Nachrichten & Themen

Nachrichten & Themen aus der christlichen Welt – zusammengestellt von der Jesus.de-Redaktion.

170.340 Kerzen: Der Kirchentag in Zahlen

Der diesjährige 32. Deutsche Evangelische Kirchentag vom 20. bis 24. Mai in Bremen zählt mit knapp 100.000 Dauerteilnehmern und Mitwirkenden zu den größten Veranstaltungen in der Geschichte der Hansestadt.

Bremen: Deutscher Evangelischer Kirchentag beginnt am Mittwoch

Erstmals in der 60-jährigen Geschichte des Deutschen Evangelischen Kirchentages ist das Protestantentreffen von diesem Mittwoch an bis Sonntag zu Gast in Bremen. Unter der biblischen Losung «Mensch, wo bist du?» laufen etwa 2.500 Veranstaltungen zu zentralen Themen wie Klimawandel und Wirtschaftskrise sowie zu Glaubensfragen. Die Organisatoren erwarten nach Angaben von Kirchentagssprecherin Katja Tamchina etwa 100.000 Dauerteilnehmer. Darunter sind etwa 3.500 internationale Gäste. Auch Bundespräsident Horst Köhler und weitere politische Prominenz aus Berlin wollen kommen. Das Staatsoberhaupt beteiligt sich am Eröffnungsgottesdienst auf der Bremer Bürgerweide. Anschließend will Köhler den «Abend der Begegnung» besuchen, zu dem die Stadt etwa 300.000 Gäste erwartet. 6.000 Mitwirkende gestalten den Abend in der dafür komplett gesperrten Innenstadt. Sie wollen einen singenden «Kirchentag der Schiffe» inszenieren. Schon am Vormittag ist eine Schiffsparade geplant, die den Europahafen in der Überseestadt als eines von drei Veranstaltungszentren ansteuert. Angeführt vom Dreimast-Segler «Alexander von Humboldt» nimmt die Parade von Bremen-Nord aus Kurs auf den Kirchentag. Die «Cap San Diego», das weltgrößte zivile Museumsschiff aus Hamburg, ist dort bereits am Sonntag eingetroffen. Während des 32. Kirchentages beteiligen sich Prominente wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Altkanzler Helmut Schmidt (SPD) und der finnische Friedensnobelpreisträger Martii Ahtisaari an Gottesdiensten, Bibelarbeiten und Podiumsgesprächen. Die für Bremen gewählte Losung «Mensch, wo bist du?» ist für die Hamburger Kultursenatorin und Kirchentagspräsidentin Karin von Welck (parteilos) ein Appell an die Verantwortung der Christen für die Welt: «Wir werden gleichsam aufgefordert, Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.» Dies gelte für die Folgen der Globalisierung, den interkulturellen Dialog und die Ethik in der Wissenschaft ebenso wie für soziale Fragen.

Marburg: Hoffnung auf Toleranz

Wer zurzeit die Meldungen aus Marburg verfolgt, könnte den Eindruck bekommen, in der hessischen Kleinstadt herrscht Kampfstimmung. Doch es besteht begründete Hoffnung, dass die Sorge unnötig ist.

Hessischer Kulturpreis: Streit über Kreuzestheologie soll bis zum Herbst entschärft werden

