bleiben und wie sie als Paar damit umgegangen sind, schildert sie in diesem Artikel.

Autorin anonym

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Es ist über zehn Jahre her, und ich bin nicht stolz darauf. Ich war für eine Studienreise im Ausland: ein anderes Land, eine andere Kultur, andere Sitten und andere Bedrohungen. Wir hatten einen Reiseleiter, der uns das Land und die Leute zeigte und der sich als Deutscher sicher in der für mich fremden Umgebung bewegte. Ich fühlte mich unsicher in der fremden Welt – er gab mir die Sicherheit, die ich brauchte, um mich wohl zu fühlen und das Abenteuer des anderen Landes auch zu genießen. Ich lernte das Land lieben. Und ich fing an den Mann zu lieben, der mir den Zugang zu diesem Land zeigte.
Zu Hause in Deutschland waren zur gleichen Zeit mein Mann und meine beiden Kinder ohne mich. Sie managten den Alltag für mich, vermissten mich und nahmen alle Kraft zusammen, mir diese Erfahrung zu ermöglichen. Ich sage ja, ich bin nicht stolz darauf, was ich tat und empfand.

Die Linie der Treue übertreten

Der Mann, um den sich meine Gefühle auf einmal drehten, war um einiges älter als ich. Ich glaube, das war ein Grund, warum ich die wirkliche Gefahr um mein Herz zu spät erkannt habe. Und auf einmal war da ein klopfendes Herz, eine Bewunderung, Schmetterlinge – ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen. Ich war verliebt. Es waren frische Gefühle, ein unerwartetes Aufblühen von Bereichen in mir, die ich lange nicht gespürt hatte. Trotzdem war es nur eine vorübergehende Schwärmerei auf meiner Seite. Zu Hause würde alles seinen normalen Gang gehen. Dachte ich.
Heute bin ich dankbar, dass ich tatsächlich ganz normal nach Hause flog und meine Familie wieder in die Arme schloss. Aber diese Studienreise hatte ein Nachspiel: E-Mails. Durch diese E-Mails stellten der Mann aus der Ferne (der nicht meiner war) und ich fest, dass wir beide ähnliche Gefühle füreinander hegten. Das brachte meine Emotionen vollends zur Explosion. Spätestens hier übertrat ich die Linie der Treue. Ich schrieb Worte, die ich nicht hätte schreiben sollen. Ich las seine Worte der Bewunderung für mich und sog sie in mich auf. Dieser Mann schien mich als Mensch und Frau mehr wertzuschätzen und zu sehen als jeder andere. Das tat so gut, und ich wollte mehr davon. Ich fühlte mich auf einmal lebendig. Meine Gefühle schwemmten meinen Verstand in einer rasenden Flut davon. Ich hatte es mehr und mehr zugelassen. Aber nun fühlte ich mich unfähig, diese Flut zu stoppen.

Einfach durchbrennen?

Der Mann fragte mich per E-Mail, was unsere Gefühle nun bedeuten würden und was ich bereit war zu tun oder zu lassen. Das war eine faire Frage. Würde ich meine Familie verlassen? Was war ich bereit für diese Beziehung aufzugeben? Gott sei Dank ernüchterte mich diese Frage. Es hatte schon Momente gegeben, da hatte ich die Flugkosten recherchiert und mir vorgestellt und geträumt, einfach durchzubrennen und ein anderes Leben in einem anderen Land an der Seite eines anderen Mannes zu führen.

„Und auf einmal war da ein klopfendes Herz, eine Bewunderung, Schmetterlinge – ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen.“

Ich bin im Rückblick dankbar, dass dieser Mann einen Flug weit entfernt wohnte und nicht nur eine Autofahrt. Das machte die Schwelle doch sehr groß, die Versuchung in die Tat umzusetzen. Eine Gnade, finde ich heute. Denn ich weiß nicht, wie stark ich gewesen wäre, wenn ich nur hätte hinfahren brauchen, um den Traum, den ich heimlich hegte, real werden zu lassen, und meine Kinder und meinen Mann in einen Alptraum zu stürzen. Mit dieser Frage erwachte ich. Ich wollte nicht, dass meine Kinder ohne mich aufwachsen. Und ich wollte meinen Mann nicht verletzen. Trotzdem rang ich in den nächsten Wochen mit den Gefühlen, die ich selbst so heiß gekocht hatte, dass ich sie nicht abstellen konnte. Ich weinte um meinen Traum. Es schmerzte, ihn loszulassen. Ich entschied mit dem Kopf, mein Herz würde folgen, so hieß es in Ratgebern. Es dauerte Monate. Intensive Scham wechselte sich ab mit der Versuchung, die Worte, die mir Wert und Bedeutung gegeben hatten, in meinem Herzen zu tragen und mich daran zu erwärmen.

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Bedürfnisse stillen

Wie hatte dieser Mann mein Herz erobern können? Mein Mann und ich waren nicht in einer Krise gewesen. Wir hatten eine Ehe wie viele andere. Es war alles okay. Aber nach einigen Jahren habe ich das Gute nicht mehr gesehen. Die Herausforderungen und Erwartungen aber wurden größer. Der Alltag schlich sich ein, die Wertschätzung meines Mannes war nicht mehr so reich wie am Anfang unserer Ehe – oder ich nahm sie nicht mehr so wahr. Die Unterschiedlichkeiten waren nicht mehr reizvoll, sondern aufreibend. An das Gute hatte ich mich gewöhnt. Die Lücken in meinem Selbstwertgefühl hat mein Mann nicht (mehr) gefüllt. Und es gab Dinge, die ich mir wünschte, die einfach nicht in seinen Möglichkeiten standen. Mit all diesen Aspekten hatte ich zu dieser Zeit keinen Frieden gefunden. Und da kam ein anderer und füllte mir all diese Bedürfnisse: Wertschätzung, Bewunderung und das Abenteuer, das mir im Alltag fehlte.

