Zweiter Weltkrieg in Deutschland: Der Vater wird Soldat, die Familie flieht 1945 vor den Russen. Der sechsjährige Sohn nimmt die Bibel des Vaters mit – auf einen abenteuerlichen Fußweg vom heutigen Polen nach Hamburg.
Von Ulrich Wendel
Sie ist gezeichnet von den Jahren und vielen Spuren, diese alte Bibel. Der Ledereinband ist abgeschabt und rissig, das Papier ist stellenweise fleckig. Der Goldschnitt ist an den Kanten abgestoßen. Und auch dies sind Spuren: handschriftliche Notizen mit Bleistift, Tinte und Kugelschreiber. Wer dieses Buch in der Hand hält, ahnt etwas von seiner Geschichte. Die Bibelausgabe, um die es hier geht, kam 1910 „zur Welt“. Sie wurde von der Britischen und Ausländischen Bibelgesellschaft in Berlin herausgegeben. Dieser Verlag war ein Ableger der englischen Muttergesellschaft „British and Foreign Bible Society“. Er hatte zum Ziel, preiswerte Bibelausgaben in hohen Auflagen zu verbreiten, erschwinglich für viele. Das führte zur Gründung von Bibelgesellschaften überall in Europa. Die Bibel, die dann später auf ihre lange Reise gehen sollte, wirkt allerdings keineswegs einfach und preiswert, zumindest nach heutigen Maßstäben: Sie ist in Leder gebunden, mit Goldschnitt verziert und einem breiten Rand für Notizen versehen. Eine langlebige Arbeitsbibel – und sie hat bisher mehr als einhundert Jahre gehalten.
Natürlich war es die Lutherbibel, die man in Deutschland druckte. Die zweite kirchenamtliche Revision des Luthertextes stand noch bevor – sie geschah 1912 –, und so enthält diese Ausgabe den Text in der Fassung von 1892. Wann diese Bibel in den Besitz von Emil Przygodda kam, ist nicht bekannt. Przygodda wurde 1901 im masurischen Friedrichsdorf geboren. Nach einer theologischen Ausbildung war er „Prediger“ in verschiedenen Baptistengemeinden (die Baptisten nannten ihre hauptamtlichen Geistlichen bis in die 1970er Jahre Prediger, um sie von landeskirchlichen Pfarrern zu unterscheiden). So wirkte er bis zum Zweiten Weltkrieg in Stralsund, Hamburg und Landsberg an der Warthe. Als Christ und als Prediger war die Bibel ein Buch, zu dem er täglich griff. Und er hat es nicht nur gelesen, sondern eine richtige Arbeitsbibel daraus gemacht.
Reise durch Gottes Wort
Przygodda nutzte den Schreibrand seiner Ausgabe, um verschiedene Hinweise zu notieren. Diese Eintragungen ziehen sich lückenlos durch das ganze Buch und lassen auf ein ausgedehntes Bibelstudium schließen. Man findet vier verschiedene Arten an Einträgen: Zum einen fügte Przygodda Gliederungshinweise für die einzelnen biblischen Bücher hinzu. Für jeden Unterabschnitt vermerkte er ein Stichwort oder eine Überschrift. Zum Beispiel unterschied er in Sprüche 24,23-34 und dann in Kapitel 25–29 selbstständige Spruchsammlungen: „2. Anfang“ und „II. Sammlung“ nannte er sie. Bei 1. Könige 12 beginnt der Abschnitt über das „geteilte Reich“, der bis Kapitel 22 geht. Solche Notizen schufen Übersicht. Diese schien ihm auch bei den Königen Israels und Judas nötig zu sein. Die Berichte der Königsbücher wechseln ja immer zwischen beiden Regionen ab, zwischen dem Nordreich Israel und dem Südreich Juda. Wenn dann noch manche Könige den gleichen Namen tragen, verliert man schnell den Faden. Przygodda unterstrich die Namen aller Nord-Könige blau und die aller Süd-Könige rot und konnte sie so besser auseinanderhalten. Im Bemühen, Orientierung zu gewinnen, tat er also dasselbe, was über siebzig Jahre später die „Orientierungsbibel“ leisten will – mit dem Unterschied, dass Przygodda alle bibelkundlichen Einteilungen selbst eintrug. Was man eigenhändig durchackert, hat man sich viel tiefer zu Eigen gemacht, als wenn man es in einer „vorgedruckten“ Bibelausgabe liest.