Mit der Vertagung der Vergabe des Hessischen Kulturpreises auf den Herbst wollen die Initiatoren den Streit um die Auszeichnung entschärfen. Die vier als Preisträger vorgesehenen Persönlichkeiten sollen «in gewissem Abstand zur aktuell aufgeheizten Diskussion» das nicht-öffentliche Gespräch suchen, wie die hessische Staatskanzlei am Montag in Wiesbaden mitteilte. Vom Verlauf des Treffens wolle das Kuratorium das weitere Vorgehen abhängig machen. Die Verleihung war ursprünglich für den 5. Juli vorgesehen. Das Gremium habe mit seiner Entscheidung die Anregung der designierten christlichen und jüdischen Preisträger, des früheren hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker, des Mainzer Kardinals Karl Lehmann und des Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Salomon Korn, aufgenommen, hieß es. Dem Kuratorium gehören Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sowie zehn weitere Persönlichkeiten des hessischen Kulturlebens an. Koch sagte, das Kuratorium sei sich der besonderen Verantwortung sehr wohl bewusst. Die jetzigen Schwierigkeiten seien symptomatisch für das angespannte Verhältnis zwischen religiöser Überzeugung und kultureller Toleranz. Steinacker äußerte sich «sehr zufrieden» über die gefundene Lösung. Er selbst sei immer gesprächsbereit gewesen und wisse auch aus zahlreichen Begegnungen mit Vertretern anderer Religionen, dass der Dialog «belastbar sein muss», sagte er dem epd. Der mit 45.000 Euro dotierte Hessische Kulturpreis würdigt Toleranz und Einsatz für den Dialog zwischen den Religionen. Lehmann und Steinacker hatten wegen eines gegenüber dem christlichen Glauben kritischen Zeitungsartikels des deutsch-iranischen Schriftstellers und designierten vierten Preisträgers Narvid Kermani eine gemeinsame Verleihung abgelehnt. In dem Essay hatte der muslimische Publizist Kermani das christliche Kreuz als barbarisch und die Kreuzestheologie als Gotteslästerung beschrieben, sich zugleich aber von der Betrachtung eines Kreuzigungsgemäldes tief berührt gezeigt. Das Kuratorium hatte zunächst entschieden, Kermani den Preis abzuerkennen und ihn nur Steinacker, Lehmann und Korn zu verleihen. Daraufhin kam es zu einem erbitterten Streit. So rief etwa der Vorsitzende des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, die beiden christlichen Preisträger zum Preisverzicht auf. Die Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bahr, sagte in einer ersten Reaktion, die entscheidende Frage sei, ob Kermani mit der aktuellen Entscheidung des Kuratoriums wieder in den Rang des Preisträgers erhoben werde. «Wenn das so ist, würde mich das sehr freuen», sagte Bahr, die bereits am Wochenende ein Gespräch der Beteiligten hinter verschlossenen Türen angeregt und Unverständnis über die Reaktionen auf das Zeitungsessay des Islamwissenschaftlers geäußert hatte. Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung begrüßte die Kuratoriumsentscheidung. Das Moratorium gebe allen Beteiligten Zeit zu dem Dialog, für den der Preis vergeben werden solle, sagte Jung in Darmstadt. Die Debatte um die Preisverleihung könne den interreligiösen Dialog voranbringen. Unterdessen kritisierte der Zentralrat der Juden in Deutschland die Debatte. Man müsse dringend den Ausgangspunkt thematisieren, sagte Generalsekretär Stephan Kramer dem Berliner «Tagesspiegel» (Dienstagsausgabe). Ursprünglich sollte der türkische Orientalist Fuat Sezgin den Preis erhalten, habe dies aber verweigert und auf den Preis verzichtet, weil Mitpreisträger Korn den Gazakrieg angeblich zu einseitig kommentiert habe. Kramer: «Warum hat niemand aufgeschrien, als ein Muslim sich weigerte, einen Preis mit einem Juden anzunehmen?»

Religionsmonitor: Deutschlands Protestanten sind religiöser als ihr Ruf

Die Mehrheit der evangelischen Christen in Deutschland ist glaubensfester als gemeinhin angenommen und der Stellenwert von Religion bei den meisten nach wie vor hoch. Dies gilt auch für die nachwachsenden Generationen.

Interview: Erzbischof Zollitsch sieht große Einheit zwischen Bischöfen und katholischen Laien