„Ich hatte tatsächlich gedacht, meine Bedürfnisse seien das Problem.“

Ich merkte damals, dass ich die Krise in mir nicht alleine in den Griff bekam. Und so habe ich mir eine Beraterin gesucht. Ein Prozess des Aufarbeitens begann. Wichtig war für mich, als die Beraterin sagte, dass all meine Bedürfnisse, die eine Rolle für meine Gefühle gespielt hatten, echt und gut seien; der Knackpunkt war aber, dass ich für die Erfüllung der Bedürfnisse keinen anderen Mann brauchte. Ich hatte tatsächlich gedacht, meine Bedürfnisse seien das Problem. Und wenn ich den anderen Mann aus meinem Leben bannte, müsste ich für immer auf die Erfüllung verzichten. Aber ich habe gelernt, dass ich diese Bedürfnisse auch selbst in die Hand nehmen kann.
Und auch für mein Selbstwertgefühl bin ich verantwortlich. Letztlich ist mein Selbstwert in Gottes Hand, weder meinem Mann noch einem anderen sollte ich meinen Wert in die Hand legen. Es war ein guter Anfang, das zu verstehen. Auch für meine Sehnsucht nach Abenteuer oder Abwechslung bin ich selbst verantwortlich. Dieses Bedürfnis hatte ich vorher gar nicht so wahrgenommen. Ich musste Wege finden, diese Bedürfnisse, die ich in mir entdeckt hatte, ernst zu nehmen, aber andere Lösungen zu finden, um sie zu stillen. Ich musste mir selbst vergeben und wieder mit mir ins Reine kommen. Und natürlich war es nötig, alles mit meinem Mann aufzuarbeiten.

Vergebung und Neuanfang

Ich bin dankbar, dass mein Mann bereit war, mir zu vergeben. Er hat einen Neuanfang mit mir gewagt und sich getraut, mir wieder zu vertrauen. Wir haben einen Weg aus der Krise gefunden und an unserer Ehe gearbeitet. Wir akzeptieren heute im Großen und Ganzen die Schwächen und die Stärken des anderen. Wir können unsere Unterschiedlichkeit besprechen und sehen sie meist nicht als bedrohlich, sondern als bereichernd. Es war ein lan
ger Weg, der noch durch mehr Herausforderungen führte. Heute genießen wir eine stabile und glückliche Ehe. Das ist nicht selbstverständlich.
Außerdem habe ich gelernt (und bin noch dabei), für meine Bedürfnisse selbst zu sorgen. Manchmal gelingt es mir zum Beispiel, ein Abenteuer in mein Leben einzubauen, etwas Neues auszuprobieren und etwas zu wagen, was ich noch nie gemacht habe. Das ist wichtig für mich, und ich nehme mir die Energie, die ich brauche, um es umzusetzen. Manchmal habe ich aber auch einfach Frieden über einem ganz normalen Familienalltag und komme auch gut ohne weitere Abenteuer aus.
Was andere Männer anbetrifft, bin ich mehr auf der Hut: Wenn ich zum Beispiel ein warmes Kompliment von einem anderen Mann bekomme, gehe ich anders damit um. Ich freue mich, und das darf ich auch. Aber ich lasse es nicht nachhallen oder hänge meinen Wert daran. Ich versuche auch nicht den Kontakt zu intensivieren, um mehr davon zu bekommen. Letztlich weiß ich, dass kein Mann alle meine Bedürfnisse (für die ich sowieso selbst verantwortlich bin) stillen würde, selbst wenn einer mal reizvoll erscheint. Dann hat er Lücken eben woanders. Es hilft, das mit dem Verstand zu wissen.

„Ich habe meine Gefühle im Griff, solange sie noch tröpfeln. Ich lasse sie nicht zum Strom werden.“

Gefühle im Griff

Ich weiß heute auch, dass ich meine Gefühle kontrollieren kann und dass es am einfachsten ist, wenn ich Gefühle für andere gleich im Keim in Angriff nehme. Ob ich heute gegen die Flut besser ankommen würde, kann ich nicht mal sagen. Aber ich kann sagen, dass ich meine Gefühle im Griff habe, solange sie noch tröpfeln. Und ich lasse sie nicht zum Strom werden.
Es gibt dazu eine indianische Geschichte: Ein alter Cherokee-Indianer unterhielt sich mit seinem Enkel. „Großvater“, fragte der Junge, „sind wir Menschen gut oder böse?“ – „Das kommt darauf an“, erwiderte der alte Mann. „Jeder von uns beherbergt zwei Wölfe in seinem Herzen. Der eine ist der Wolf der Gier und des Hasses. Der andere ist der Wolf der Liebe und des Mitgefühls.“ – „Und welcher Wolf ist stärker?“, wollte der Junge nun wissen. „Der, den du fütterst“, sagte der Großvater.
Derartige emotionale Entgleisungen sind mir nicht wieder passiert. Denn ich füttere den bösen Wolf nicht mehr.

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Dieser Artikel ist zuerst in der Family erschienen, die wie Jesus.de zum SCM Bundes-Verlag gehört.

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