Zum Zweiten versah Przygodda viele Texte mit Jahreszahlen. So datierte er nicht nur die Regierungszeit Salomos auf 978–938 v.Chr., sondern vermerkte z.B. auch beim 2. Thessalonicherbrief: „geschrieben in Korinth, 51“. Die Ereignisse der Passionswoche Jesu wurden mit Wochentagsangaben ergänzt und das Geschehen von Karfreitag mit Uhrzeiten. Demnach hat Jesus seine Rede über die Endzeit am Dienstag gehalten; am Mittwoch wurde er in Bethanien gesalbt. Das Passahfest feierte Jesus dann am Donnerstag um 6 Uhr abends, um 10 Uhr verließ man den Saal. Der Gebetskampf in Gethsemane dauerte von „½ 11 Uhr – ½ 12 Uhr“ – und so weiter. Diese Angaben hat Przygodda sicher nicht selbst ausgetüftelt, sondern aus einem Buch übernommen und davon ausgehend seine Bibel mit einer durchgehenden Chronologie versehen.
Drittens notierte Przygodda gelegentlich seine exegetischen Beobachtungen. Ihm fiel beispielsweise auf, dass in 1. Mose 17 das Wort Bund zwölfmal vorkommt. Zum vierten findet man einige thematische Entwürfe als Eintragung – für einen Prediger, der regelmäßig auf der Kanzel steht, allerdings überraschend wenige. Doch es hat ihn offenbar beschäftigt, dass sieben Personen der Bibel schon vor der Geburt von Gott berufen worden sind, und er hat deren Namen am Rande von 1. Mose 17 zusammengestellt: Ismael, Isaak, Salomo, Josia, Kyrus, Johannes (der Täufer) und Jesus. Ob daraus später eine Predigt oder eine Unterrichtsstunde entstanden ist? All diese Einträge stehen in alter deutscher Schreibschrift, die heute längst außer Gebrauch ist und nur noch von Senioren und Geübten entziffert werden kann. Sie wurden, wie das Schriftbild zeigt, mit großer Wahrscheinlichkeit früh in Przygoddas Laufbahn vorgenommen, wohl spätestens in den 1940er-Jahren. Im Lauf des Zweiten Weltkriegs teilte der Prediger Przygodda das Schicksal der meisten deutschen Männer damals: Er wurde Soldat. Seine Einsätze führten ihn nach Stavanger in Norwegen. Die Familie blieb in Landsberg an der Warthe zurück, achtzig Kilometer östlich von Frankfurt an der Oder.
Aufbruch mit dem alten Buch
Für den jüngsten Sohn der Predigerfamilie, Reinhard, war Landsberg lange Jahre ein Kindheitsparadies gewesen. Er war mit einem halben Jahr von Hamburg dorthin gekommen. Der große Garten unterhalb der Eisenbahnbrücke über die Warthe war sein Revier. Das Gemeindehaus der Baptisten – die „Kapelle“, wie man damals sagte – wurde gerade gebaut. Das herumliegende Material bot wunderbare Verstecke. Auch die Kapelle selbst lud zum Spielen ein – er „feierte“ hier Gottesdienst und teilte mit aller Hingabe das Abendmahl aus. Entweder „vertrat“ sein Freund die Gemeinde oder Reinhard dachte sie sich einfach dazu. Je länger der Krieg dauerte, desto bedrohlicher wurde allerdings die Lage, und schließlich musste die Familie damit rechnen, dass ihr Ort von russischen Truppen überrollt werden würde. Die wertvolle Bibliothek des Vaters, die aus mehreren tausend Bänden bestand, verpackte man in Ölpapier, um sie vor Feuchtigkeit zu schützen, und lagerte sie im großen Taufbecken der Baptisten ein, das mit Holzbohlen bedeckt wurde. Noch bestand die Hoffnung, nach dem Ende der Kriegswirren zurückkehren zu können. Doch schlussendlich war die Entscheidung unumgänglich: Die Familie machte sich auf die Flucht, um den Truppen zu entgehen.