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sieht beide große Kirchen in einer Umbruchsituation. Aufgrund der Bevölkerungsentwicklung gehe die Zahl der Katholiken wie der Protestanten deutlich zurück, sagte Zollitsch in einem epd-Interview. Darin äußert er sich auch über das Verhältnis der Bischöfe zu den katholischen Laien und zur Ökumene. Mit dem Freiburger Erzbischof sprachen Rainer Clos und Christine Süß-Demuth. epd: Herr Erzbischof, seit reichlich einem Jahr stehen Sie an der Spitze der katholischen Kirche in Deutschland. Wie fällt Ihr bisheriges Resümee aus? Zollitsch: Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Das gilt für die Gesellschaft insgesamt, und das gilt für die Kirche. Dieser Situation müssen wir uns stellen. Ich sehe in diesen Zeiten des Umbruchs aber viele Elemente des Aufbruchs. Die einzelnen Gläubigen identifizieren sich stärker mit ihrem Glauben. Wir hatten noch nie so viele Frauen und Männer, die sich ehrenamtlich in unseren Kirchen engagierten. Das ist etwas Großartiges. Oder wenn ich an die Dritte Welt denke: Ich bin dankbar für das, was dort unsere großen Werke, wie Misereor, Adveniat oder Brot für die Welt auf der evangelischen Seite zur Verbreitung und Stärkung des christlichen Glaubens und im sozialen Bereich tun. epd: Hatten Sie mit so stürmischen Zeiten gerechnet, wie sie beim Streit um die konservative Pius-Bruderschaft und dieser Tage im Zwist mit den katholischen Laien sichtbar wurden, als Sie die Nachfolge von Kardinal Lehmann antraten? Zollitsch: Damit hatte ich nicht gerechnet. Auch für mich kam das Dekret überraschend, das die Exkommunikation der vier von Bischof Lefebvre geweihten Bischöfen aufgehoben hat. Dass dies viel Spannung, Verwunderung und Enttäuschung ausgelöst hat, ist vor dem Hintergrund zu sehen, was Bischof Williamson im Blick auf den Holocaust geäußert hatte. Dazu hat die Bischofskonferenz bei der Frühjahrsvollversammlung einstimmig eine Erklärung zum gegenwärtigen Weg der katholischen Kirche verabschiedet und den Weg des Zweiten Vatikanischen Konzils bekräftigt. epd: Gerade hat die ZdK-Vollversammlung die Wahl der neuen Führungsspitze verschoben. Die fehlende Bestätigung des Kandidaten durch die Bischöfe ist in der Öffentlichkeit als Riss im deutschen Katholizismus wahrgenommen worden. Wie steht es um die Einheit der katholischen Kirche in Deutschland? Zollitsch: Meine Erfahrung ist, dass wir eine große Einheit haben. Als Vorsitzender der Bischofskonferenz sehe ich es als meine Aufgabe an, in dem Sinne zu moderieren, dass das Gemeinsame herausgestellt wird. Ich persönlich bin der klaren Überzeugung: Es ist gut, dass wir das Zentralkomitee der deutschen Katholiken haben als ein Element der Vertretung der Laien. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee ergänzen sich gegenseitig und arbeiten zusammen. Die aktuelle Situation sehe ich als Herausforderung, um uns neu zu vergewissern, was die Aufgabe des Zentralkomitees ist und wie der Kontakt mit der Bischofskonferenz verstärkt werden kann. Was als Spannung besteht, möchte ich als Chance nutzen, um zu einem vertieften und verbesserten Miteinander zu kommen. epd: Teilen alle Bischöfe Ihren guten Eindruck von Laienvertretung? Zollitsch: Da gibt es durchaus Bischöfe mit einer größeren Nähe und auch Bischöfe mit einer geringeren Nähe zum Zentralkomitee. Das hängt auch viel von den jeweiligen Erfahrungen ab. Auch im Zentralkomitee gibt es eine große Meinungsvielfalt. epd: Beide große Kirchen befinden sich in einer Phase des Umbaus: Anpassung an kleinere Mitgliederzahlen und abnehmende