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Wer glaubt was (5): Die Jesus Freaks

Zahllose christliche Kirchen und Glaubensgemeinschaften gibt es in Deutschland. Jesus.de stellt in einer Serie einige davon vor. Heute geht es um die „Jesus Freaks“.

Entstehung:

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Die Jesus Freaks (JF) wurden im September 1991 in Hamburg von dem freikirchlichen Theologen, Missionar und Suchtberater Martin Dreyer gegründet. Er hatte in einem Buch von den „Jesus People“ in den USA gelesen. Zu seiner Motivation schreibt er in seiner Biographie (S. 133), dass er in einem Abendgottesdienst der Anskar-Kirche vor der Gemeinde erklärte: „Ich glaube, Gott möchte von mir, dass wir ab sofort eine Veranstaltung für Leute starten, die in diesen Gottesdienst nie gehen würden.“

Die Bewegung richtete sich gegen die bestehenden, engen Strukturen, Liturgien und Formen der großen Kirchen und Freikirchen. „Gott hat die Jesus Freaks berufen, schrill und laut, unüberhörbar in ihrer Stadt zu sein […], um die Menschen wachzurütteln und ihnen den Weg zu Gott zu zeigen“, so Dreyer.

Die Freaks starteten ihren Dienst mit kleinen „Jesusabhängabenden“ (Gottesdiensten), die zunächst alle 14 Tage, später wöchentlich in Dreyers Wohnzimmer in Hamburg-Winterhude stattfanden. Dazu luden sie in St. Pauli mit Flyern ein. Im Juli 1992 war die Zahl der regelmäßigen Besucher auf 30 angewachsen. Bald praktizierten die JF auch eigene Tauffeste an der Alster. Ab Anfang 1993 verlegten die JF ihre Veranstaltungen aus Platzgründen in das „Café Augenblicke“ im JesusCenter im Hamburger Schanzenviertel – damals noch stark geprägt von der alternativen Szene.

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Im August 1993 wurde ein Journalist der „taz“ auf die Jesus Freaks aufmerksam. Er schrieb einen viel beachteten – und positiven – Artikel, der ein großes Medienecho auslöste und die Freaks deutschlandweit bekannt machte. Auch in anderen Städten wurden nun Gruppen gegründet, der Stein kam ins Rollen.

In der Anfangsphase war die Arbeit der JF zunächst noch locker an die Anskar-Kirche in Hamburg angebunden. 1994 wurden die Freaks dann offiziell eigenständig und gründeten im November einen gemeinnützigen Verein.

Der Name:

In der Jugendszene in Hamburg sprachen sich die „Jesusabhängabende“ schnell herum. Da kämen „Freaks“ wegen „Jesus“ zusammen. Diese Bezeichnung wurde schnell zum offiziellen Namen.

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Mitglieder:

Die Mitglieder bzw. Besucher der JF lassen sich grob in drei Gruppen einteilen: Christlich sozialisierte Jugendliche, die aber erst bei den JF ihren eigenen Glauben entwickelten. Zweitens Mitglieder der alternativen Szene wie Hippies, Gruftis, Rocker, Punks etc., wobei dies von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich ist. Drittens „normale“ Leute, wie Martin Dreyer sie rückblickend nennt.

Taufe und Abendmahl:

Die Jesus Freaks feiern in ihren Gottesdiensten das Abendmahl und führen auch Taufen durch. Dies hat ihnen Kritik seitens der Amtskirchen eingebracht.

Struktur:

Die gut 60 Gemeinden und Gruppen der Jesus Freaks in Deutschland sind unter einem Dachverband, dem Verein „Jesus Freaks Deutschland“ (JFD), organisiert (bis 2012: Jesus Freaks International). Dieser hat seinen Rechts-Sitz in Kassel (Büros in Borgentreich, Kreis Höxter/NRW) und ist seit 1994 als gemeinnützig anerkannt. An der Spitze der Bewegung steht der sogenannte „Leitungskreis“. Dieser setzt sich zusammen aus dem „Diakonkreis“ (Vereinsvorstand, Büromanagement und Ü-Team), der organisatorische und rechtliche Aufgaben wahrnimmt, sowie den verschiedenen Regional- und Bereichsleitern, überregionale Mitarbeitern und per Wahl bestimmten Einzelpersonen.

Mitgliederzahl:

Schätzungen gehen von etwa 2.000 Mitgliedern in Deutschland aus.

Finanzierung:

Die JF finanzieren sich zum überwiegenden Teil aus Spenden.

Was ist typisch für die Freaks?

Obwohl die Jesus eine heterogene Gruppierung sind, gibt es doch einige typische Eigenschaften. Sprachgebrauch und Umgangsformen sind „locker“, in den Gottesdiensten gibt es keine strenge Liturgie, die Musik ist modern geprägt (Rock, Hip-Hop, Punk etc.). „Im Prinzip ist Jesus Freaks Kirche für alle Arten von alternativen Leuten“, heißt es auf der Homepage der Jesus Freaks. Wobei inzwischen auch zahlreiche Besucher kommen, die eher dem „Mainstream“ zuzuordnen sind.

Theologisch sind die Freaks evangelikal mit charismatischem Einschlag geprägt. Die Beziehung des Einzelnen zu Gott steht im Mittelpunkt. In der Charta der Jesus Freaks heißt es: „Wir Jesus Freaks sind Leute, die Jesus folgen! Jeder von uns hat gehört und erfahren, dass Jesus jeden bei seinem Namen ruft. Auf diesen Ruf haben wir geantwortet, indem wir mit ihm in eine Liebesbeziehung getreten sind.“

Die Sexualmoral der Jesus Freaks ist generell konservativ. Homosexualität wird jedoch inzwischen nicht mehr von allen Mitgliedern als Sünde betrachtet. Obwohl die Charta grundsätzliche Glaubenspositionen darlegt, lässt sie doch „Spielraum“, den eigenen Glauben persönlich zu gestalten. Die Vorgabe offizieller, detaillierter Lehrmeinungen wird abgelehnt.

Im Laufe von zwei Jahrzehnten haben sich die Jesus Freaks organisatorisch und inhaltlich verändert. Dazu trug neben der zunehmenden Größe und Ausbreitung vor allem die Alterung der Mitglieder aus der Gründungszeit bei. Dazu kam es zu einer geistlichen Auseinandersetzung mit der „Wort und Geist“-Bewegung, von der sich die Freaks allerdings schnell distanzierten.

Zusammenarbeit mit anderen Kirchen:

Im Gegensatz zu ihren Anfängen bekennen sich die Jesus Freaks heute zur Ökumene. Lokal arbeiten die Freaks mit anderen Kirchen zusammen. Diese Entwicklung beruht auf Gegenseitigkeit, denn in der Anfangszeit wurden die JF von den Amtskirchen komplett ignoriert bzw. sehr kritisch beäugt.

Besondere Schriften und Veranstaltungen:

Seit 2008 existiert eine offizielle „Charta„, ein Glaubensbekenntnis der Jesus Freaks, in denen sie ihre Standpunkte darlegen. Dazu haben die Freaks ein eigenes Magazin: „Der kranke Bote“ wurde 1995 gegründet. Seit 1995 veranstalten die Freaks das „Freakstock„, ein großes Musikfestival.
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Die offizielle Homepage der Jesus Freaks.

Falls Sie interessiert, wie die Arbeit einer Gemeinde der Jesus Freaks praktisch aussieht, können Sie das in unserem Artikel über die Freaks in Münster nachlesen.

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