Reinhards älterer Bruder war zu dieser Zeit schon im sogenannten Volkssturm, einer militärischen Hilfstruppe. Also machten sich Mutter Przygodda, die älteste Tochter und der Jüngste, Reinhard, auf den Weg. Im Wesentlichen würde es ein Fußmarsch werden, auf Mitfahrten war nicht von vornherein zu hoffen, und entsprechend musste man das Gepäck auswählen. Kurz vor dem Aufbruch aber packte den sechsjährigen Reinhard ein Gedanke: Was ist für meinen Vater das Wertvollste hier? Was sollte er, wenn man sich irgendwann einmal wiedertreffen würde, unbedingt bekommen? Reinhard hatte den Vater, auf dessen Schoß sitzend, oft ernsthaft seine Bibel studieren gesehen. Also nahm er diese Bibel, schlug sie in Ölpapier ein, so wie er es schon bei den anderen Büchern beobachtet hatte, verschnürte das Bündel und befestigte es an einem Riemen. Den legte er sich um die Schultern, sodass das Buchpaket vor seiner Brust baumelte. Und los ging es. Die Mutter ließ ihn gewähren. Das Buch sollte ihn für eine lange Zeit begleiten. „Wenn wir verstreut werden, dann treffen wir uns alle in Hamburg wieder“, so lautete die Verabredung, bevor der Vater ins Feld zog. Hamburg – das war an die fünfhundert Kilometer entfernt, die Umwege nicht mitgerechnet!
Über die Elbe balanciert
Es folgten abenteuerliche Monate für die Familie. Lange Tagesmärsche waren zu bewältigen. Unterkünfte mussten gefunden werden – oder aber sie übernachteten im Wald. Wichtig war, die fast erwachsene Schwester nachts zu verstecken, notfalls tief ins Heu eingegraben, um sie vor Übergriffen zu schützen. Ständige Herausforderung war die Versorgung mit Essen: Wie sollten sie ihren Hunger stillen? Reinhard entwickelte Geschick und Findigkeit, um etwas zu organisieren: mal einen Happen vom Tisch einiger Soldaten, mal Kartoffeln aus einem auf dem Feld gelagerten Vorratshaufen. Und sich bloß nicht erwischen lassen! Mutter Przygodda konnte immer wieder Notwendiges kaufen, weil sie etwas Bargeld hatte mitnehmen können. Für eine längere Etappe erwarb sie sogar zwei Pferde mit Wagen. Die Familie tat sich dazu mit einem Niederländer zusammen, der dem Konzentrationslager Buchenwald kurz vor oder bei der Befreiung des Lagers entkommen war. Dieser Mann lenkte den Wagen.
Wochen des Marschierens wechselten sich ab mit Zeiten, wo sie in einem Internierungslager festsaßen. Im Brandenburger Land wanderten sie viele Kilometer vorwärts – nur um dann festzustellen, dass dieser Weg falsch war, sodass man sie wieder zurückschickte. Von Wittstock an der Dosse aus starteten sie erneut. Als Hamburg näher rückte, galt es als unmöglich, von Osten her in die Stadt zu gelangen. Sie hatten die Auskunft bekommen, dass es aus Richtung Süden möglich sei. Um den südlichen Stadtteil Bergedorf zu erreichen, musste jedoch die Elbe überquert werden. Die einzige Möglichkeit war, über ein Brückengeländer zu rutschen, unter sich den breiten Strom. Und so rutschte und balancierte der kleine Reinhard – mit der Bibel des Vaters auf dem Rücken, die er die ganze Zeit getragen hatte.
„Butsche, wie hast du das nur gemacht?“
In Hamburg-Altona hatte die Familie Verbindungen zum Diakonissenmutterhaus Tabea. Deshalb war hier der Treffpunkt festgelegt worden für den Fall, dass man sich aus den Augen verlöre. Mutter, Tochter, Sohn und Bibel trafen nach ihrer langen Reise hier ein – der zweite Sohn war nach wie vor irgendwo in Deutschland unterwegs. Einige Monate später kam der Vater hinzu. Er war allerdings krank und musste einen Klinikaufenthalt anschließen. Gelegenheit, ihm seine Bibel zu überreichen, gab es zunächst nicht. Erst Wochen später, als Emil Przygodda wieder bei seiner Familie war, kam der Moment: Reinhard präsentierte das Buch – das einzige aus der umfangreichen Bibliothek des Predigers, das erhalten geblieben war. Das Staunen des Vaters war groß: „Butsche, wie hast du das nur gemacht?“ Und immer wieder ließ er sich berichten und Reinhard musste seine Geschichte von Neuem erzählen.
Nach dem Krieg blieben die Zeiten abenteuerlich. Das Leben ging längst noch keinen geregelten Gang. Die Bibel von Emil Przygodda hatte jedoch ihre wildesten Zeiten hinter sich. Przygodda arbeitete ab 1948 einige Jahre als Prediger in Velbert bei Essen, dann in Hannover. Sein Sohn Reinhard erinnert sich, dass diese Bibel, die er von Landsberg nach Hamburg getragen hatte, nicht die tägliche Lese-und Arbeitsbibel seines Vaters war. Doch muss er sie auch weiterhin gelegentlich benutzt haben.