Finanzkraft. Aus manchen Diözesen wird von Kirchenschließungen in hoher Zahl berichtet. Wie sieht die katholische Kirche in Deutschland im Jahr 2030 strukturell aus? Zollitsch: Sie haben Recht, wir spüren den Umbruch in den Kirchen und müssen uns dieser Aufgabe stellen. Dabei gibt es in regional erhebliche Unterschiede. Im Bistum Essen wurden in den 60er Jahren viele neue Kirchen gebaut. Nun erleben wir, dass wir sie in dieser Zahl nicht mehr brauchen. Im Südwesten ist die Situation ganz anders. Für das Erzbistum Freiburg gibt es keinen Plan Kirchen aufzugeben. Wenn wir allerdings die Bevölkerungsentwicklung anschauen, dann müssen wir feststellen: Die Zahl der Katholiken, die Zahl der Protestanten geht deutlich zurück, allein weil zu wenig Kinder geboren werden. Wir werden eine kleinere Kirche sein. Und wir werden eine missionarische Kirche sein - inmitten verschiedener Konfessionen und Religionen. Die Strukturreformen, in denen etwa Pfarrgemeinden zu Seelsorgeeinheiten zusammengefasst werden, sind nicht ja nur eine Folge davon, dass wir weniger Priester haben. Auch die Mobilität in der Bevölkerung ist viel größer geworden. Innerhalb eines erreichbaren Gebietes müssen für die Gläubigen verschiedene Möglichkeiten bestehen, damit Menschen mit ihrem Glauben in der Kirche Heimat finden. epd: Sie haben den Priestermangel erwähnt. Reichen Organisationsänderungen als Antwort darauf aus? Zollitsch: Wir haben heute die gleiche Anzahl Mitarbeiter in der Seelsorge wie vor 40 Jahren. Seelsorge ist nicht nur die Aufgabe des Priesterberufs. Daneben gibt es die Berufe des Diakons, des Gemeindereferenten und der Pastoralreferentin. Das verlangt eine Umstellung im Lebensgefühl der Gemeindemitglieder. Denn bei uns ist es ähnlich wie in der evangelischen Kirche - zuerst blicken alle auf den Priester. Natürlich wird dann eine Grenze erreicht, wenn wir nicht mehr in erreichbarer Nähe am Sonntag die Feier der heiligen Messe garantieren können. epd: Wovon kann der kirchliche Aufbruch am Beginn des 21. Jahrhundert ausgehen? Zollitsch: Ich erlebe schon seit Jahren, dass Menschen das Evangelium ganz neu entdecken. Bei den Glaubenskursen ist meine Erfahrung, dass etwa die Hälfte der Teilnehmer aus einer großen Distanz zur Kirche kommt. Darin liegt heute eine Chance. In anderen Ländern - etwa in den USA oder Südkorea - ist es selbstverständlich für die Katholiken, über ihren Glauben zu sprechen. Hingegen fällt es den Deutschen zumeist schwer, davon zu sprechen, was sie trägt. Über Fragen des Glaubens ins Gespräch zu kommen, muss gelernt werden. Dafür müssen wir auch die modernen Medien nützen, um entsprechend in der Öffentlichkeit präsent zu sein. epd: Sie bieten auch Video-Botschaften? Zollitsch: In diesem Jahr bin ich in den Podcast eingestiegen. Von Ostern bis Pfingsten gibt es jeden Sonntag einen kurzen Videotalk auf der Internetseite der Erzdiözese. Ich wollte mal sehen, wie das Echo ausfällt. epd: Wie sind bisher die Reaktionen? Zollitsch: Ausgesprochen positiv. Wenn wir damit kirchenferne Menschen ansprechen, sollten wir diese Möglichkeit nutzen. epd: In der Bischofskonferenz wird schon länger über das künftige Medienengagement diskutiert. Zollitsch: Wir wollen auch in der Bischofskonferenz die neuen Medien stärker nutzen. Das heißt nicht, dass wir aus den Printmedien aussteigen. Gerade im Internet in Verbindung mit beweglichen Bildern sehen wir eine Chance für die Zukunft. Voraussichtlich beim nächsten Ständigen Rat der Ortsbischöfe werden dieses Projekt beschließen. Die evangelische Kirche ist da schon ein bisschen weiter.

