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Willow-Vorsitzender Eggers: Missionarische Gemeinden werden immer wichtiger

In 30 Jahren wird es weniger auf die Denomination einer Gemeinde ankommen, glaubt Ulrich Eggers, Vorsitzender von Willow Creek Deutschland. „Entscheidend wird sein, ob eine Gemeinde missionarisch ist.“

Von Daniel Wildraut

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Gemischte Gefühle beim „Willow Creek“-Leitungskongress in Leipzig. Einerseits freue man sich riesig, endlich wieder zusammenkommen zu können, sagt der Willow-Vorsitzende Ulrich Eggers zum Auftakt der Veranstaltung. Und eine Blitzumfrage zeigt: Die Mehrzahl der Teilnehmenden ist mit einer fröhlichen Grundstimmung angereist.

Die Erwartungen sind augenscheinlich hoch. Doch der Blick auf die Zahlen schmerzt: „Wir waren für den ursprünglichen Termin im Februar von der Teilnehmerzahl her auf einem guten Weg“, so Eggers. „Doch dann kam Corona.“

Eggers weiter von „missionarischen Gemeinden“ überzeugt

Knapp 3.700 Teilnehmende sind in Leipzig dabei. Dazu kommen laut Veranstalterangaben noch etwa 1.000 Personen an den verschiedenen Übertragungsorten. „Wir waren auch schon einmal 10.000 oder 12.000“, sagt Eggers. Von der Wichtigkeit der gemeinsamen Vision ist er indes weiter überzeugt: „Missionarische Gemeinden werden in der Krise gebraucht – jetzt erst recht.“

Willow sei eine Bewegung von Jesus-Nachfolgern „im Tun“. Die Stärke von Willow sei es, eine konfessionsübergreifende Plattform zu sein. „Wir sind offen für alle, die unsere Vision teilen“, so Eggers. In 30 Jahren werde es nicht mehr so sehr auf die Denomination einer Gemeinde ankommen, sondern ob sie missionarisch sei.

Unter dem Label „Willow+“ wolle man künftig neue Partner mit ins Boot holen. „Die Ursprungsgemeinde in Chicago ist schon lange nicht mehr alleiniger Impulsgeber.“ Auch andere Gemeinden seien längst im Fokus – sowohl in den USA, als auch in Deutschland.

Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz
Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz (Foto: Daniel Wildraut)

Kongresse ermutigen und inspirieren

Der sächsische Landesbischof Tobias Bilz betonte in seinem Grußwort zum Kongress, dass Glaube ein „Beziehungsgeschehen“ sei. Drei Dinge wünsche er dem Kongress: Gegenseitige Ermutigung („… denn ich habe viel mit entmutigten Menschen zu tun“), die Überwindung der Vereinzelung, auch der konfessionellen. Er habe selbst erlebt, dass darauf viel Segen ruhen könne. Und schließlich Inspiration. Die habe er bei Willow persönlich erlebt.

Die Coronakrise, gerade der erste kirchliche Komplett-Lockdown, habe ihn ins Nachdenken gebracht. „Alles stand still. Es war die Chance, sich der Frage zu stellen: Ist das, was wir tun, eigentlich immer das Richtige?“ In Deutschland seien wir sehr vom Leistungsprinzip getrieben. Getreu dem Motto: „Wenn wir genügend tun, dann wird der Herr es schon segnen. Ist es nicht vielleicht ganz anders?“

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Der Leitungskongress in Leipzig ist der 38. „Willow Creek“-Kongress, der seit 1996 in Deutschland stattgefunden hat. Rund 175.000 Menschen nahmen zusammengenommen daran teil. Willow Creek Deutschland ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste“ in der EKD, versteht sich jedoch als kirchenunabhängige, überkonfessionelle Plattform. Ihren Ursprung hat die Kongressbewegung in der Willow Creek Community Church in South Barrington/Chicago, die zu den größten Gemeinden der USA gehört.

Link: Die Homepage des Leitungskongresses

1 Kommentar

  1. Kirche braucht auch das prophetische Tun

    „In 30 Jahren wird es weniger auf die Denomination einer Gemeinde ankommen, glaubt Ulrich Eggers, Vorsitzender von Willow Creek Deutschland. „Entscheidend wird sein, ob eine Gemeinde missionarisch ist.“! Diese Aussage halte ich für absolut richtig, aber sie umschreibt nicht alles notwendige. Nötig ist – insbesondere im Blick auf unsere beiden großen Mitgliedskirchen – nicht nur an den Hecken und Zäunen der Welt die gute Botschaft weiterzusagen, sondern sie auch vorzuleben. Wir sind Lichtjahre von urgemeindlichen Strukturen entfernt und sie ließen sich auch nicht einfach 2000 Jahre später nachbauen. Was damals wichtig und richtig war, muss und wird aber auch heute und in späteren Zeiträumen relevant sein. Etwa vor allem dort zu sein, wo die Menschen sind. Aus einer Komm-Struktur muss eine Geh-Hin-Struktur werden. Wesentlich ist für unser Christsein etwas, was wir oft völlig verloren haben und was ich eher noch in und über Taize hinaus früher erlebte und erfahren habe. Nämlich dass Leben mit Menschen zu teilen – wenn auch vielleicht nur auf Zeit. Das Leben zu teilen kommt dem alten Prinzip sehr nahe von: „Einer trage des anderen Last“! Es wäre dann sinnvoll, sich eine Zeit lang etwa in einem Wohnsilo einzuquartieren, mit Menschen zusammen zu leben, auch das Leben armer Menschen zu teilen und das Leben mit zu leben, das andere führen (müssen). Gut wäre so eine Haltung wie „wir sind mit euch solidarisch“. Dabei geht es nicht darum, Menschen irgendwie zu bevormunden, sondern sich mit ihnen auf eine Stufe zu stellen, in gleiche Augenhöhe zu kommen und so etwas zu tun wie die Philosphie der Fusswaschung Jesu. (Eine solche Haltung und deren Tun wäre so etwas wie eine notwendige prophetische Tat). Wir brauchen also auch ein prophetisches Tun von Christinnen und Christen. Fasziniert hat mich das Tun des verstorbenen Politikers Norbert Blüm, der sich – wenn auch nur für einige Tage – auf einem verschlammten und kalten Platz in einem nassen Zelt in einem Flüchtlingslager niederließ und zugleich verwunderte mich, dass niemand das im politischen Raum kritisierte. Irgendwie zeigt dies, dass er recht hatte mit dem was er da für kurze Zeit vorlebte. Vielleicht wird/werden Kirche/n irgendwann auch die Kirche der vielen kleinen Gruppen, die ihren Glauben gemeinschaftlich exemplarisch leben – und zudem ökumenisch. Um das am Ende salopp vom Hocker zu formulieren: „Da steckt dann mehr Jesus drin als nur in der evangelikalen Vorwärtsbewegung. Denn Jesus lebte mit seinen Jüngern das was er glaubte, und er lebte es unter den Menschen, die er besuchte.

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