Das Studium geht weiter
Zwischen den Seiten eingelegt findet sich ein Notizzettel. Dort sind die Texte der Pfingstpredigten für die Jahre 1955 bis 1962 vermerkt. Wollte der Prediger einen Überblick gewinnen, damit er sich nicht wiederholte? Allerdings kommt zum Schluss derselbe Text zweimal nacheinander vor, Lukas 11,13 bzw. Lukas 11,11-13 – die Ermutigung zur Bitte um den Heiligen Geist. Vielleicht war ja diese Wiederholung der Anlass gewesen, die Textfolge der zurückliegenden Jahre zu rekonstruieren. Auffällig ist, dass die Handschrift jetzt deutlich anders aussieht; jetzt verwendete Przygodda die „moderne“ Schreibschrift an Stelle der alten deutschen. Auch in späteren Jahren hat Emil Przygodda seine Bibelstudien fortgesetzt. An vielen Stellen in der Apostelgeschichte und den neutestamentlichen Briefen notierte er eine Art Literaturangabe auf dem Schreibrand seiner Bibel: z.B. „Bruns Entdeckungsreisen Seite 23“. Das bezieht sich auf das Büchlein von Hans Bruns: Kleine Entdeckungsreisen im Neuen Testament. Diese Schrift kam 1958 heraus, und irgendwann danach hat der Prediger sie für seine Erkundungen ausgewertet. Die betreffenden Einträge wurden mit Kugelschreiber geschrieben. Diese Art Schreibgerät war erst ab 1947 auf dem Markt – auch so bestätigt sich die Datierung dieser Notizen auf die Nachkriegszeit.
„Entdeckungsreisen“: Es ist bezeichnend, dass sich das Wort von der Reise in dieser Bibel handschriftlich eingetragen befindet. Denn nichts charakterisiert gerade dieses Exemplar so sehr wie die Vorstellung von der Reise: die Reisen, die der Besitzer durch sein Buch unternahm und durch seine Eintragungen dokumentierte. Und die abenteuerliche Reise, die dieses Buch 1945 hinter sich gebracht hat. Der letzte Dienstort von Emil Przygodda war Korbach in Nordhessen. Dort starb er 1977. Sein Sohn Reinhard lebt heute noch in dieser Stadt – und bewahrt die Bibel auf, die er für seinen Vater aus den Wirren der Flucht gerettet hat. Das leicht vergilbte Papier, der Ledereinband mit seinen Knicken – aber die Bibel ist noch intakt, die Blätter fliegen nicht heraus. Manchmal nimmt Reinhard dieses Buch in die Hand. Und seine Gedanken gehen auf die Reise.
Dr. Ulrich Wendel ist Redaktionsleiter von Faszination Bibel.
Dieser Artikel ist in der Zeitschrift Faszination Bibel erschienen. Faszination Bibel wird vom SCM Bundes-Verlag herausgegeben, zu dem auch Jesus.de gehört.
Ich bin Fundamentalist in Barmherzigkeit und Liebe
Eine sehr gefühlsmäßige Beschreibung, wie wir die Bibel und vorallem ihren Inhalt lieben dürfen. Eigentlich sollte jede Bibel, oder die Art wie wir mit der Heiligen Schrift arbeiten, Arbeit(sbibeln) sein. Es gilt daher die dort über 3000 Jahre dauernde Überlieferung von persönlicher Gottes- und Glaubenserfahrung, in meinen Lebensvollzug zu integrieren. Was hat also die Bibel, die Nachricht dass mein Leben sehr sinnvoll ist und daß Jesus als Baby sowie (in Person als Gott und Mensch) auf die Welt kam und an einem Kreuz starb – nunmehr mit meinem Leben zu tun? Sehr viel. Aber dabei ist – wie es mein alter Pfarrer und Dekan sein Leben lang betonte – jede/r ein Original Gottes, unverwechselbar, nie himmlische Massenware und von daher muss auch ich, so wie alle anderen Menschen beim Erreichen dieser Botschaft, immer ganz individuelle Konsequenzen ziehen. Es darf und sollte jede Christin und jeder Christ ein Original sein, mit seinen Gaben, seinen Meinungen und auch den vorhandenen Möglichkeiten. So bin ich überzeugt, Prägungen wie evangelikal, charismatisch oder liberal, sind glaubensbezogen schon eher eine Engführung, vorallem wenn sie andere Menschen in negative Denkschubladen einsperren und abtrennen. Ich bin Christ und jeder Christ ist es immer auf seine ihm eigene Weise.