Hessischer Kulturpreis: Bischof Huber ruft zu Verzicht auf Auszeichnung auf

Der Streit über den diesjährigen Hessischen Kulturpreis sollte aus Sicht des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, mit dem Verzicht auf die Preisverleihung entschärft werden. Es wäre eine «große Geste», wenn die designierten evangelischen und katholischen Mitpreisträger «zu einem solchen Schritt auch ihrerseits beitragen würden» und die dem muslimischen Schriftsteller Navid Kermani aberkannte Auszeichnung nicht entgegennähmen, sagte Bischof Huber am Samstag in Berlin. Die EKD-Kulturbeauftragte Petra Bahr rief den früheren hessischen Kirchenpräsidenten Peter Steinacker und den Mainzer Kardinal Karl Lehmann auf, in der Auseinandersetzung über die Kreuzestheologie das Gespräch mit Kermani zu suchen. Steinacker und Lehmann hatten wegen eines Zeitungsartikels Kermanis eine gemeinsame Verleihung abgelehnt. In dem Essay hatte der muslimische Publizist das christliche Kreuz als barbarisch und die Kreuzestheologie als Gotteslästerung beschrieben, sich zugleich aber von der Betrachtung eines Kreuzigungsgemäldes tief berührt gezeigt. Vor wenigen Tagen hatte die hessische Landesregierung entschieden, Kermani den Preis abzuerkennen und ihn am 5. Juli nur Steinacker, Lehmann und dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Salomon Korn, zu verleihen. Mit der Auszeichnung sollen Lebensleistungen für die interreligiöse Kooperation und die Schaffung einer Kultur des Respekts gewürdigt werden. Huber sagte, die Vorstellung, dass der Preis von drei der vier vorgesehenen Preisträger entgegengenommen werde, wäre für das Verhältnis von Kultur und Religion in Deutschland «kein richtiges Signal». Die notwendige Debatte zwischen Christen, Muslimen und Juden über die Kreuzestheologie könne nicht in dem kurzen Zeitraum bis zur Preisverleihung «zu einem Ende gebracht werden», sondern müsse sich erst entwickeln. Die bisherigen Veröffentlichungen von Kermani dürften «bei allem Provozierenden» nicht auf einen Satz reduziert werden. «Das wird den Äußerungen von Kermani in meinen Augen nicht gerecht», sagte der Berliner Bischof. Kermani habe in seinem Aufsatz in der «Neuen Zürcher Zeitung» auch eine «sehr bemerkenswerte Aussage» mit großer Offenheit gegenüber dem Christentum getroffen. «Umso mehr bedauere ich den Konflikt», sagte Huber. Die EKD-Kulturbeauftragte Bahr sagte dem epd, das kritisierte Zeitungsessay über Guido Renis Bild «Kreuzigung» sei geradezu ein Gesprächsangebot und kein Abbruch des muslimisch-christlichen Dialogs vonseiten Kermanis. Der Text müsse als «Bildbeschreibung eines Muslimen» verstanden werden. «Nichts ist im Christentum so hochgradig erklärungsbedürftig wie der Glaube an den Kreuzestod Jesu», sagte die Theologin. «Christen sollten vorsichtig sein mit dem Blasphemie-Vorwurf.» Auch der künftige evangelische Berliner Bischof Markus Dröge sagte dem epd, er habe «wenig Verständnis» für den Konflikt. Der am Freitagabend zum Nachfolger Hubers an die Spitze der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gewählte Dröge erläuterte, die Interpretation des Kreuzes durch Kermani sei «durchaus revolutionär». Er bedauere sehr, dass «man dieses Gesprächsangebot nicht aufgenommen hat». Der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, sieht durch die Vorgänge um den Kulturpreis den interreligiösen Dialog «mit Füßen getreten». Die Reaktion der christlichen Preisträger Lehmann und Steinacker sei «schlicht und ergreifend unreif und kindisch», sagte Mazyek dem in Berlin erscheinenden «Tagesspiegel» (Samstagsausgabe).

