Irgendetwas stimmt nicht. Ist es meine Schuld, dass die Stimmung gekippt und der andere nun sauer auf mich ist? Es war doch alles so schön!
Wir brauchen Beziehungen – Menschen, die das Leben mit uns teilen. Doch das Zusammensein mit anderen ist manchmal gar nicht so leicht. Wenn die gute Stimmung umschlägt und Partner oder Eltern plötzlich nur noch abwertende Worte finden, fragt man sich schnell, wie man das hätte verhindern können. Doch vielleicht sind das Anzeichen für eine toxische Beziehung.
Es ist gar nicht so einfach festzustellen, wann eine Beziehung schädlich geworden ist. Die Suche nach Antworten kann sich anfühlen wie ein Umherwandern im Nebel. Meinungsverschiedenheiten sind schließlich normal und gehören zum Leben. Doch wenn ein Partner oder Elternteil den anderen manipuliert und benutzt, um sich selbst besser zu fühlen, handelt es sich vermutlich um eine toxische Beziehung.
Am Beispiel der Geschichte vom Exodus des Volkes Israel aus Ägypten beschreibt die Autorin die Knechtschaft einer schädlichen Beziehung. Anschließend erklärt sie, wie der Weg in die Freiheit aussehen kann. Sie schildert, wie sich Manipulation anfühlt, nennt Taktiken der Täter und untersucht ihre Beweggründe. Die konkreten Handlungsschritte im zweiten Teil des Buches machen Mut und zeigen, dass Veränderung möglich ist.
Die Schreibweise des Buches ist leicht verständlich. Die Autorin verzichtet größtenteils auf schwierige Fachbegriffe. Vier Fallbeispiele sorgen dafür, dass die Informationen leicht nachvollziehbar sind. Der Leser kann sich gut in den beschriebenen Personen wiederfinden und so klarer erkennen, ob eine Beziehung toxisch ist – sei es in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gemeinde.
Die meisten Beispiele in diesem Buch handeln von Verletzungen, die Eltern ihren Kindern zufügen, beispielsweise indem sie in der Öffentlichkeit ein anderes Gesicht zeigen als zu Hause. Doch auch das Leiden am Ehepartner wird thematisiert, ebenso wie Probleme mit Vorgesetzten. Durch das breite Spektrum der Anwendungsbeispiele ist dieses Buch sicher für jeden interessant, der mit Menschen zu tun hat. Es ist wohltuend zu erleben, wie sich der Nebel beim Lesen lichtet und immer klarer zu erkennen ist, wo Menschen nicht richtig miteinander umgehen.
Die Stimme der Autorin ist verständnisvoll und mitfühlend. Immer wieder fordert sie ihre Leser auf, innezuhalten und eine Pause zu machen, um das Gelesene besser zu verkraften. Sie liefert gleich Atem- und Bewegungsübungen für diese Zeiten mit.
Von Marianne Müller