Die ehemalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan ist am Dienstagabend in Potsdam mit dem Abraham-Geiger-Preis geehrt worden. Die Auszeichnung des Rabbinerseminars "Abraham-Geiger-Kolleg" ist mit 10.000 Euro dotiert, die traditionell einem Zweck im Bereich der Rabbiner- und Kantorenausbildung zukommen sollen.
Ihnen ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass die Jüdische Theologie nach fast zweihundert Jahren endlich als Fach an der deutschen Universität etabliert werden kann," begründete die Jury Ihre Entscheidung. "Damit haben Sie die Gleichberechtigung der jüdischen Theologie mit den christlichen Theologien und dem Islam hergestellt. So hatte es sich unser Namensgeber Rabbiner Abraham Geiger (1810-1874) schon Anfang des 19. Jahrhunderts gewünscht."
Laudator war der Vizepräsident der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg, Prof. Dr. Christoph Markschies. "Es bedurfte der Initiative der damaligen Bundesministerin Schavan, dass man im notorisch unterfinanzierten deutschen Universitätssystem überhaupt daran denken konnte, jüdische Theologie in irgendeiner Mitte irgendeiner deutschen Universität zu etablieren", sagte der evangelische Theologe.
In ihrer Annahmeerklärung sagte Annette Schavan: "Ich bin davon überzeugt, dass die Theologien der drei großen Weltreligionen – des Judentums, des Islams und des Christentums – im Haus der Wissenschaft wichtig sind und bin froh darüber, dass entsprechende Initiativen erfolgreich waren." 2010 hatte der Wissenschaftsrat entsprechende Empfehlungen herausgegeben, die durch das Bundesministeriums für Bildung und Forschung und die Wissenschaftsministerien der Länder umgesetzt werden.
Der brandenburgische Landtag beschloss am Mittwoch in Postdam eine Änderung des Hochschulgesetzes. Damit ist der Weg zur Gründung der ersten jüdisch-theologischen Einrichtung einer staatlichen Universität in Deutschland frei. Die "Jewish School of Theology" der Universität Potsdam soll im Wintersemester starten.
(Quelle: Mit epd-Material)