Es geht um das Reich Gottes, welches nicht von dieser Welt ist, aber in ihr beginnt (Jesus im Originaton: Das Himmelreich ist IN EUCH). Aber jenes Reich Gottes, man könnte auch sagen die himmlische Mega-Ebene, ist eine wirklich völlige Umkehrung weltlicher Maßstäbe. Ich soll sogar meine Feinde lieben (also immer Versöhnung anstreben), nicht gleiches mit gleichem vergelten, meine Maßstäbe (oder Ideale) zuerst an mir anlegen und dann erst an anderen Menschen, die Liebe Gottes leben, das Leben und damit die Lasten anderer teilen und dann konkret für Frieden eintreten. Die nachvollziehbare Sichtweise, die Welt sei ein Haifischbecken (und dann bräuchte ich gleichartige Methoden der Selbstverwirklichung) negiert, daß der Himmel kein Feuer auf mich wirft, Gott nie Gewalt übt und Jesus dies am Kreuz deutlich machte: Die himmlische Herrschaft, also jene Gottes auf dem Thron des unendliche Weltall, ist nur eine der absoluten Liebe. Jesus wird als Friedefürst und Erlöser kommen. Daher braucht auch niemand Perfektion anstreben. Unsinnige Perfektion wäre – im Bild gesprochen – wenn ich mich an den Haaren aus dem Sumpf ziehe: Nur Jesus rettet mich!
Ich schreibe dies, weil in der Zeit, in der die hier beschriebene Bibel von 1910 herausgegeben wurde, auf den Koppelschlössern deutscher Soldat stand: „Für Kaiser, Gott und Vaterland“! Krieg ist Sünde, auch wenn wir ihn (noch) nicht ächten können. Ich glaube, daß ich als Jesusfreund extrem fundamentalistisch denken und handeln muss, aber nur was die Fragen von Liebe und Barmherzigkeit betrifft und daß Jesus uns eine völlig neue Sichtweise auf das Wesen Gottes offenbarte. Etwa bin ich gegen jeden Schwangerschaftsabbruch, weil Gott alle Menschen und somit auch das ungeborene Kind liebt. Ich halte Abtreibung für nicht emanzipatorisch, nicht befreiend. Fortschrittlich meine ich sein zu dürfen in allen Fragen, was abzuleiten ist aus der Botschaft Jesu, Gott und den Nächsten zu lieben: Für die Menschenrechte einzutreten, Toleranz, für Gewaltfreiheit, auch dass alle Menschen Geschöpfe Gottes sind und wir Geschwisterlichkeit nicht nur intern christlich leben sollten. So sind wir verantwortlich und sodann die Herren und Damen unserer Gedanken, Gefühle, Absichten und Taten. Denn die sogenannte Welt, die Gesellschaft und damit die Völker und jeder Einzelne: Sind alle konkret (gut oder) böse, weil unser freie Willen – angefangen bei Kain gegen Abel – Gott unaufgebbar erscheint. Nicht Gott hat die Hölle geschaffen, sondern wir hier auf Erden. Menschen sind lieblos, verbreiten Hass und Häme, Gewalt, Mord, Totschlag, nur sie führen die Kriege und verbreiten Lügen in der Form auch in Form von Verschwörungstheorien. Was hätte Jesus wohl zur Demokratie gesagt? Vielleicht eher: „Dann betreibt sie doch endlich und nicht als eine andere Art von Kampf von allen gegen alle, vorallem im Wahlkampf“!. Wir haben ein sehr großes Gehirn, ein Geschenk Gottes und damit auch die Fähigkeit, Kooperation zu betreiben. Der jüngere Bruder der Liebe ist unser aller Kooperation: Ich bekomme Hilfe und helfe anderen. Das hält diese Welt immer noch zusammen. Meine Überzeugung: Nicht Gott rettet uns das Klima, sondern auch nach dem Willen Gottes müssen wir es selbst tun. Der Himmel hebt in diesem alten Universum auch die Kausalität nicht auf, wir müssen sie umkehren. In Gottes Neuer Welt wird alles anders sein, nur Liebe. Lässt also Gott die Geschichten ihren Lauf: Definitiv nein, der Himmel verändert sie durch den Heiligen Geist. Der Schöpfer aller Dinge ist der Erste und Letzte, gegenwärtig in jeder Blume, in allen Pflanzen, Tieren und in der Unendlichkeit des Universums allumfassend gegenwärtig. Von ihm und zu ihm zurück geht unser Weg, in das Paradies, was auf uns nur wartet.