Wahl: Markus Dröge wird Berliner Bischof

Der Koblenzer Superintendent Markus Dröge wird Nachfolger des Berliner Bischofs Wolfgang Huber. Die Synode der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz wählte den 54-jährigen Theologen am Freitag in Berlin im vierten Wahlgang. Dröge setzte sich gegen die Erlanger Publizistikprofessorin Johanna Haberer durch. Der Direktor der Evangelischen Akademie in Berlin, Rüdiger Sachau, war nach dem zweiten Wahlgang ausgeschieden. Der neue Bischof, der als Überraschungskandidat galt, wird sein Amt für die kommenden zehn Jahre im November antreten. Huber geht im Herbst nach fast 16 Amtsjahren in den Ruhestand. Der Landeskirche gehören rund 1,14 Millionen Protestanten in Berlin, Brandenburg und der Region Görlitz in Ostsachsen an. Im vierten Wahlgang am Freitagabend erhielt Dröge 82 Stimmen, für Haberer stimmten 36 Synodale. Vier Kirchenparlamentarier enthielten sich. Für die Wahl war eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, die Dröge genau erreichte. Er hatte auch in den ersten drei Wahlgängen die meisten Stimmen bekommen. Mit Beratungen über die anhaltende Kontroverse um den Braunkohle-Abbau in der Lausitz setzt die Synode am Samstag ihre zweitägige Frühjahrstagung fort. Huber, der mit 67 Jahren aus dem Amt scheiden wird, wünschte seinem Nachfolger «Freude an dem Amt und den Mut, unserer Kirche angesichts der Herausforderungen der nächsten Jahre geistliche Orientierung zu geben». Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gratulierte Dröge: «Als welterfahrener Pfarrer bringt er Eigenschaften in das Amt mit, die einer weltoffenen Stadt wie Berlin sehr zugutekommen werden.» Der stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Christoph Kähler äußerte sich überzeugt, dass Dröges Erfahrungen und Schwerpunkte aus einem «weltbewegten Leben» der Landeskirche «in mancher Hinsicht ein neues Gesicht» geben werde. Gerade hier werde es «eine große Herausforderung sein, Grenzen zu beseitigen und gegenseitige Vorbehalte zwischen Ost und West bewusst anzugehen, die sich zuletzt in der Kontroverse um den Religionsunterricht in Berlin gezeigt haben, heißt es in einem Glückwunschschreiben des Eisenacher Landesbischofs an Dröge. Markus Dröge wurde als Sohn eines Diplomaten in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington geboren und ist in Bonn, Paris und Brüssel aufgewachsen. Nach dem Studium absolvierte er sein Vikariat in Koblenz und übernahm dort seine erste Pfarrstelle. Nach der Promotion übernahm Dröge einen Lehrauftrag für Systematische Theologie und evangelischen Religionsunterricht an der Universität Koblenz-Landau. Seit 2004 leitet er in Koblenz den zweitgrößten Kirchenkreis der rheinischen Landeskirche.

Bischof Huber: Drängen auf mehr Kooperation von Religions- und Ethikunterricht

Nach dem gescheiterten Volksentscheid zur Gleichstellung von Religions- und Ethikunterricht an den Berliner Schulen dringt die evangelische Kirche auf eine stärkere Zusammenarbeit zwischen beiden Fächern. Die Bedingungen dafür müssten verbessert werden, forderte Bischof Wolfgang Huber laut Redemanuskript bei der Frühjahrstagung der Landessynode am Freitag in Berlin. Die evangelische Kirche sei zu einer Zusammenarbeit «unter fairen Bedingungen» auch über das bisher erreichte Maß hinaus bereit, sagte er. Zudem müsse sie ihr Möglichstes tun, um das in Berlin freiwillige Fach Religion zu stärken. Dazu werde die Kirche an der Qualität und dem «einladenden Charakter» des Religionsunterrichts arbeiten. Huber würdigte in seinem Bischofswort die friedliche Revolution in der DDR vor 20 Jahren und die Rolle der Kirche in den Umbruchzeiten. «1989 ist für mich die größte historische Wende seit 1945», sagte der Bischof. Zwar sei vieles von dem, was damals gefordert wurde, uneingelöst geblieben. Die Veränderungen, die die friedliche Revolution bewirkt habe, seien jedoch über das hinaus gegangen, «was die meisten von uns erhofft und wofür sie gebetet haben». Zum 75. Jahrestag der evangelischen Synode, mit der sich die Bekennende Kirche 1934 vom Nationalsozialismus distanzierte, würdigte Huber die Barmer Theologische Erklärung als weiterhin verbindliches Bekenntnis. Zwar weise das Dokument mit seinem «Schweigen zu den Angehörigen des jüdischen Volkes und ihrem Geschick» sowie seiner patriarchalen Bezeichnung der Kirche als «Gemeinde von Brüdern» große Lücken auf. Das Nein zum «Versuch, die evangelische Kirche in die Gewalt des nationalsozialistischen Staates zu zwingen», sei jedoch ein Durchbruch gewesen, der «über den Tag hinaus» Bedeutung habe. Die Barmer Theologische Erklärung gilt als zentrales Dokument des Kirchenkampfes in der NS-Zeit. Sie wurde vor 75 Jahren am 31. Mai 1934 verabschiedet.

