In einer mehrstündigen feierlichen Zereremonie hat die umstrittene Pius-Bruderschaft im bayerischen Zaitzkofen bei Regensburg drei neue Priester geweiht.
An dem Weihegottesdienst nach altem katholischen Ritus nahmen knapp 2.000 Besucher teil, darunter auch zahlreiche Gäste aus dem Ausland, wie Polizei und die Pius-Bruderschaft mitteilten.
Die Priesterweihe fand statt, obwohl der Vatikan diese als Verstoß gegen das Kirchenrecht wertet. Auch die deutschen katholischen Bischöfe hatten das Vorgehen der traditionalistischen Bruderschaft kritisiert. Zeitgleich mit den Weihen in Zaitzkofen ernannte auch der Regensburger Diözesanbischof Gerhard-Ludwig Müller neue Priester.
Die Prieterweihen seien Wesensmerkmal der Pius-Bruderschaft, stellte der Leiter des Priesterseminars in Zaitzkofen, Regens Pater Stefan Frey, klar. Er bedauerte zu Beginn der Feier die «Emotionalisierung der öffentlichen Diskussion» über die Bruderschaft. Wenn die Gemeinschaft aufhören würde, «Priester zu weihen, die Messe zu feiern und Sakramente zu spenden, dann würde das faktisch unsere Auflösung bedeuten», so Frey. Die Bruderschaft könne nur mit neuen Priestern überleben, keine neuen Priester zu weihen käme einem «Todesstoß» gleich, sagte Pater Andreas Steiner, Pressesprecher der Pius-Bruderschaft in Deutschland.
Die Priesterausbilung finde mit der Priesterweihe «nach den Maßstäben der 2000-jährigen Tradition» ihren krönenden Abschluss. Sie finde statt, «weil wir die Kirche lieben» und sei deshalb eine Gewissenspflicht, sagte Steiner. Das Handeln der Priesterbruderschaft St. Pius X. sei vor dem Hintergrund zu verstehen, dass es eine Krise des Glaubens in der Kirche und des Priestertums gebe. Steiner verwies auf den Priestermangel innerhalb der katholischen Kirche in Deutschland. Jährlich gebe es weniger als 100 Priesterkandidaten. Die Zahl der Priesterkandidaten innerhalb der Bruderschaft sei dagegen konstant.
Frey und Steiner betonten, die Priesterweihen richteten sich nicht gegen Rom. Auch habe der Vatikan keine Bedingungen gestellt, dass die Pius-Bruderschaft auf die Spendung von Sakramenten vor Beginn der baldigen Gespräche über ein praktisches Abkommen verzichten müsse.
Die Weihehandlung spendete ein spanischer Bischof, dessen Exkommunikation Papst Benedikt XVI. im Januar aufgehoben hatte. Die neugeweihten Priester stammen nicht aus Deutschland. Geweiht wurden außerdem zwei Diakone. Ein dritter Diakon hatte sich kurz zuvor verletzt und konnte sich deshalb nicht weihen lassen.
Die traditionalistische Priesterbruderschaft Pius X. war in den vergangenen Monaten mehrfach in den Blickpunkt der Öffentlichkeit gerückt. Ein Auslöser war die Aufhebung der Exkommunikation von vier unrechtmäßig geweihten Bischöfen der ultrakonservativen Bruderschaft durch Papst Benedikt XVI.. Unter ihnen befand sich der Engländer Richard Williamson, dessen Leugnung des Holocaust weltweit Empörung hervorgerufen hatte. Auch die Weihe einer Kapelle in Fulda gegen den Willen des Ortsbischofs sowie die Ankündigung weiterer Priesterweihen bescherten der Pius-Bruderschaft viel Aufmerksamkeit.
(Quelle: epd)