Der Vorsitzende der Deutschen Evangelischen Allianz, Michael Diener, wirbt dafür, dass evangelikale Christen mit Offenheit anderen Religionen wie dem Islam begegnen und den Dialog suchen. Offenheit schließe jedoch „Religionsvermischung und Religionspluralismus“ in der Heilsfrage aus.
Die Wahrnehmung der Welt und der Menschen mit ihren religiösen und kulturellen Prägungen ermögliche erst Begegnung, so Diener der erneut den Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, gegen Kritik aus evangelikalen Kreisen in Schutz nahm. Die Konferenz Bekennender Gemeinschaften hatte die Mitwirkung von Landesbischof Bedford-Strohm im Kuratorium des Münchner Forums für Islam kritisiert und ihm vorgeworfen, sich als „Islamversteher“ instrumentalisieren zu lassen.
Das Engagement von Bedford-Strohm werde im weiten evangelikalen Raum jedoch unterschiedlich bewertet, argumentiert Diener, der auch Mitglied der EKD-Synode ist. Der Schritt des Landesbischofs in das Kuratorium eines Islamischen Zentrums könne selbstverständlich als zu weitgehend abgelehnt werden. Dies jedoch als „unevangelisch“ zu geißeln oder eine Rücknahme zu fordern, ginge eindeutig zu weit, unterstreicht der Theologe.
Im Umgang mit anderen Religionen gibt es Diener zufolge in der evangelikalen Bewegung durchaus Unterschiede. Für die Einen seien Dialog sowie Zusammenarbeit in Fragen des Gemeinwohls selbstverständlich, während andere möglichst Abstand wahren wollten und um das „christliche Abendland“ fürchteten. Viele Evangelikale möchten Menschen muslimischen Glaubens gerne in die freiheitlich demokratische Gesellschaft integrieren und diesen Prozess mitgestalten. „Andere sehen muslimische Menschen sehr durch die ‚Brille des Islamismus‘ und vom Umgang des Islam mit Minderheiten her und möchten deren Zuwanderung begrenzen“, sagt Diener.
Der Reichtum der Evangelischen Allianz sei deren Vielfalt, argumentiert Diener. Ihre in Landes-und Freikirchen etwa gleichstark beheimateten Unterstützer könne man in Allianzevangelikale, charismatische Evangelikale sowie „Bekenntnisevangelikale“ unterscheiden. Letztere seien eine zahlenmäßig kleine, aber inhaltlich wichtige Gruppe. Seine Aufgabe sehe er darin, „eher progressive und eher konservative Evangelikale“, auch durch gegenseitiges Ermutigen und Ermahnen, zusammenzuhalten, sagt Diener.
Hauptamtlich steht der 53-jährige Pfarrer seit 2009 als Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbandes an der Spitze des Dachverbandes des landeskirchlichen Pietismus. Seit vier Jahren ist Diener zudem ehrenamtlicher Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz, die 1.100 Ortsgruppen und rund 340 überregionale Werke und Verbände mit rund 1,2 Millionen evangelikalen Christen vereint.
(Quelle: epd)