Nahost-Reise beendet : Papst Benedikt XVI. mahnt Ende des Blutvergießens an

Papst Benedikt XVI. hat seine achttägige Nahostreise beendet. Zum Abschluss rief er Israelis und Palästinenser am Freitag eindringlich zum Frieden auf. «Kein Blutvergießen mehr! Kein Terrorismus mehr! Kein Krieg mehr!», sagte er auf dem Flughafen von Tel Aviv. Bei der Abschiedszeremonie mit dem israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres äußerte er die Hoffnung auf «gerechten Frieden, wahrhafte Versöhnung und Heilung». Peres bezeichnete die Papstreise als «historische Mission» und «tiefen Beweis für den dauerhaften Dialog zwischen dem jüdischen Volk und Millionen Christen». Er begrüßte insbesondere die Mahnung des Papstes in Jad Vaschem, den Holocaust nicht zu leugnen oder zu vergessen. Gleichzeitig beklagte Peres wachsenden islamischen Fundamentalismus. Nachdem die Papstrede in der Holocaust-Gedenkstätte Jad Vaschem von Vertretern des Judentums als zu schwach kritisiert worden war, mahnte Benedikt erneut zum Gedenken an «dieses schreckliche Kapitel der Geschichte». Unzählige Juden seien unter einem gottlosen Regime, das eine Ideologie des Antisemitismus und des Hasses verbreitet habe, «brutal ausgemerzt» worden. Der Holocaust dürfe «nie vergessen» werden. Im Hinblick auf iranische Drohungen gegen Israel forderte der Papst, alle Staaten müssten dessen Existenzrecht anerkennen. Zugleich rief er zur Anerkennung des Rechts der Palästinenser auf eine «souveräne unabhängige Heimat» sowie ein würdevolles Leben und Bewegungsfreiheit auf. Die Zwei-Staaten-Lösung dürfe kein Traum bleiben, sondern müsse verwirklicht werden. In Israel fällt die Bilanz des Besuchs von Papst Benedikt XVI. im Heiligen Land gemischt aus. «Der Besuch war insgesamt kein großer Erfolg», sagte Amnon Ramon vom Jerusalem Institut für Israel-Studien am Freitag. Ein ähnlicher Effekt wie beim letzten Papstbesuch im Jahr 2000, als Papst Johannes Paul II. mit seinem Charisma große Teile der jüdischen Bevölkerung begeistert habe, sei nicht eingetreten. Das liege aber auch daran, dass in Israel überzogene Erwartungen bestanden hätten. Bei einem Besuch in der Jerusalemer Grabeskirche am Freitag forderte Benedikt XVI. die Christen erneut auf, die Hoffnung auf Frieden in der Konfliktregion nicht aufzugeben. Der Ort gilt als eines der wichtigsten Heiligtümer des Christentums. Während seiner Reise hatte er die christliche Minderheit unter den Palästinensern ermutigt, trotz aller Schwierigkeiten nicht auszuwandern. In Jordanien hatte Benedikt XVI. im ersten Teil seiner Nahostreise vom 8. bis 15. Mai zum zweiten Mal in seiner Amtszeit eine Moschee besucht. Dabei warb er für den christlich-muslimischen Dialog. Religion gelte heute zunehmend als Auslöser von Konflikten, beklagte das Kirchenoberhaupt. Bei einem Besuch der Moses-Gedächtniskirche auf dem Berg Nebo hatte der Papst zuvor eindringlich zu verstärkten Dialogbemühungen zwischen Juden und Christen aufgerufen.