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Meinen Jesus lass ich nicht

Im Mittelpunkt dieses Liedes steht Jesus. Es basiert auf den letzten Worten eines verstorbenen Fürsten.

  1. Meinen Jesum lass ich nicht;
    weil er sich für mich gegeben,
    so erfordert meine Pflicht,
    unverrückt für ihn zu leben.
    Er ist meines Lebens Licht:
    Meinen Jesum lass ich nicht
  2. Jesum lass ich nimmer nicht,
    weil ich soll auf Erden leben;
    ihm hab ich voll Zuversicht,
    was ich bin und hab, ergeben.
    Alles ist auf ihn gericht‘:
    Meinen Jesum lass ich nicht.
  3. Lass vergehen das Gesicht,
    Hören, Schmecken, Fühlen weichen;
    lass das letzte Tageslicht
    mich auf dieser Welt erreichen;
    wenn der Lebensfaden bricht:
    Meinen Jesum lass ich nicht.
  4. Ich werd ihn auch lassen nicht,
    wenn ich nun dahin gelanget,
    wo vor seinem Angesicht
    meiner Väter Glaube pranget.
    Mich erfreut sein Angesicht:
    Meinen Jesum lass ich nicht.
  5. Nicht nach Welt, nach Himmel nicht
    meine Seel sich wünscht und sehnet;
    Jesum wünscht sie und sein Licht,
    der mich hat mit Gott versöhnet,
    mich befreiet vom Gericht:
    Meinen Jesum lass ich nicht.
  6. Jesum lass ich nicht von mir,
    geh ihm ewig an der Seiten;
    Christus wird mich für und für
    zu der Lebensquelle leiten.
    Selig, wer mit mir so spricht:
    Meinen Jesum lass ich nicht.

Christian Keimann

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Blick nach vorne

Der letzte Sonntag des Kirchenjahres heißt allgemein „Totensonntag“, denn da wird der Verstorbenen gedacht, oft mit einem Besuch der Gräber. Im Kirchenkalender hat dieser Tag aber einen anderen Namen: „Ewigkeitssonntag“. Es geht ja nicht nur um Erinnerungen, sondern um den Blick nach vorne. Und nach oben! Der Glaube an Jesus Christus vermittelt uns eine großartige Perspektive: Ja, Jesus ist gestorben, für uns – und er ist auferstanden! Die Beziehung zu ihm bleibt – über den Tod hinaus! Dieser Grundgedanke ist auch die Basis des Liedes „Meinen Jesus lass ich nicht“.

Von manchen lieben Menschen haben wir uns schon verabschieden müssen, von vielen Dingen und Gewohnheiten müssen wir uns nach und nach trennen. So ist es mit dem Leben auf Erden. Aber wir alle sind eingeladen, in das zentrale Bekenntnis des Liedes einzustimmen.

Die letzten Worte eines Verstorbenen

Das Lied „Meinen Jesus lass ich nicht“ entstand vor mehr als 350 Jahren in Sachsen. Der dortige Landesfürst, genauer: „Churfürst“, Johann Georg I. war im Herbst 1656 verstorben. In der Predigt zu dessen Beisetzung knüpfte sein Seelsorger Jakob Weller an die letzten Worte des Verstorbenen an. Und in der Druckfassung der Trauerrede ist das Motto auf jeder Seite oben zu lesen: „Meinen Jesus lass ich nicht.“ Und entsprechend findet man in diesem Lied den Leitsatz mehrfach, nicht nur am Liedanfang, sondern auch am Ende aller Strophen. Und zusätzlich senkrecht – wie eine Perlenkette.

Dekorative Wortspiele dieser Art waren im Barock ein beliebtes Element der Dichtkunst. Und in diesem Falle durfte natürlich ein Akrostichon nicht fehlen, also die Anfangsbuchstaben von Namen und Titel des Verstorbenen, zu finden am Anfang der Verse der letzten Strophe: „Johann Georg Churfürst zu Sachsen“. Erinnerungskultur pur!

Wie eine Klette an Jesus kleben

Wer nun das Lied „Meinen Jesus lass ich nicht“ singt, wird merken: Der Kern der Botschaft ist Jesus! Er hat sich für uns geopfert, wir müssen nicht im Dunkeln gehen, denn er ist für uns das Licht des Lebens. Und wir sind an ihn gebunden, ja geradezu verpflichtet, unser Leben auf ihn hin auszurichten. Er bleibt uns nahe, auch in den letzten Tagen auf Erden.

Und wir werden ihn sehen, so wie die „Eltern“. Dieses „gendergerechte“ Wort findet sich in Strophe 4 des Originaltextes. Historisch bezieht es sich auf die Vorfahren des Kurfürsten, von dessen Großmutter ebenfalls ein Abschiedswort überliefert war, das in der Originalfassung von Strophe 1 zitiert wurde: Sie wolle „’klettenweis‘ – also wie eine Klette am Kleid – an ihm … kleben“. Beide Stellen hat man später abgeändert, warum auch immer.

Bilanz eines Christenlebens

Der Mittelpunkt des Liedes, ja des Lebens ist und bleibt Jesus! Er geht mit uns und er bleibt bei uns, im Lebenslauf, in der Sterbestunde und in Ewigkeit. Das ist die Bilanz eines Christenlebens. Der Verfasser des Liedes, Christian Keimann, war Rektor des Gymnasiums in Zittau (Sachsen). In den heutigen Gesangbüchern findet sich auch noch ein Weihnachtslied von ihm: „Freuet euch, ihr Christen alle“.

Alle beiden Texte wurden übrigens vom dortigen Kantor Andreas Hammerschmidt vertont und veröffentlicht, unseres aber nicht für die singende Gemeinde, sondern für eine Motette, also einen Chor bestimmt. Die uns vertraute Gesangbuchmelodie schuf etwas später ein anderer Musiker, nämlich Johann Ulich. Und so nahm das Lied seinen Lauf, zu singen keineswegs nur bei Trauerfeiern.

Text: Günter Balders


Hier findest du gute Gedanken zu weiteren altbekannten Chorälen und christlichen Liedern.

Falls du die Liederschätze auch anhören möchtest, dann kannst du im SCM-Shop vorbeischauen. Der SCM-Shop gehört wie Jesus.de zur SCM Verlagsgruppe.

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